Wassenberg Wie das geteilte Deutschland wieder eins wurde

Wassenberg · Ausstellung "Der Weg zur Deutschen Einheit" in der Betty-Reis-Gesamschule. Diskussion mit Norbert Spinrath.

25 Jahre ist die Betty-Reis-Gesamtschule Wassenberg seit dem Sommer alt. Damit ist sie in besonderer Weise mit der deutschen Wiedervereinigung verknüpft. Denn im Oktober 2015 hat Deutschland 25 Jahre Einheit gefeiert. Aus diesem Anlass zeigte die Schule zwei Wochen lang die Ausstellung "Der Weg zur Deutschen Einheit", die das Auswärtige Amt mit der Bundesstiftung "Aufarbeitung der SED-Diktatur" konzipiert hat.

Etwa 25 Klassen und Kurse und damit weit über 500 Schüler und Schülerinnen hatten die Ausstellung im Unterricht besucht und sich mit ihrer Hilfe über die entscheidenden Entwicklungen im geteilten Deutschland informiert. Das Ende beging die Schule in einem feierlichen Rahmen mit dem Bundestagsabgeordneten Norbert Spinrath als Gastredner.

Dr. Ludger Herrmann begrüßte als Schulleitungsmitglied Vertreter aller Klassen, Propst Thomas Wieners, Sepp Becker als Vorsitzenden des Heimatvereins und Vertreter des Partnerschaftskomitees. Er erklärte den besonderen Stellenwert, den die Schule der historisch-politischen Bildung beimisst. Bleibendes Ziel sei, in der Auseinandersetzung mit Geschichte Urteilskraft für die Gegenwart zu erwerben.

Norbert Spinrath spannte in seiner Rede einen großen Bogen, der über die in der Ausstellung thematisierte Zeit hinaus die aktuellen politischen Fragen und Probleme in den Blick nahm. Er skizzierte die einzelnen Schritte zur Einheit und machte dabei deutlich, wie schwierig und zugleich richtig der Prozess war. Als entscheidenden Faktor in der Entwicklung hin zur Deutschen Einheit kennzeichnete Spinrath die Menschen, die sich damals einmischten und zu der friedlichen Veränderung von Verhältnissen beigetragen hätten.

Insgesamt sei die Wiedervereinigung eingebettet gewesen in den europäischen Integrationsprozess. Die Freiheitssehnsucht der Menschen habe sich 1990 in dem vielzitierten Slogan "Wir sind das Volk" manifestiert, der heute leider so oft und falsch von der "Pegida" missbraucht werde. An die Wassenberger Europa-Schüler gewandt, appellierte der SPD-Politiker, sich der "europäischen Werte" verpflichtet zu fühlen und sich in ihrem Umfeld, beispielsweise in Vereinen, der Nachbarschaft oder an der Schule um die Integration von Flüchtlingen zu bemühen.

Dabei verglich er die Leistung der Wiedervereinigung mit den heute erforderlichen Leistungen zur Bewältigung der Flüchtlingsfrage. Spinrath tritt für europäische Standards ein und vergleichbare Verfahren bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise. "Hautfarbe, Religion, Geschlecht, Herkunft dürfen nicht entscheidend sein für die Willkommenskultur in Europa", betonte Spinrath. Die Schüler zeigten in der folgenden Diskussionsrunde, dass sie über die aktuellen Problemfragen sehr gut informiert waren. So ging es etwa um die faire Verteilung der Flüchtlinge, die Gefahr des Auseinanderbrechens der EU und die komplizierte Beitrittsfrage der Türkei, besonders im Hinblick auf Menschenrechtsverletzungen.

Eine kleine Band aus dem Musikkurs des 13. Jahrgangs umrahmte die Feierstunde. Unter Anleitung von Lehrerin Kathleen Seidel spielte sie das Prelude aus dem "Te Deum" von Marc-Antoine Charpentier und begleitete einen Gedichtvortrag von Alexander Mlaker. Carmen Bönings Gedicht "Wiedervereinigung" nimmt die Ereignisse des Jahres 1990 in den Blick: "Eingesperrt und überwacht, doch dann kommt es über Nacht, die Mauer fällt, der Weg ist frei, Ost trifft West, es ist vorbei."

(RP)
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