Wassenberg Ostermessen in Kriegstrümmern

Wassenberg · RP-Serie - 70 Jahre Kriegsende: Nur wenige Wassenberger erlebten Ostern 1945 zu Hause. Dennoch gab es erste Gottesdienste in der zerstörten Stadt. Jesuitenpater Edelbert Hähner feierte in Orsbeck.

 Kriegsende 1945 in Wassenberg: Die zerbombte Popsteikirche St. Georg zeigte sich Ostern noch als Trümmerfeld.

Kriegsende 1945 in Wassenberg: Die zerbombte Popsteikirche St. Georg zeigte sich Ostern noch als Trümmerfeld.

Foto: Archiv des Heimatvereins Wassenberg

1945 fiel Ostersonntag auf den 1. April, Ende des Zweiten Weltkriegs, Männer waren Soldaten, Frauen, Kinder und die Älteren aus dem Land an der Rur waren in der Evakuierung bis nach Sachsen und Niederbayern verschickt. Aber in Orsbeck und vermutlich auch in Wassenberg wurde mit ganz wenigen Menschen (katholischer) Ostergottesdienst gefeiert.

Aufgrund der Umstände war das Ambiente der Ostergottesdienste in Wassenberg natürlich nicht herausragend feierlich, die romanische Georgskirche in der Innenstadt war am 16. Januar gegen 22 Uhr durch zwei Fliegerbomben vollständig zerstört worden. Drei Tage später wurde auch noch der Turm Opfer des Bombenkriegs.

Wassenbergs Pfarrer Baer war seit Winterbeginn 1944 mit einem Großteil der Einwohner in der Nähe von Wittenberg in Sachsen in der Evakuierung. Er schreibt: "'Weihnachten sind wir längst wieder daheim!', hofften einige - aber es kam alles ganz anders. Weihnachten verging, und schon rückte das Osterfest heran, aber noch immer nicht winkte der Tag unserer Heimkehr."

Als die Amerikaner am 28. Februar Wassenberg einnehmen, sind laut Heribert Heinrichs in seinem Standardwerk "Wassenberg" dort noch 13 Einheimische, aber für sie ist der aktive Krieg vorbei. Der Steinkirchener Jakob Kever notiert für sein Dorf "eine kleine Gruppe Unentwegter". Am 15. März waren dann 25 Wassenberger im Ort, Heinrichs zitiert eine der Frühheimkehrerinnen, Tinny Heinrichs geb. Graab, mit einem Hinweis auf einen eventuellen Ostergottesdienst: "In den ersten Wochen nach unserer Heimkehr gingen wir zum Gottesdienst in die Kapelle des Marienhauses. Pater Hähner las die Messe."

Der junge Jesuitenpater Edelbert Hähner war als Divisionsgeistlicher "Untere Rur" der Wehrmacht vor Ort geblieben, in Wassenberg hatte ein Befehlsstand gelegen. Und der Pater bemühte sich ab dem 28. Februar, das Leben in den Trümmern zu organisieren, nicht zuletzt, weil ihn die Militärregierung am 17. März auch noch zum Amtsbürgermeister bestimmt hatte. Es kann daraus geschlossen werden, dass der überaus engagierte junge Mann auch am 1. April im Marienhaus seinen Schäfchen die Ostermesse gelesen hat.

Bewiesen ist des Jesuiten Mess-Dienst in Orsbeck, wie die Museumsgruppe des Orts mit Christoph Steffens an der Spitze aus Aufzeichnungen des damaligen Pfarrers Johannes Josef Gehlen entnommen hat: "Am Palmsonntag, 25. März, fand für die inzwischen zurückgekehrten Orsbecker wieder Gottesdienst statt. P. Hähner [...] kletterte in den Turm der Kirche und zog eigenhändig das Glockenseil der Josefsglocke. P. Hähner feierte das hl. Opfer [...] in den beiden Zimmern links vom Eingang des Hauses der Geschwister Gillissen, Luchtenberger Straße."

Weiter schreibt Pastor Gehlen: "In der Woche nach Palmsonntag kehrte ich endgültig aus der Evakuierung nach Orsbeck zurück und übernahm wieder meinen Dienst als Pastor der Gemeinde. Den ersten Gottesdienst hielt ich Ostern, am 1. April, im Hause der Geschwister Gillissen." Pfingsten konnte dann in einer Baracke als Notkirche die erste Messe gefeiert werden.

In Wassenberg diente das Pfarrjugendheim als Notkirche, bis am 21. November 1956 die neue Georgskirche am alten Ort geweiht werden konnte.

(RP)
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