Brüggen Zeit zum Kuscheln und Dösen

Brüggen · Paul und Antonella machen es sich bärig gemütlich, die Kängurus ruhen im dicken Fell, die Affen halten ihre Bäuchlein unters Rotlicht, nur die Antilopen frieren sich fast die Ohren ab. Der Tierpark kommt mit der Kälte klar.

Alle Bewohner des Natur- und Tierparks Brüggen haben Wintertief Daisy bestens überstanden. "Für mich war es fast zu wenig Schnee", scherzt Inhaber Stephan Kerren (48). "Im Park ist es jetzt wunderschön. Und den Tieren macht das Wetter wenig aus." Problematisch werde es erst bei Minustemperaturen im zweistelligen Bereich. Die robusten Kamerunschafe, die zweimal im Jahr Nachwuchs bekommen, haben sogar schon ihre ersten Lämmer auf die weiße Welt gebracht. Mehrarbeit bewältigen derzeit die Tierpfleger. Zum einen macht nicht nur Kleinvieh mehr Mist, wenn es sich überwiegend drinnen aufhält, zum anderen sind bei frostigen Temperaturen die Tränken nicht in Betrieb. Daher müssen die Tierpark-Mitarbeiter mit Tonnen durchs Gelände fahren, um das Wasser zu verteilen.

Der Brüggener Tierpark beherbergt rund 130 Tiere aus fünf Kontinenten, doch alle sind europäische Winter gewöhnt. Alpakas, Guanacos und ihre großen Verwandten, die russischen Kamele, kommen nicht so leicht ins Bibbern. Die aus den Anden stammenden Maras – sie sehen aus wie eine Mischung aus kurzlöffligem Keinohrhasen und Riesen-Meerschwein – ziehen sich in ihre selbst gebuddelten Erdhöhlen zurück und stecken jetzt ihre Mümmelnasen nicht so oft aus dem Loch. Auch die Zebras, erzählt Stephan Kerren, wollen in diesen Tagen nicht so gerne ins Freie.

Die beiden Kragenbären Paul und Antonella haben sich aus Stroh ein kuschliges Nest gebaut. Sie halten zwar keinen richtigen Winterschlaf, doch dösen sie viel und fressen derzeit wenig. "Wenn wir sie vor den Stall schicken, weil gründlich saubergemacht werden muss, klopfen sie von draußen schon an die Tür", plaudert der Tierparkbetreiber. Die beiden Bennett-Kängurus wärmt jetzt ein dichteres Fell. "Ihre Art stammt aus Tasmanien, wo ungefähr gleiche Verhältnisse herrschen wie hierzulande. Tatsächlich kommen die beiden aus dem Westerwald und aus Chemnitz", erklärt Kerren. Ihnen reicht es, wenn ihr geschützter Stall frostfrei bleibt. "Empfindlich sind die Antilopen, denen könnten die Ohren abfrieren." Deshalb dürfen die eher unruhigen Fluchttiere auch nur jeweils für etwa eine Stunde nach draußen. Die Rinder trotzen den Schneeschauern in stoischer Ruhe. Sie erwarten im Frühjahr Zuwachs. Die Kaninchen, ein Leben im Freien gewohnt, hoppeln auch im Winter durch den Park.

Beheizte Räume brauchen dagegen die Papageien und die Affen. "Sie müssen um die 20 Grad Wärme haben", sagt Stephan Kerren. "Die Affen gehen durch eine Art große Katzenklappe manchmal raus, gucken aber nur kurz und kommen gleich zurück, um ihren Bauch unter die Rotlichtlampe zu recken." Die Tiere fühlen sich wohl in der Winterpause von November bis März. Manchmal, denkt Stephan Kerren, scheint es so wie bei uns Menschen: "Sie genießen das wie wir einen Abend vorm Kamin: gemütlich von drinnen nach draußen zu gucken."

(RP)
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