Wassenberg Eine 25-jährige Erfolgsgeschichte

Wassenberg · Vor dem großen Jubiläums-Schulfest der Betty-Reis-Gesamtschule liegt nun die Festschrift druckfrisch vor. Ein Vierteljahrhundert bewegtes Schulleben der ersten Gesamtschule im Kreis Heinsberg werden dargestellt.

 Die große Schulgemeinde der Betty-Reis-Gesamtschule, die heute von über 1300 Jugendlichen besucht wird, präsentiert sich auf dem Titelfoto der Festschrift zum Jubiläum.

Die große Schulgemeinde der Betty-Reis-Gesamtschule, die heute von über 1300 Jugendlichen besucht wird, präsentiert sich auf dem Titelfoto der Festschrift zum Jubiläum.

Foto: Jürgen Laaser

Die Betty-Reis-Gesamtschule bringt sich in Feierstimmung: Vor 25 Jahren wurde sie als erste Gesamtschule im Kreis Heinsberg gegründet. "Wir - 25 Jahre Betty-Reis-Gesamtschule" heißt denn auch das Motto der Projektwoche vom 15. bis 19. Juni, "die in besonderer Weise Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Schule in den Blick nimmt", wie es in der Ankündigung heißt. Zum großen Schulfest am Samstag, 20. Juni, sind alle Freunde der Schule zur Präsentation und zum Mitfeiern eingeladen. Ein offizieller Festakt ist für den 22. August geplant. Druckfrisch zum "Silberjubiläum" liegt die Festschrift vor, die mit vielen Bildern und Berichten in Hochglanz ein Vierteljahrhundert Schulleben Revue passieren lässt.

Schulleiterin Dr. Karin Hilgers zieht Verbindungslinien zu einem auch weltpolitisch besonderen Gründungsjahr - Stichworte sind Wiedervereinigung, Mandelas Entlassung aus dem Gefängnis, Friedensnobelpreis für Gorbatschow oder die Fußballweltmeisterschaft für Deutschland. Auch die Internet-"Erfindung" von Tim Berners-Lee fiel in dieses Jahr.

Neuland war das Gesamtschulprojekt nicht nur für Wassenberg, sondern auch fürs Kreisgebiet - geboren unter erheblichen Geburtswehen und nicht ohne politische Widerstände durchgesetzt. Die Vorgeschichte zur Gründung ist natürlich zu Beginn auch Thema der Festschrift. Sepp Becker und Babara Kaiser, Mitglieder der Gründungsschulleitung und mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Kreisgebiet seinerzeit "Aktivisten" für die Schulneugründung, beschreiben die Schullandschaft und die kreisweiten Initiativen Ende der 80er Jahre für eine Gesamtschule.

Damals "gab es in Wassenberg eine Hauptschule und eine Realschule, die beide knapp zweizügig geführt wurden und durch die Errichtung einer Gesamtschule in einer der Nachbarstädte noch mehr Schüler/-innen verloren hätten bzw. von der Schließung bedroht gewesen wären". Diese Situation sahen in Wassenberg offenbar viele Unterstützer der Gesamtschulgründung, darunter Kirchen, die bestehenden Schulkollegien und eine (knappe) Mehrheit im Stadtrat.

Spannung dann beim Anmeldeverfahren: Voraussetzung waren mindestens 112 Anmeldungen für die Vierzügigkeit. Am Ende wollten sogar 243 Eltern ihre Kinder in die neue Schule schicken. Die Bezirksregierung genehmigte daraufhin die Sechszügigkeit der Schule. Im Kreisgebiet war damit der Damm gebrochen: Ein Jahr später erfolgten Gesamtschulgründungen in Geilenkirchen und Übach-Palenberg.

Längst hat auch das Gros der früheren Kritiker seinen Frieden mit der Gesamtschule gemacht. Die Festschrift umreißt in vielen Kapiteln die Schulentwicklung in Wassenberg als Erfolgsmodell.

Ein besonderes Augenmerk widmet der Band dem Namen der Schule, der zugleich Programm und Herausforderung bedeutet: Betty Reis, die mit 23 Jahren im KZ Bergen-Belsen umgekommene Wassenberger Jüdin, steht als Wegweiser zu Toleranz und Verantwortungsbewusstsein aus dem Geist der Geschichte. Initiatoren der Namensgebung waren Wassenbergs legendärer Heimatforscher (und Ehrenbürger) Heribert Heinrichs und Oberkirchenrat Klaus Eberl, damals evangelischer Pfarrer in der Stadt und Superintendent des Kirchenkreises Jülich. Besuche von Betty Reis' Bruder Walter Reece aus Kanada und später von dessen Witwe und viele Schulprojekte belegen die lebendige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit im Schulleben.

Völkerverständigung ist demnach Programm. Das belegen die Schulpartnerschaften der "Europaschule". Weitere Kapitel widmen sich dem Elefanten als Schulsymbol, den baulichen Erweiterungen der Schule, der Teilnahme an Wettbewerben (Preis "Gute gesunde Schule"), den Veranstaltungen und dem Kollegium im Laufe der 25 Jahre. Der verdiente Gründungsschulleiter Heinrich Spiegel gab 2012 den Staffelstab an Dr. Karin Hilgers weiter.

(RP)
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