Wassenberg Nabu: Windräder nicht in den Wald

Wassenberg · Der Naturschutzbund führt in einer Stellungnahme zu einer Windkraft-Konzentrationszone im Birgelener Wald zahlreiche Argumente ins Feld, die einen Tenor haben: Windräder stören dort Naturschutz, Tourismus und Vogelzug.

Passt die Ausweisung einer Windkraft-Konzentrationszone im Birgelener Wald zu einem Premium-Wanderweg, zum Ziel der Stadt, auf Tourismus und Erholung zu setzen, zu den beiden bedeutenden Rastgebieten für Zugvögel am Effelder Waldsee und im Nationalpark? Ein klares Nein kommt dazu vom Naturschutzbund (Nabu), Kreis Heinsberg, in einer Stellungnahme zur Planung der Stadt Wassenberg. Die Argumente sind im Rathaus bekannt. Der Nabu hatte sie schon am 17. Juli 2013 bei der frühzeitigen Beteiligung der Träger öffentlicher Belange für die damals geplante, deutlich größere Konzentrationszone im Wald vorgebracht.

Für die Naturschützer stellt die beplante Waldfläche "einen wertvollen Lebensraum" dar: "Sie liegt unmittelbar benachbart zu drei sensiblen, über Meldungen zur FFH-Richtlinie europaweit geschützten Lebensräumen, den Bachtälern von Schaagbach und Helpensteiner Bach und dem niederländischen Nationalpark De Meinweg." Die Lage der Fläche an der Terrassenkante könne zu Problemen beim Vogelzug führen. Der Wald habe eine besondere Bedeutung für den Arten- und Naturschutz sowie für Tourismus und Erholung. Der Nabu argwöhnt, dass "die Auswahl nicht neutral erfolgt ist", und merkt an, " dass die Stadt Wassenberg dort eine Fläche besitzt, auf der eine WEA errichtet werden soll". Würde man andere Kriterien festlegen, wären durchaus weitere Flächen im Stadtgebiet möglich, etwa südlich von Effeld. Dass andere Antragsteller und Betreiber als die NEWre glauben, dass man auch außerhalb des Birgelener Waldes Windanlagen wirtschaftlich betreiben kann, zeige der Antrag für drei Anlagen im Offenland bei Ohe.

Zwei Windanlagen unmittelbar an einem Premium-Wanderweg, zwei weitere in Sicht- und Hörweite würden eine gravierende Störung für Erholung und Naturschutz bedeuten. "Wir sehen auch nicht die Notwendigkeit, regenerative Energie in Wassenberg unbedingt durch Windenergie zu erzeugen", argumentiert der Nabu weiter. "Die Mülldeponie, ungenutzte Industrieflächen und (Mais-)Äcker bieten neben geeigneten Dächern riesige Flächen für Photovoltaik. Andere Kommunen wie die Stadt Viersen, die den Wald als bedeutsam für die Erholung ansehen, schließen Waldflächen als Standorte für WEA pauschal aus." Der Bau von Windrädern verstoße gegen das Bauverbot in Landschaftsschutzgebieten.

Zudem sieht der Nabu diverse von Windanlagen ausgehende Gefahren: "Uns fehlen in der Potenzialstudie Ausführungen zur Standsicherheit. Es ist bekannt, dass große Teile von Wassenberg, aber auch Teile von Wegberg von Bergsenkungen durch die Kohleförderung der Zeche Sophia-Jacoba betroffen sind. Ein nahe gelegenes Beispiel dafür ist die Naturwaldparzelle Dalheim (knapp ein Kilometer nördlich der geplanten Konzentrationszone), wo erst durch Bergsenkungen ein sehr großes Gewässer entstanden ist." Ferner sei der Brandschutz nicht berücksichtigt. Ein Brand in einer Gondel, wie er bereits in Wegberg-Petersholz und zuletzt in Isselburg an alten, relativ kleinen Anlagen aufgetreten ist, könne nicht bekämpft werden. Dazu fügte der Nabu Fotos an von einem verkohlten Windrad auf einer Ackerfläche neben Wald. Weitere Bilder in der Stellungnahme machen deutlich, "wie massiv die Rodungen und Wegeausbauten im Wald für Transport, Lagerung, Montage und Aufbau der großen modernen Anlagen sind".

Schließlich wird der Fledermaus-Schutz ins Feld geführt: Der Gutachter der Artenschutzprüfung (ASP) habe drei schlagrelevante Fledermausarten angegeben. "Die Rauhautfledermaus kommt ebenfalls zur Zugzeit und im Winter häufig im Kreis Heinsberg und sicherlich auch im Birgelener Wald vor. Ein Vorkommen der Zweifarbfledermaus ist möglich." Das Gutachten ist nach Meinung der Naturschützer fehlerbehaftet. Auch bei den Vögeln sei die Artenliste unvollständig. Aus eigenen Untersuchungen schließt der Nabu, dass im Herbst auch Kleinabendsegler balzen (10. September). Die Folge: Windräder im Birgelener Wald müssten über längere Zeit abgeschaltet werden, im Sommer sowie zu den Zugzeiten im Frühjahr und Herbst die ganze Nacht.

Fazit: Der Nabu sieht die Potenzialstudie Windenergie der Stadt Wassenberg vom August 2016 und die weiteren Unterlagen als unzureichend und rechtlich angreifbar an. "Die geforderte Vermeidung von Umwelteinwirkungen auf Gebiete mit hoher Bedeutung für Erholung und Naturschutz gerade im Birgelener Wald ist nicht gegeben."

(gala)
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