Wassenberg/Wegberg Kloster St. Ludwig vor dem Abriss - Bürgerinitiative gibt auf

Wassenberg/Wegberg · Seit Mitte der 1990er Jahre plant die Maharishi-Organisation Meru den Abriss des Klosters St. Ludwig. Jetzt ist es soweit.

 Das Meru-Gelände mit dem Kloster St. Ludwig: Nach den vedischen Prinzipien müssen die Gebäude nach Osten ausgerichtet sein. Weil das alte Franziskanerkloster um 30 Grad versetzt steht, will die Meru-Stiftung es nun abreißen und dort neue Gebäude bauen.

Das Meru-Gelände mit dem Kloster St. Ludwig: Nach den vedischen Prinzipien müssen die Gebäude nach Osten ausgerichtet sein. Weil das alte Franziskanerkloster um 30 Grad versetzt steht, will die Meru-Stiftung es nun abreißen und dort neue Gebäude bauen.

Foto: RP

Louis op de Kamp (65) aus Vlodrop ist bitter enttäuscht. Er war von Anfang an dabei. Seit 1996, also 18 Jahre lang, haben er und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative leidenschaftlich für den Erhalt des Klosters St. Ludwig gekämpft. Vergeblich. Der Raad van State (RvS), eine der höchsten Gerichtsinstanzen der Niederlande, lehnte am vergangenen Freitag den Einspruch der Bürgerinitiative gegen den geplanten Abriss des Gebäudes ab. Damit haben sich die Maharishi-Organisation Meru als Eigentümerin von Kloster St. Ludwig und die Gemeinde Roerdalen, die den Abriss zuletzt befürwortet hat, in einem jahrelangen Rechtsstreit um das Rijksmonument (nationales Denkmal) endgültig durchgesetzt. Die Tage von St. Ludwig sind gezählt.

Die Meru-Stiftung propagiert auf dem Klostergelände an der Grenze zu Wassenberger und Wegberger Stadtgebiet die Transzendentale Meditation in indischer Ausprägung nach ihrem 2008 verstorbenen Gründer Maharishi. Berühmteste Anhänger des indischen Gurus waren die Beatles. So schnell wie möglich möchte die umstrittene Maharishi-Organisation St. Ludwig nun abreißen, weil die alten Gemäuer nicht den vedischen Prinzipien entsprechen. Etwa 100 neue Gebäude sollen auf der heutigen Grundfläche von St. Ludwig entstehen. Nach den vedischen Prinzipien werden die Gebäude nach Osten ausgerichtet sein. Heimatkundler und die Gegner des Abrisses hielten diese Argumentation stets für Unsinn und wiesen statt dessen auf die kulturhistorische Bedeutung von St. Ludwig hin.

In den Jahren vor und nach dem Zweiten Weltkrieg war das Kolleg als Deutsche Schule im Ausland von den deutschen Schulbehörden anerkannt. Das Lehrangebot richtete sich in erster Linie an männliche Schüler aus Deutschland. Insgesamt besuchten zwischen 1909 und 1940 sowie zwischen 1951 und 1977 mehr als 3000 Schüler die Schule, viele davon aus Wassenberg und Wegberg.

Kurz nach dem Kauf hatte die Meru-Stiftung im Jahr 1998 bereits mit Abrissarbeiten im Dachgeschoss und an den Giebeln begonnen. Ein Gericht stoppte diese Arbeiten. Im Zuge des Streits um den Erhalt von St. Ludwig wurden für rund 100 000 Euro Gutachten gefertigt, wonach die Sanierung des früheren Franzikanerklosters zwischen 67 und 100 Millionen Euro kosten würde. Vor diesem Hintergrund konnte die Meru-Stiftung vor mehreren niederländischen Gerichten glaubhaft machen, dass eine neue Nutzung aus finanziellen Gründen nicht umsetzbar ist. Die durch die Gemeinde Roerdalen bereits im September erteilte Abrissgenehmigung sei damit zu Recht erteilt worden, urteilte der Raad van State am Freitag. Die 18 Jahre währende juristische Auseinandersetzung hat ihre Spuren hinterlassen. Louis op de Kamp und seine Kollegen wollen nicht mehr, auch wenn sie theoretisch noch einen Schritt weitergehen können. "Zum Europäischen Gerichtshof? Nein, das tun wir uns nicht mehr an", sagt Louis op de Kamp. Am kommenden Sonntag, 28. Dezember, 10 Uhr, (Café van Kempen/Vlodrop Station) werden sie für interessierte Bürger ihre letzte Wanderung rund um das Klostergelände anbieten. Insgesamt 70 Wanderungen waren es in den vergangenen acht Jahren. "Wir haben ausgespielt", sagt Louis op de Kamp. Weil das Ziel der Initiative - der Erhalt des Klosters St. Ludwig -nun verloren gegangen ist, wird die Bürgerinitiative aufgelöst, kündigt op de Kamp an. Dennoch wertet er das Engagement der vergangenen 18 Jahre nicht als vergeblich. "Wir haben viele Sympathien gewonnen und Beifall von unterschiedlichen Seiten erhalten", sagt der Niederländer.

(RP)
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