Wassenberg Donatusglocke in den Turm gehoben

Wassenberg · Der Kirchturm der katholischen Gemeinde St. Johann Baptist hat gestern die neue Donatusglocke bekommen. Unter großer Anteilnahme der Gläubigen wurde sie an Ort und Stelle gebracht. Die alte Glocke kann nun zurück nach Polen.

 Maßarbeit: Mit höchster Präzision wurde die neue Donatusglocke gestern in den Turm der katholischen Kirche St. Johann Baptist Myhl gebracht. Die Myhler sprachen von einem "großen Moment".

Maßarbeit: Mit höchster Präzision wurde die neue Donatusglocke gestern in den Turm der katholischen Kirche St. Johann Baptist Myhl gebracht. Die Myhler sprachen von einem "großen Moment".

Foto: JÜRGEN LAASER

Noch nicht mal eine Minute dauert es, ehe die 823 Kilogramm schwere Glocke weit oben am Kirchturm angekommen ist. Wer von diesen Momenten ein Foto "schießen" wollte, der musste schon schnell sein. Und dann fehlten doch noch einige wenige Zentimeter, um das gute Stück in den Turm zu kriegen - ein kleiner Teil der Mauer musste flugs herausgeschlagen werden.

Diese Szenerie lockte gestern Vormittag viele Myhler, darunter sogar auch die Kinder des Myhler Kindergartens, zu ihrer Kirche St. Johann Baptist. Die neue Donatusglocke, die vor einigen Wochen in einem großen Pontifikalamt mit dem emeritierten Kölner Kardinal Joachim Meisner geweiht wurde, ist nun an ihrem eigentlichen Platz, nämlich im mächtigen Glockenturm der katholischen Kirche, angekommen. Ein Kran hievte die im Juni im Kloster Maria Laach gegossene Glocke hoch.

"Das ist Maßarbeit", konstatierten die Myhler. Oder auch: "Das ist ein besonderer Moment, den man nicht alle Tage erlebt." Dass die Myhler Kirche eine neue Glocke bekommen sollte, kam für die Gemeinde damals überraschend. Die Wirren des Zweiten Weltkrieges führten die Glocke nach Myhl. Eigentlich stammt sie aus dem polnischen Schildau (heute Wojanow). 1943 wurde die Glocke dort aus dem Kirchturm genommen und kam nach Hamburg auf einem "Glockenfriedhof". 1953 kam diese Glocke aus dem Jahr 1638 per Leihvertrag nach Myhl. In Polen hatte man die Glocke nie vergessen, so stellte man 2012 beim Bundesinnenministerium einen Rückführungsantrag.

Für die Myhler Kirche musste nach der offiziellen Genehmigung des Antrages also eine neue Glocke her.

Dass diese nun im Kirchturm angekommen ist, macht die Myhler Katholiken glücklich. Zu ihnen zählt auch Norbert Sendke vom Kirchenvorstand. Mit Begeisterung beobachtete er gestern den Weg der Glocke, stieg sogar selbst hinauf in den Turm und sprach von diesem bereits erwähnten "großen Moment". Mittendrin war auch Propst Thomas Wieners, der ein letztes Mal die Verzierung auf der Bronzeglocke sah, ehe sie in den Turm gehoben wurde. Zu sehen sind das Relief des zweiten Schutzpatrons der Myhler Kirchengemeinde, St. Donatus, das Myhler Wappen, das Gießerzeichen ML (für Maria Laach) 2015, ein Eichenfries und in Latein die Fürbitte "Biete uns Schutz, Donatus, von oben, Myhls tapferer Verteidiger, vertreibe Dämonen, Blitze, Unwetter bitte verscheuche!" Dieser Spruch ist auch auf der bisherigen, der polnischen Donatusglocke zu lesen.

Die polnische Glocke - vorsichtig war sie aus dem Turm genommen und auf eine Palette gesetzt worden. Schon bald soll sie den Weg in ihre ursprüngliche Heimat nach Polen antreten.

Nach ihrer Weihe am 30. August war die neue Donatusglocke im Kirchenraum untergebracht, wo sie bislang betrachtet werden konnte, ehe sie gestern an ihren eigentlichen Platz kam. Das herausgeschlagene Mauerwerk wurde im Anschluss direkt ersetzt und ausgebessert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort