Wassenberg Begegnung über Kochkunst und Musik gelingt

Wassenberg · Beim ersten Fest der Begegnung auf dem Wassenberger Roßtorplatz kommen sich Flüchtlinge und Einheimische näher.

 Neben musikalischen Darbietungen gab es für die Gäste natürlich auch genügend Auswahl an Speisen aus vielen Ländern.

Neben musikalischen Darbietungen gab es für die Gäste natürlich auch genügend Auswahl an Speisen aus vielen Ländern.

Foto: Jürgen Laaser

Kurz vor 16 Uhr deutet Mateki Susan auf ein leeres Tablett. "Fertig", sagt sie und gibt mit einer Handbewegung zu verstehen, dass das Reisgericht schon ausverkauft ist.

Die 14-Jährige aus Afghanistan hilft ihrer Mutter, die zusammen mit drei anderen Frauen Spezialitäten aus ihrer Heimat anbietet. Seit gut zwei Stunden ist das Fest der Begegnung auf dem Roßtorplatz im Gange, und der Pavillon gegenüber vom Landhaus Brender bekommt großen Zulauf: Neben dem inzwischen ausverkauften Reisgericht gibt es hier noch Baklava - "sehr, sehr süß", wie die 14-Jährige betont - und mehrere afghanische Kartoffeltorten. Auch von ihnen sind nur noch wenige da. "Sie waren für 100 Leute", sagt Susan und lächelt stolz.

Zum Fest der Begegnung, das vom Flüchtlingsnetzwerk Wassenberg organisiert wurde und unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Manfred Winkens steht, bieten die Gastronomen rund um den Wassenberger Roßtorplatz Kostproben aus den unterschiedlichen Heimatländern der Geflüchteten an.

Auf der Bühne sorgt eine Mischung aus internationaler Live- und Tonbandmusik für die musikalische Untermalung. Herbert Zantis vom Flüchtlingsnetzwerk hat die Musiker mit Hilfe der Initiative "Kultur ohne Grenzen" aus Linnich zusammengestellt. Unter den Künstlern ist auch Ali Kurdistani, der in der Flüchtlingsunterkunft in Wassenberg untergebracht ist und beim Fest der Begegnung einen Auftritt hat.

Während im vergangenen Jahr in der außerhalb gelegenen Flüchtlingsunterkunft ein Sommerfest gefeiert wurde, sollte das Fest diesmal ins Zentrum gerückt werden und so zu einer Begegnung und einem Kennenlernen beitragen. "Wir finden es toll, dass so viele gekommen sind", sagt Irmgard Stieding, Sprecherin des Flüchtlingsnetzwerks. Positiv überrascht ist auch André Sroka vom Restaurant-Hotel Alt Wassenberg, der orientalische Zuccini-Plätzchen und Kuchen anbietet: "Ich hatte Angst, dass die Berühnungsängste größer wären." Im Weinkeller St. Georg stehen Couscous-Salat mit Rosinen und Minze, Hühnchenschenkel mit Möhren und Kreuzkümmel sowie syrisches Ananas-Kompott mit Yoghurt, Mandeln, Pistazien und Honig auf der Karte.

Zuvor hat Susanne Schwab vom Flüchtlingsnetzwerk mit einem Dolmetscher die Rezepte zusammengetragen. Mit leuchtenden Augen hätten die Geflüchteten von ihrer Küche erzählt: "Es war spannend, neue Lebensmittel und Gewürze kennenzulernen", sagt Schwab. Auch beim Kochen haben die Flüchtlinge die Gastronomen unterstützt. Im Braukeller etwa halfen zwei Männer aus Syrien und Ghana bei der Zubereitung von gebratenen Kochbananen und Falafel.

In der Galerie von Klaus Noack, die seit Anfang August an der Roermonder Straße in Wassenberg eröffnet ist, hat er anlässlich des Festes ein Skulpturenensemble unter dem Titel "Migration" des Künstlers Viktor Nono ausgestellt. Bereits 2005 wurde sie fertiggestellt. Die Skulptur aus dem Genre "arte povera" besteht aus Holz, Teerpappe und Nägeln und passt damit zum Thema: "Derjenige der aufbricht, hat nur das Nötigste bei sich, er kommt ärmlich an einem anderen Ort an", sagt Noack. Mehrere Gefäße stehen in dem Ensemble, aber nicht nur für das materielle Gepäck, sondern auch für das Leid, den Kummer und die Not, die die Flüchtlinge erleiden müssen. Ein Bein wendet sich von den Gefäßen ab, es zeigt den Übertritt nach Außen. Noch einige Wochen wird die Skulpturengruppe in der Galerie Noack zu sehen sein.

(ubg)
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