Gravierende Bergschäden markierten vor einigen Jahren einen groben Riss im Alten Rathaus gegenüber der Baustelle, das heute längst saniert ist und sich durch eine spezielle Hydraulik eventuellen weiteren Bodenbewegungen anpasst. Solche "Reparaturen" waren bei den Häusern gegenüber auf der Roermonder Straße nicht mehr möglich. Vor rund zehn Jahren blieb dem EBV-Nachfolger, der die maroden Bauten gekauft hatte, nur der Abriss. Seitdem klaffte eine unschöne Lücke an dieser markanten Stelle der Wassenberger Innenstadt am Fuße des Burgberges.

Nachdem sich eine erste Bebauungsplanung vor etwa vier Jahren zerschlagen hatte und der Bereich seither als provisorischer Parkplatz gestaltet war, zeigte Mitte der Woche die Absperrung des Areals durch einen Bauzaun das nahende Ende des Provisoriums an. Ja, es werde dort gebaut, ein Praxishaus entstehe, bestätigte Bürgermeister Manfred Winkens. Die Stadt habe das Grundstück, das ihr seinerzeit von den Eigentümern zurückgegeben worden war, erneut verkaufen können. Nach den nötigen Formalitäten und Bewilligung des Bauantrages geht es nun los.

Die Wassenberger Ärztin Dr. Susanne Beckers, bekannt auch als FDP-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, ist Bauherrin, die gestern im RP-Gespräch das Vorhaben erläuterte. Entstehen soll ein zweigeschossiges Gebäude für ihre Hausarzt-Gemeinschaftspraxis Drs. Beckers/Warden. Das Haus werde mit alten Ziegeln verklinkert und solle sich durch die Verwendung von Cortenstahl dem gegenüberliegenden Alten Rathaus anpassen. Das Gebäude, so Beckers, entstehe unmittelbar an der Straße, um nicht durch die Abrisskante (tektonische Störung), die die Bergschäden begünstigte, in Gefahr zu geraten. Fünf Meter Distanz zu dieser Geländelinie hätte der Bau deshalb einhalten müssen, sagte Beckers. Dahinter sind rund 30 Parkplätze geplant - zehn in Regie der Hauseigentümerin -, die in eine parkähnliche Anlage eingebettet werden. Die Anlage soll, wie der Bürgermeister betonte, einen harmonisch gestalteten Übergang zum Burgberg bilden.

Zugleich soll die Synagogengasse, die rechts neben der Zufahrt zu den geplanten Parkplätzen verläuft, in ihrer Struktur erhalten und neu akzentuiert werden. Derzeit weisen wenige Steine in einem Reststück Mauerwerk auf die nach der Pogromnacht zerstörte frühere Wassenberger Synagoge hin. Der Heimatverein plant, diesen Gedenkpunkt in der Stadt noch deutlicher hervorzuheben.

Dr. Beckers hat ihren Neubau so planen lassen, dass er gegebenenfalls später auch einmal zu reinen Wohnzwecken genutzt werden könnte, sagte sie.