Wassenberg Auf den Spuren der Archäologen

Wassenberg · Für die Wassenberger Ortsumgehung muss die rund 5,7 Kilometer lange Trasse von Archäologen untersucht werden. Grabungsleiter Johannes Englert berichtet von Spuren der Bronze- und Eisenzeit sowie einem Höhengrab bei Ratheim.

 Eine Fotografie der archäologischen Ausgrabung im Bereich der Ausgleichsfläche für die Bundesstraße 221n in Hückelhoven-Altmyhl.

Eine Fotografie der archäologischen Ausgrabung im Bereich der Ausgleichsfläche für die Bundesstraße 221n in Hückelhoven-Altmyhl.

Foto: artemus GmbH

Die Freude war groß bei Hermann Theißen und Johannes Englert, als sie zu einer archäologischen Wanderung entlang der Trasse der künftigen Ortsumgehung für Wassenberg, der Bundesstraße 221, am Feuerwehrgerätehaus in Myhl zahlreiche Interessierte begrüßen konnten. Theißen, der Vorsitzender des Heimatrings Myhl-Altmyhl ist, zählte mit 66 Köpfen eine Rekordteilnahme für eine Wanderung des Heimatrings. Englert, der als Ausgrabungsleiter für das Amt für Bodendenkmalpflege im Landschaftsverband Rheinland für die Ausgrabungen und die wissenschaftliche Auswertung der Funde verantwortlich zeichnet, staunte über das große Interesse an seiner Arbeit.

Im Sommer 2016 haben in der Ortslage Erkelenz-Vossem die archäologischen Untersuchungen im Bereich der Trasse für die neue Bundesstraße begonnen, die bei einer Länge von rund 5,7 Kilometern und mit neuen Brückenbauwerken östlich an Wassenberg vorbei und entlang der Myhler Schweiz entstehen soll. Aus Sicht der Bodendenkmalpflege besteht kein Grund, etwas an der Planung zu ändern oder die Bauarbeiten einzuschränken. Dies erklärte Johannes Englert, während sich die große Gruppe über den Leistenweg zur ersten Station der Wanderung an der Baustelle für eine Brücke machte. Dort informierte er darüber, dass im nördlichen Teil der Abtragungen bei Vossem nichts gefunden wurde, was von Bedeutung oder für eine Archivierung wichtig wäre.

 Hermann Theißen (2.v.r) vom Heimatring Myhl-Altmyhl und Archäologe Johannes Englert (4.v.r.) informierten viele Interessierte.

Hermann Theißen (2.v.r) vom Heimatring Myhl-Altmyhl und Archäologe Johannes Englert (4.v.r.) informierten viele Interessierte.

Foto: Lehmkuhl

Fündig wurden die Archäologen hingegen südlich der Landstraße nach Erkelenz östlich von Myhl und der Myhler Schweiz. Auch wenn es für den Laien nicht vorstellbar ist, erkannte der Fachmann zum einen Spuren einer Siedlung aus der jüngeren Bronzezeit und rund 200 Meter davon entfernt Reste eisenzeitlicher Vorratsgruben. In aller Regel gehen die Forscher zielgerichtet, wenn sie den Bereich einer Trassenführung kennen, von Informationen oder Notizen aus, die sie in alten Unterlagen finden, oder von Scherben oder Vasen, die irgendwann einmal an die Oberfläche gelangt sind und dann irgendwo deponiert oder registriert wurden. So wurden etwa Vasen von einem Feld am Rande der Myhler Schweiz ins Heimatmuseum nach Heinsberg gebracht. Dort fand Englert den Ansatz, der ihn schließlich zum Fund der Pfostengruben im jetzigen Maisfeld brachte.

Nicht weniger interessant als die archäologischen Funde waren die Hinweise, die Englert auf das frühere Leben gab. So staunten nicht viele, als er meinte, dass in der Eisenzeit die Abholzungen der Wälder größer waren als heutzutage, oder dass es durchaus römische Straße rund um Myhl gegeben haben könnte, die man sich allerdings eher als Feldwege denn als befestigte Wege vorstellen musste und die im Laufe der Jahrhunderte eingeebnet und umgepflügt wurden.

Wenn auch die Erkenntnisse der Bodenuntersuchung nicht von epochaler Bedeutung sind, so haben sie dennoch einen Wert, der in den Unterlagen festgehalten wird. "Dadurch wird unser Wissen um eine dauerhafte Besiedlung des Gebietes erweitert. Unser Bild von der Nutzung der Region durch die Menschen wird dadurch deutlicher."

Einen archäologischen Fund konnte Englert den Teilnehmern der Wanderung noch mitteilen, auch wenn dieser außerhalb des Plangebiets der B 221 n auf Ratheimer Gebiet liegt. Dort wurden Spuren eines Höhengrabes gefunden. Grabbeilagen oder Scherben von Urnen wurden entdeckt. Das Grab selbst ist nicht mehr erkennbar.

(kule)
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