Brüggen Würstchen und Steaks aus dem Automaten

Brüggen · Auf dem Pötterhof in Hülst können Besucher einen Blick in den Ferkelstall werfen. Daneben gibt es Fleisch und Wurst "to go"

 Pötterhof-Chef Willi Steffens vor dem neuen Wurstautomaten.

Pötterhof-Chef Willi Steffens vor dem neuen Wurstautomaten.

Foto: biro

Schinkenwurst, Krakauer Würstchen, Lummersteaks für die Pfanne und Bauchfleisch für den Grill — bei Bauer Willi Steffens in Hülst gibt es Fleisch und Wurst jetzt "to go": Der 55-Jährige hat auf dem Pötterhof in einem kleinen Raum zwei Automaten aufgestellt, an denen sich Kunden selbst bedienen können. Für den Anfang will Steffens täglich von 8 bis 20 Uhr öffnen, im kommenden Sommer, während der Grillsaison, auch bis 22 Uhr. Ob die Kunden das Angebot annehmen, müsse sich zeigen, sagt Steffens: "Für uns ist es ein Experiment, weil wir weit ab vom Schuss sind."

Insbesondere für Ausflügler, für Großeltern mit Enkeln könne der Besuch interessant sein, hofft der Bauer. Denn neben den Automaten befindet sich das Highlight des Hofs: ein Schaufenster, durch das Besucher die Ferkel im Eingewöhnungsstall beobachten können. Steffens kauft die Tiere im Alter von sieben bis acht Wochen in Sonsbeck. "Für die Schweine das zweitschlimmste Erlebnis in ihrem Leben", sagt Steffens. "Erst die Trennung von der Mutter, dann der Umzug in einen anderen Stall."

 Die Ställe sind zu einer Seite hin offen, so dass frische Luft und Tageslicht hineingelangen. Täglich wird die Strohunterlage gewechselt.

Die Ställe sind zu einer Seite hin offen, so dass frische Luft und Tageslicht hineingelangen. Täglich wird die Strohunterlage gewechselt.

Foto: biro

Im Eingewöhnungsstall liegt Stroh, dahinter ist der Betonboden mit Sägemehl bestreut. Ein Erd- und Sandhaufen in der Ecke lockt Buddelferkel. Links und rechts gibt es Futter, weiter hinten schließt ein Mäuerchen den Toilettenbereich ab. "Schweine sind sehr saubere Tiere", sagt Steffens. "Die machen nicht überall hin." Er erklärt auch, warum es verschiedene Untergründe gibt: "Schweine schwitzen nicht wie wir Menschen über die Haut, sondern nur über den Rüssel." Deshalb legen sie sich auf kühlen Boden, wenn ihnen warm ist, und ins Stroh, wenn ihnen kalt ist.

Nach drei Wochen ziehen die Ferkel in einen Frischluftstall um. Steffens vermarktet die Schweine unter dem Slogan "Wo das Schwein noch Schwein sein darf". Dazu gehört für Steffens Stroh: 2500 Schweine leben in Außenklimaställen, die frische Luft und Tageslicht hineinlassen, auf Stroh. Spaltenböden, bei denen Kot und Urin durch die Rillen fallen und Ammoniakgase aufsteigen, kommen für Steffens nicht in Frage. Das sei weder für Tier noch Mensch gut: "Ich will in einem solchen Stall nicht arbeiten, meine Mitarbeiter auch nicht."

Auch die Größe der Ställe sei wichtig, betont er: "Bei uns haben die Schweine mindestens 20 Prozent mehr Platz als vom Gesetzgeber gefordert." Den Kollegen in der konventionellen Schweinemast wolle er nichts, jeder mache das, was er für richtig halte, "aber der konventionelle Stall ist für die Schweine wie 24 Stunden Schulbusfahren - zu eng, zu warm, zu laut".

Geschlachtet werden die Tiere in Kaldenkirchen. Um den Transport dorthin und um die Vermarktung von Fleisch und Wurst kümmert sich Steffens selbst. Erhältlich sind die Produkte in Hofläden und Supermärkten im Umkreis von etwa 100 Kilometern, häufig steht Steffens auch selbst hinter der Wursttheke eines Markts und erklärt den Kunden, wie seine Schweine leben. "Der Kunde will Fleisch essen, aber sicher sein, dass das Tier gut aufgewachsen ist und nicht durch halb Europa gekarrt wurde", sagt er. Entsprechend will er im kommenden Jahr auch Führungen über den Hof anbieten. Das Schaufenster zum Ferkelstall ist der Anfang.

(RP)
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