Wassenberg Stadt will Windräder konzentrieren

Wassenberg · Wassenberg möchte per Flächennutzungsplan den Wildwuchs von Windkraftanlagen verhindern. Im September soll die überarbeitete Potenzialanalyse vorliegen. Nabu gegen Windräder am Waldrand.

Vor zwei Jahren war im Wassenberger Planungsausschuss bereits ein Konzept für Konzentrationszonen für Windenergieanlagen (WEA) auf dem Gebiet der Stadt vorgelegt und diskutiert worden. Das Ziel erläuterte Kämmerer Willibert Darius: "Wir wollen Wildwuchs von Windrädern im Stadtgebiet vermeiden. Dafür ist es sinnvoll, Flächen auszuweisen, auf denen Windkraftanlagen konzentriert werden können." Da sich neue gesetzliche Richtlinien und eine Novelle des Windenergieerlasses abzeichneten, wurde das Beteiligungsverfahren damals nicht weitergeführt, sondern eine Überarbeitung der (durch ein Fachunternehmen erstellten) sogenannten Potenzialanalyse für WEA angegangen. Die Analyse werde im September dem Wassenberger Planungsausschuss zur Diskussion vorliegen, sagte Kämmerer Willibert Darius gestern auf Anfrage unserer Redaktion.

In den vergangenen 15 Monaten seien umfangreiche Nachuntersuchungen, etwa zu Belangen des Artenschutzes, für die überarbeitete Fassung erstellt worden. "Wir werden sehen, wo die Analyse Konzentrationsflächen für möglich hält, und dann darüber diskutieren", sagt Darius. Mit dem Ergebnis gehe es dann erst in ein weiteres Beteiligungsverfahren der Bürger und Behörden zur Änderung des Flächennutzungsplanes (FNP). Man halte aber grundsätzlich am Ziel einer Konzentration fest, bestätigte Darius.

Schon vor zwei Jahren hatte der Vorschlag, unter anderem einen Bereich am Waldrand bei Birgelen als Konzentrationsfläche auszuweisen, Bedenken bei Naturschützern ausgelöst. Eine Mitteilung im jüngsten Landschaftsbeirat des Kreises veranlasste den Nabu-Kreisverband Heinsberg jetzt zu einer Erklärung, die die Bedenken bekräftigt.

Der Immissionsschutzbehörde des Kreises Heinsberg liegen vier Anträge, Windenergieanlagen dort zu errichten, vor, wie im Landschaftsbeirat in öffentlicher Sitzung berichtet wurde. "Da Wassenberg keine Windkonzentrationsflächen im FNP ausgewiesen hat, die Anlagen an anderen Stellen als in den Konzentrationsflächen verhindern können, sind die Anlagen politisch nicht zu verhindern", heißt es in der Erklärung des Nabu.

Dem widersprach Darius gestern mit Hinweis auf die angesprochene Überarbeitung. Auch dass, wie der Nabu vermutet, eine Erlaubnis der Stadt für die Errichtung von zwei Anlagen auf städtischen Grundstücken am Wald schon vorliege, verneinte Darius.

Wenn solche Anträge - über die er noch nicht informiert worden sei -- vorliegen, beginne ein zeitaufwendiges Prüfungs- und Beteiligungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz, an dem auch die Stadt beteiligt werden müsse, sagte Darius. Solche Anträge müssten dann im Zusammenhang mit dem neuen Windkraftkonzept der Stadt diskutiert werden.

Der Nabu Heinsberg hält Windenergieanlagen für einen wichtigen Bestandteil der Energieversorgung. Derzeit liefen bereits über 130 Anlagen im Kreis Heinsberg. Windräder im Wald lehnt der Nabu Heinsberg aber ab. "Der Kreis Heinsberg ist insgesamt sehr waldarm. Am Standort liegen Naturschutzgebiete und der niederländische Nationalpark Meinweg unmittelbar benachbart, und der Wald dort ist ein wichtiges Naherholungsgebiet. Für Bau und Wartung der WEA müssten mehrere Hektar Wald gerodet werden (Wegeausbau, große Kurvenradien der langen Flügelblätter, Fläche der WEA und Kranstellflächen)", erklärt Michael Straube für den Nabu.

Aufgrund der naturräumlichen Ausstattung (Wald, Rur, Baggerseen mit hoher Bedeutung für Erholung und Naturschutz) seien WEA in Wassenberg vermutlich nicht möglich, auch wenn es gelegentlich Anfragen gebe, glaubt der Nabu. Die Deponie, zahlreiche Haus- und Betriebsdächer und auch Ackerflächen böten dagegen ein riesiges Potenzial für Photovoltaik.

Bürgermeister Manfred Winkens, selbst seit langem Nabu-Mitglied, sagte jetzt im Redaktionsgespräch, er könne die Einwände des Nabu in dieser Sache nicht teilen. "Wenn wir den Ausbau der Windenergie wollen, müssen wir auch, sofern es mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen vereinbar ist, an den Waldrand gehen."

(RP)
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