Wassenberg Burg und Innenstadt im Aufwind

Wassenberg · Wassenberg 2016: Erste Erfolge zur Belebung des Stadtkerns. Windradfläche am Wald erhitzt Gemüter.

 Anfang November stellt Bürgermeister Manfred Winkens die neuen Eigentümer der Burg Wassenberg vor: Peter Willemsen (r.) und seine Söhne Alexander und André (v.l.). Die Wiedereröffnung ist für 2018 geplant.

Anfang November stellt Bürgermeister Manfred Winkens die neuen Eigentümer der Burg Wassenberg vor: Peter Willemsen (r.) und seine Söhne Alexander und André (v.l.). Die Wiedereröffnung ist für 2018 geplant.

Foto: Jürgen Laaser

Die Wiederbelebung der Wassenberger Innenstadt, die mit vielen leerstehenden Ladenlokalen zu veröden drohte, hat in diesem Jahr gleich mehrere Anfangshürden genommen. Etliche Läden haben neue Mieter gefunden, die weitgehend dem Konzept, das der Marketingberater der Stadt gemeinsam mit der Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung entwickelt hat, entsprechen. Professor Harald Ross hatte der Stadt ein individuelles Nischenkonzept empfohlen: Als "Genuss-Stadt" solle Wassenberg auf kulinarische und kulturelle Nischen setzen. Während Kunst, Kunstgewerbe und besondere Textilien schon präsent sind, fehlen freilich noch Anbieter, die im Bereich Lebensmittel/Feinkost/Regionale Produkte Spezielles bieten. So wie es beim neuen Abendmarkt, der im Frühjahr/Sommer jeden ersten Freitag im Monat viele Besucher auf den Roßtorplatz zog, schon der Fall war. Mit der Idee des Abendmarktes stieß die Stadt offenbar in eine Lücke in der Region. Die Reihe soll fortgesetzt werden.

Die "Ankerveranstaltung" schlechthin für Wassenbergs Genuss-Image, der Schlemmer-Markt Rhein-Maas, wird im neuen Jahr hingegen noch mehrfach Thema sein, nachdem Organisator Hans Brender in der vergangenen Woche seinen Rückzug angekündigt hat. Stadt und Kreis wollen in die Bresche springen, um die Veranstaltung mit ihrer gewohnten Ausstrahlung aufrecht zu erhalten. Schon Anfang des neues Jahres soll ein neues Organisationskonzept entwickelt werden.

 Am 20. November wird Pfarrer Dr. George Panna als neuer Pfarrvikar von St. Marien Wassenberg eingeführt.

Am 20. November wird Pfarrer Dr. George Panna als neuer Pfarrvikar von St. Marien Wassenberg eingeführt.

Foto: Laaser Jürgen

Voraussetzung zur Belebung der Innenstadt ist der im Frühjahr beginnende verkehrsberuhigte Umbau der Graf-Gerhard-Straße zwischen Parkstraße/Patersgraben und Kirchstraße, nach dem das Teilstück zur Einbahnstraße werden wird. In diesem Jahr wurden in Gesprächen der Stadt mit Bezirksregierung und Land die Weichen für diese vor Fertigstellung der Umgehung B 221n vorgezogene Maßnahme gestellt. Die im früheren Stadtsanierungskonzept bereits umrissene Planung durch das Büro MWM wurde überarbeitet und in der letzten Ratssitzung des Jahres beschlossen.

Ohne die Burg als historisches Wahrzeichen und gleichermaßen touristisches wie gastronomisches Aushängeschild der Stadt ist und bleibt das Innenstadtkonzept unvollständig. Monate zäher Investorensuche für das seit Ende 2015 verwaiste Denkmal folgten in diesem Jahr, bis Bürgermeister Manfred Winkens Anfang November dem Stadtrat die erlösende Nachricht vom Verkauf der Burg an die Wegberger Familie Peter Willemsen verkünden konnte. Bis Mitte 2018 wollen die neuen "Burgherren" das Haus umfassend restaurieren und die Tradition des Hotel-Restaurants wiederbeleben, ob komplett in Eigenregie oder mit einem Restaurant-Pächter im Boot, ist noch unklar. Ein Blick aufs Burggelände zeigt bereits, dass die Arbeiten im Gange sind.

 Spitzenkoch Nelson Müller bekommt die Goldene Schlemmer-Ente beim Schlemmer-Markt.

Spitzenkoch Nelson Müller bekommt die Goldene Schlemmer-Ente beim Schlemmer-Markt.

Foto: JL (Archiv)

Im Bergfried, der der Stadt gehört, ist der lang ersehnte Aufzug, gefördert mit Interreg-Mitteln, gerade fertig geworden, die Außenlifte folgen Anfang des Jahres und sichern dann die für Veranstaltungsräume nötige Barrierefreiheit des Denkmals, das zunehmend als Ausstellungsraum geschätzt wird.

Die Begegnungsstätte am Pontorsonplatz wird sich ihren Betrieb ab 2017 mit dem neuen "Naturparktor" des Naturparks Schwalm-Nette teilen müssen. Die Bücherkiste zieht (wie gestern berichtet) an die Roermonder Straße um. Die Stadt war hocherfreut über die Entscheidung des Zweckverbandes, in Wassenberg den Nachfolger für das Naturparkzentrum Wildenrath zu eröffnen, das den touristischen Ambitionen der Stadt entgegen kommt.

Die Umgehung B 221n, für die Brückenbauten und Rodungsmaßnahmen im Gange sind, hinterlässt erst seit Kurzem deutliche Spuren im Gelände, die Hauptarbeiten werden 2017 beginnen.

Als Bauprojekte wurden im Zusammenhang mit dem endlich nach Verzögerungen verabschiedeten Brandschutzbedarfsplan Neubauten für die Feuerwehrhäuser in Wassenberg und Myhl geplant. Zwischen Wassenberg und Birgelen wächst die Wohnbebauung, der Bebauungsplan 80 B "Roermonder Straße" ist derzeit im Beteiligungsverfahren und soll die starke Nachfrage nach familienfreundlichen Grundstücken decken helfen. Angestoßen wurde in diesem Jahr zudem die Zukunftsplanung für eine zentrale Freiluft-Sportanlage an der L 117 in Orsbeck für Rasensportarten, Leichtathletik und Tennis. Auch Planungen für eine neue Sporthalle und einen Klassentrakt (Ersatz des "Ofra"-Baues) an der Betty-Reis-Gesamtschule, gerade erst Thema im Fachausschuss, soll es 2017 geben.

Kontroverse Diskussionen und Bürgerproteste provozierte die von der Stadt und der Mehrheit im Stadtrat gewünschte Konzentrationsfläche für Windenergieanlagen im Birgelener Wald. Die Stadt möchte durch die Änderung des Flächennutzungsplanes vermeiden, dass an vielen anderen Stellen in Wassenberg Windräder gebaut werden, das lässt sich nur durch eine ausgewiesene Fläche erreichen. Die Stadt hat keine rechtliche Möglichkeit, jeglichen Windradbau auszuschließen. Viele Bürger und Naturschützer sind strikt gegen Windräder in Waldbereichen, die Tierwelt und Landschaftsbild beeinträchtigen. Sie taten ihren Unmut unter anderem im Oktober bei einer Demonstration vor dem Rathaus kund.

(RP)
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