Wassenberg Denkmäler halten Geschichte lebendig

Wassenberg · Heimatvereinsvorsitzender Sepp Becker hielt im Bergfried einen Vortrag über Wassenbergs Denkmäler. Nicht immer war man nach dem Krieg um Restaurierung historischer Bauten bemüht. Heute ist die Finanzierung oft ein Problem.

 Die im Krieg total zerstörte Propsteikirche, von der nur der Turm erhalten blieb, wurde durch einen Neubau ersetzt.

Die im Krieg total zerstörte Propsteikirche, von der nur der Turm erhalten blieb, wurde durch einen Neubau ersetzt.

Foto: Archiv Heimatverein

Mit der Zeit gehen und sich entwickeln oder historische Gebäude erhalten, das ist laut Sepp Becker, Vorsitzender des Heimatvereins Wassenberg, das Spannungsfeld des Denkmalschutzes. Worauf die Entscheidung fällt, hänge vom "Bewusstsein der Menschen" ab, und die Menschen hätten durchaus ein geschichtliches Bewusstsein.

"Eine Bevölkerung muss wissen, was sie erhalten will und was es ihr wert ist", sagte Becker bei seinem Vortrag zum Tag des Denkmals im Bergfried. Einmal im Jahr rücken viele Städte und Gemeinden in ganz Deutschland den Denkmalschutz an diesem Tag in den Vordergrund. Dazu machen sie Denkmäler zugänglich oder organisieren Vorträge. In diesem Jahr lautete das Motto: "Gemeinsam Denkmäler erhalten".

Nicht immer entscheiden sich die Menschen für die Geschichte. Bei der Wassenberger Basilika ist das der Fall gewesen. Nach dem Krieg habe es wenig Interesse gegeben, das zerstörte Kirchengebäude zu restaurieren, sagte Becker. Obwohl der damalige Pfarrer die alte Basilika von 1118 gerne wieder aufgebaut hätte, entstand mit der heutigen Propsteikirche St. Georg ein moderner Bau.

Ein positives Beispiel sei hingegen der Bergfried. Schon in der Begrüßung hatte Bürgermeister Manfred Winkens ihn als "gute Stube der Stadt Wassenberg" bezeichnet. "Der Bergfried steht den Menschen zur Verfügung", sagte Becker. Damit hat das Denkmal einen Nutzen und wird erlebbar. Immer wieder stellen Künstler ihre Werke in den Räumen des Bergfrieds auf, und der Heimatverein öffnet den ehemaligen Wohnturm regelmäßig für interessierte Besucher. Der Bergfried hat einen Wert für die Stadt.

Im gesamten Stadtgebiet Wassenbergs gibt es über 70 Denkmäler. Sie alle erzählen unterschiedliche Geschichten und sagen einiges über Denkmäler und Denkmalschutz aus.

"Denkmäler verändern sich", sagte Becker. Das zeigte er am Beispiel des Roßtors. Das letzte der drei Stadttore besaß zwischenzeitlich kein Dach mehr. Auch die evangelische Hofkirche in der Innenstadt habe sich verändert. In dem Gebäude, das viel über die Kirchengeschichte in Wassenberg aussage, sei der Altar weiter nach vorne gerückt, und das Ehrenmal für die Soldaten fehle mittlerweile. Was Denkmäler leisten, machte Becker am jüdischen Friedhof deutlich. Durch ihn würden die Spuren des jüdischen Lebens in der Stadt nachgezeichnet, das vor allem nach dem Krieg nur wenigen Menschen bewusst gewesen sei.

Die Menschen müssten antworten auf die Fragen finden, wer den Denkmalschutz finanziert und wer die Denkmäler erhält. Auch Kritisches und Nachdenkenswertes sagte der Vorsitzende des Wassenberger Heimatvereins: Von Seiten der Politik etwa hapere es manchmal an der notwendigen Unterstützung für die Denkmalpflege.

Grundsätzlich gelte: "Wenn Menschen sich für den Denkmalschutz einsetzen, dann kann man zum Erfolg kommen." In Wassenberg gebe es viele Ehrenamtliche, die sich darum kümmern, Denkmäler zu erhalten.

(anek)
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