Wassenberg Verwaltungsarbeit fast 50 Jahre geprägt

Wassenberg · Manfred Sieg und die Wassenberger Stadtverwaltung gehören fest zusammen. An einen Wechsel hat der bodenständige Fachmann, der vielfältige Leitungsfunktionen innehatte, nie gedacht. Jetzt wird Sieg in den Ruhestand verabschiedet.

Manfred Sieg nicht mehr im Rathaus - daran wird sich so mancher erst noch gewöhnen müssen. Nach knapp 50 Jahren zunächst bei der Amts- und später der Stadtverwaltung Wassenberg kann man Sieg mit Fug und Recht als "Institution" bezeichnen. Er hat die Umbrüche der kommunalen Neugliederung, den Umzug der Verwaltung ins heutige Rathaus und den vielfachen Wechsel von Verwaltungsleitung und Politik begleitet wie kein anderer.

Gerade ist Sieg 65 Jahre alt geworden, in wenigen Tagen wird der Städtische Verwaltungsrat, der seit 2008 den Fachbereich Ratsangelegenheiten, Beamtenangelegenheiten und Gebäudemanagement leitete, mit einer Feier offiziell in den Ruhestand verabschiedet.

Schmunzelnd erinnert sich der in Karken aufgewachsene und seit 1976 in Wassenberg lebende Verwaltungsmann beim Redaktionsgespräch in seinem Orsbecker Heim an seine Anfänge 1969 als Angestelltenlehrling im heutigen "Alten Rathaus" des früheren Amtes Wassenberg. Hab-Acht-Stellung vor den Vorgesetzten gehörte damals noch dazu und auch manche heute kurios anmutende Aufgabe. "Wir Lehrlinge waren ,Lord-Siegel-Verwahrer' ", erzählt Sieg lachend, "hatten die Aufgabe, morgens das Stadtsiegel aus dem Safe zu holen, an die Ämter zu verteilen und abends zurückzubringen." Den täglichen Milch- und Kakao-Dienst für die Amtsbeschäftigten mit wöchentlichem Weg zum Lebensmittelgeschäft Graab Am Buir hat er ebenso wenig vergessen wie das Aushelfen im Sommer an der Freibadkasse.

Sieg hat das Verwaltungsfach in Wassenberg von der sprichwörtlichen Pike auf gelernt, begann nach dem Wehrdienst als Angestellter im Sozialamt und hat später, verbunden mit der Ausbildung zum gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst und etlichen Beförderungen, eine stattliche Reihe von Ämtern und unterschiedlichen Aufgabenbereichen betreut, seit 1984 dann in leitender Funktion und mit Ausbildungsaufgaben betraut - ein Verwaltungs-Universalist, wie er im Buche steht. Heute noch denkt er an die Anfangsjahre im von vielen Verwaltungsleuten so ungeliebten Sozialamtsbereich zurück. "Hier bin ich so vielen Menschen und ihren Schicksalen begegnet, diese Lebenserfahrung möchte ich nicht missen."

Sieg, seit 1979 im Beamtenverhältnis, bekennt: "Ich habe nie darüber nachgedacht, mich zu verändern. Man hat mir hier immer genug Berufsperspektiven aufgezeigt." Diese Kontinuität führt Sieg auch auf sein Berufsethos zurück: "Loyalität und politische Neutralität waren mir immer wichtig, ebenso wie ein gutes Betriebsklima mit den Kollegen." Allerdings erlebte Sieg die spannungsgeladene Zeit in Wassenbergs Politik kurz nach der Jahrtausendwende, die auch die Verwaltung erfasste, als eine Phase besonderer beruflicher Herausforderung. Jedoch auch hier stand für ihn ein Wechsel nie zu Debatte.

In diese Zeit fiel für Sieg und seine Frau Marianne, mit der er seit 40 Jahren verheiratet ist, ein bis heute nachwirkender schwerer familiärer Schicksalsschlag: der tragische Unfalltod seines 18-jährigen Sohnes Oliver. Der zweite Sohn Christof ist heute 27 Jahre alt. Lange brauchte das Paar, so bekennen beide freimütig, um den normalen Alltag wieder zu bewältigen. Ein wenig half dabei der Sport.

Denn Manfred Siegs Leidenschaft in der Freizeit gehört seit Jugendzeiten dem Fußball. Und dies keineswegs zum Leidwesen von Frau Marianne, die selbst früher bei Sparta Gerderath kickte und ihren Mann zunächst als Bezirksliga-Spieler, später als Trainer (mit B-Lizenz) verschiedener Vereinsmannschaften in der Region viel und gern begleitete. Unmöglich, die Fußball-Karriere Siegs hier aufzulisten, der ehrenamtlich seit 2009 den 1. FC Wassenberg-Orsbeck trainierte, zum Aufstieg in die B- und A-Liga führte. 2016, nach Klassenerhalt, machte Sieg Schluss, nicht aber mit der Arbeit für den Sport: Er ist weiter Vorstandsmitglied im Fußballclub. Als Orsbecker gehört er außerdem der St.-Martini-Schützenbruderschaft an, ist Beisitzer im Vorstand.

Für die nun größer werdende Freizeit hat sich Sieg auch weiter Bewegung verordnet: Laufen, Gartenarbeit und Radfahren gehören dazu. Aber auch Urlaube sollen nicht zu kurz kommen, und auch "Freundschaften pflegen" steht, so Sieg, auf dem Vorhabenplan.

(RP)
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