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Wassenberg Leben bis zum letzten Atemzug schützen

Wassenberg · Beim "Wassenberger Hospizgespräch" diskutierten Pfarrer Dr. Titus Reinmuth und Transplantationsarzt Heiner Smit kontrovers über Organspende. Die Meinungen im Publikum waren gespalten. Es ging um Ethik und Theologie.

 Ein Spenderorgan ist in vielen Fällen die einzige Chance, das Leben Schwerkranker zu retten, betont der Transplantationsmediziner. Man muss nicht alles Menschenmögliche umsetzen, ist der Pfarrer überzeugt.

Ein Spenderorgan ist in vielen Fällen die einzige Chance, das Leben Schwerkranker zu retten, betont der Transplantationsmediziner. Man muss nicht alles Menschenmögliche umsetzen, ist der Pfarrer überzeugt.

Foto: ANDREAS ENDERMANN (ARCHIV)

Manchmal verrät schon das Äußere vieles über einen Menschen. Der Pfarrer mit weißem Hemd, der Arzt ihm gegenüber ganz in Schwarz. Größer hätte der Kontrast nicht sein können. Er ließ äußerlich erahnen, wie stark sich die Ideale der beiden Referenten zum Thema "Organspende" im Johanniterstift unterscheiden sollten. Ein Trugschluss, denn das "Wassenberger Hospizgespräch" zwischen Pfarrer Titus Reinmuth und Heiner Smit ließ letztlich viel Raum für die Grautöne in Ethik und Theologie, Medizin und Wissenschaft.

Pfarrer Dr. Titus Reinmuth sehe sich als "Experte für Fragen an der Grenze des Lebens". Der Vorsitzende des ambulanten Hospizdienstes "Regenbogen" Wassenberg könne sich mit der postmortalen Organspende nicht identifizieren: Er hat das Kreuz in seinem Organspendeausweis beim Kästchen "Nein" gesetzt. "Mein Leben ist begrenzt, damit lebe ich", sagte Reinmuth vor dem Publikum von etwa 40 Leuten im Wassenberger Johanniterstift. Identität und Integrität seien ihm wichtig. Polarisierende Worte, die der Pfarrer mit Bedacht wählte. Doch als er über seine Erfahrungen an der Grenze des Lebens sprach, letzte Momente am Sterbebett reflektierte, merkte der Zuhörer: Reinmuth weiß, wovon er spricht, wenn er das Leben einordnet und seine Auffassung von Leben, Tod und Körperlichkeit erklärt. Er sei ein Fan der Idee, sich selbst ein Bild von Themen zu machen. Das Credo seines Lebens ist es, schwerkrankes Leben als vollwertig zu akzeptieren und "nicht alles Menschenmögliche verwirklichen zu müssen."

Eine Kehrtwende um 180 Grad, als Heiner Smit von der Deutschen Stiftung Organtransplantation seine Fakten auf die Leinwand projiziert: Die durchschnittliche Wartezeit auf ein Spenderorgan beträgt sieben Jahre. 1000 Menschen sterben pro Jahr, weil sie kein Organ bekommen. Immerhin elf Organtransplantationen retten jeden Tag Leben. Für den Arzt Smit ist die Organspende die beste oder einzige Behandlungsoption mit hoher Erfolgsaussicht. 98 Prozent seiner Patienten hätten die Transplantation positiv erlebt. "Sie haben das Geschenk dankend angenommen", sagte er. "Und das Leben muss bis zum letzten Atemzug geschützt werden." Gespalten wie die Standpunkte der Redner war auch das Publikum. Man diskutierte und lernte voneinander: Wann ist der Mensch tot? Habe ich Anspruch auf Organe, ohne selbst Spender zu sein?

Ein Richtig oder Falsch, Schwarz oder Weiß auf diese kritischen Fragen gibt es nicht. Vielmehr hatte Titus Reinmuth selbst das Fazit gezogen, dass jede noch so polarisierende Aussage unbestreitbar legitimiert: "Organspende ist und bleibt die Wertentscheidung des Einzelnen."

(jessi)
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