Viersen Zusammen auf einem guten Weg

Viersen · Labradoodle Onyx begleitet Hille Dirs durch den Alltag — und lässt sie aufblühen. Die Jugendliche ist Autistin

Viersen: Zusammen auf einem guten Weg
Foto: J. Knappe

Onyx genießt die Streicheleinheiten von Hille Dirs. "Seitdem der Hund da ist, hat sich das Leben meiner Tochter komplett verändert", sagt Regina Dirs (50). Sie ist glücklich, ihre Tochter lächeln zu sehen. Ein seltener Anblick. Bei Hille (16) wurde im Februar 2015 Autismus diagnostiziert. Die evangelische Kirchengemeinde half der Familie in der schweren Zeit. Durch deren Unterstützung kamen für Begleithund Onyx Spenden in Höhe von 16.000 Euro zusammen, jetzt fehlen noch 4000 Euro. Erst dann gehört der Hund Hille allein.

Familie Dirs wusste schon immer, dass Hille anders ist als Gleichaltrige. Nach der Diagnose Autismus suchte die Familie Möglichkeiten, ihr besser durchs Leben zu helfen und fand ihn: Vierbeiner Onyx, ein schwarzer Labradoodle, ein Mix aus Pudel und Labrador mit langem Fell und schwarzen Knopfaugen. "Es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick", erinnert sich die Mutter an die erste Begegnung 2016. Durch den neuen Mitbewohner fühlt sich die schüchterne Jugendliche sicherer und ist mobiler. "Bevor der Hund da war, ist sie nie rausgegangen", sagt ihre Mutter.

Eine Woche lang hat die Ausbilderin des Hundes aus Görlitz die Familie bei der Eingewöhnung begleitet. Seit einigen Wochen sind sie nun auf sich gestellt. Onyx weicht nicht von Hilles Seite. Sie geht mit ihm Gassi, Eis essen, auch mal ins Kino und ist wieder regelmäßig bei den Pfadfindern.

Onyx, der zunächst Onchi hieß, wurde von der Kynos-Stiftung "Hunde helfen Menschen" ausgebildet. "Wir sind aber noch nicht am Ziel", sagt Regina Dirs. Die Kosten für Onyx werden von keiner Stelle oder Amt getragen. Für den evangelischen Pfarrer Andreas Grefen war die Unterstützung selbstverständlich: "Wir haben auf unserer Homepage auf das Schicksal von Hille aufmerksam gemacht und auch im Gottesdienst die Kollekte dafür gesammelt." Er kennt Hille aus dem Konfirmanden-Unterricht. Die Gemeinde hat die Bürgschaft bei der Kynos Stiftung übernommen. Die Kosten für den Begleithund können in Raten gezahlt werden. Regina Dirs wird manchmal in der Stadt angesprochen: ",Ach, das ist also der Onyx' sagen einige", erzählt sie. Hilles Mutter freut sich über die Anteilnahme und die große Spendenbereitschaft.

Die Familie hofft, dass der Vierbeiner Hille im Alltag hilft. Auch die Fehlzeiten am Berufskolleg sollen sich reduzieren, denn die Jugendliche ist oft krank. "Ich gehe auch drei Tage in die Jugendwerkstatt", sagt sie. Ihre Mutter fährt sie täglich zur Schule, für den Rückweg nutzt die Jugendliche Bus oder Bahn. Dabei nimmt sie oft Umwege in Kauf, denn: "Sie kann nicht fahren, wenn viele Menschen um sie herum sind", erklärt Hilles Mutter.

Hilles große Leidenschaft: "Ich male sehr gerne", sagt sie und zeigt auf Bilder mit Mangafiguren und Zauberern. Auch wenn sie gern für sich ist, darf Onyx in ihrem Zimmer auf einer eigenen Decke schlafen. Schon bald wird der Hund drei Jahre alt. Renate Dirs denkt weiter: "Ich will mir nicht ausmalen, dass Onyx mal nicht mehr lebt." Denn sobald sie die letzte Rate für diesen Vierbeiner gezahlt haben, müssten sie eigentlich wieder anfangen zu sparen: "Vielleicht wird es dann aber mit einem normalen Hund funktionieren, das kann man jetzt noch nicht sagen", so die Mutter von drei Kindern. Für sie zählt im Moment nur eines: Ihre Tochter endlich wieder lächeln zu sehen. Jannetta Janssen

(janj)
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