Wassenberg Wassenbergs Bäume - unverwechselbar

Wassenberg · Die Stadt wirbt mit ihren vielfältigen Parks und Waldbereichen. Eine Besonderheit sind exotische Gehölze aus aller Welt, die im 19. Jahrhundert gepflanzt wurden. Aktive des Heimatvereins beschildern derzeit die besonderen Bäume.

 Manfred Petersen (l.) und Hans Ungerechts sind derzeit viel unterwegs, um für die Etikettierung der Bäume in Wassenberg zu sorgen.

Manfred Petersen (l.) und Hans Ungerechts sind derzeit viel unterwegs, um für die Etikettierung der Bäume in Wassenberg zu sorgen.

Foto: JÖRG KNAPPE

"Bäumchen, Bäumchen (ver-)wechsel Dich!" Das ist zumindest in Wassenbergs herrlichen Parkanlagen bald fast nicht mehr möglich - denn Lesekundige finden Namen und Herkunft der Bäume in Form wetterfester Schildchen bald an allen wesentlichen Bäumen in den zentralen Parks am Gondelweiher, Verlorenen Turm, dem Judenbruch und Küstersgarten, zwischen Georgsbasilika und Wehrturm/Stadtmauer. Manfred Petersen und Hans Ungerechts vom Arbeitskreis (AK) "Baumbeschilderung" des Heimatvereins Wassenberg sind die beiden Herren, die mit Leiter, Schildchen, Schräubchen, Schraubenzieher und Akkuschrauber zwischen der Deutschen Lieblingsgewächsen unterwegs sind, assistiert häufig von Heimatvereinsvorsitzendem Sepp Becker und Stadtgärtnermeister Volker Rütten als Fachberater.

Der Heimatverein als Organisator der Beschilderungsaktion knüpft an die Tradition des hohen Stellenwerts von Bäumen und deren Vielfalt in Form von Wald oder Parks an. Im 19. Jahrhundert war es Burgbesitzer Oscar von Forckenbeck, der das Judenbruch zum Park mit teils exotischen Bäumen gestalten ließ, der Arzt Dr. Wilhelm Küsters ließ etwa zur gleichen Zeit seinen Garten ebenfalls mit exotischen Bäumen bepflanzen, eine Art Wettbewerb, von dem die Stadt heute noch Standortgewinne in Sachen Naherholung bezieht.

Die jetzige Beschilderungsaktion ist die dritte ihrer Art nach dem Zweiten Weltkrieg, wie Sepp Becker ermitteln konnte, alle Arten unterscheiden sich. Die erste Aktion trug lateinische Namen, man fand nach der auch kulturellen Barbarei der Nazis zum Bildungsbürgertum zurück. Die zweite Aktion beinhaltete deutsche Namen, aber ohne Herkunft/Ursprungsstandorte. Darüber hinaus war die dritte Aktion notwendig, da viele der älteren Schilder nicht mehr existierten.

Manfred Petersen, Hans Ungerechts und Sepp Becker, alles Pensionäre, haben die Aktion auch im Wissen begonnen, dass sie nicht enden wird. Es werde weitere Anpflanzungen vorgenommen, kranke und abgestorbene Bäume müssen ersetzt werden. Letzteres betrifft gerade den vor einigen Jahren nahe an der Basilika gesetzten Pfirsichbaum, den früher berühmten "Wassenberger Sämling", der im Vorjahr noch einen Zentner Früchte getragen, in diesem Jahr nicht mehr ausgeschlagen hat. Todes-Ursache unbekannt. Pflanzenliebhaber Sepp Becker stiftet einen neuen Sämling aus seinem Nachwuchsbestand. Satte 30 Meter hoch ist der Mammutbaum im Küstersgarten, vermutlich 1878 gepflanzt, der beschildert wird mit der Heimatbezeichnung Nordamerika. Und er ist nicht ein einfacher, sondern ein Riesen-Mammutbaum. Das entsprechende Schild betrachten Manfred Petersen und Hans Ungerechts mit Genugtuung in zwei Metern Höhe - der Textilfachmann, gebürtig hörbar aus Hessen, und der in Mönchengladbach geborene Ingenieur haben schließlich die Aspekte der Aktion selbst entwickelt. Akribisch wurde auch im Internet geforscht. "Vor allem für die Kinder wollen wir Naturaspekte korrekt erfahrbar machen", betonen beide. Naturgemäß lag der botanische Fachteil bei Stadtgärtnermeister Volker Rütten.

Mehr als 50 Schilder haben die beiden Aktiven im Heimatverein schon gefertigt und angebracht - das Judenbruch ist schon beschildert. Am Küstersgarten wurde begonnen, es folgt der Park am Gondelweiher, der letzte Bereich ist dann der zwischen Kirchstraße und Bergfried, um die Burg herum.

Und da heißt's aufgepasst: Mitarbeiter des Stromversorgers NEW meldeten nach Kontrollgängen, dass sie drei Rehe dort mehrfach im Gehölz gesehen hätten. Sepp Becker hat die Stadtverwaltung darüber informiert und resümiert: "Die bleiben vermutlich auch da, zumal der Hotel- und Restaurantbetrieb in der Burg derzeit stillliegt."

(isp)
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