Wegberg Als Glaskünstler in der ganzen Welt gefragt

Wegberg · "Geht nicht, gibt's nicht", ist das Motto von Glaskünstler Detlef Tanz aus Tüschenbroich. Seine Glasobjekte sind weltweit zu sehen.

 Detlef Tanz neben dem Gemälde "Bewegender Ozean" seiner Frau Martina Zilles.

Detlef Tanz neben dem Gemälde "Bewegender Ozean" seiner Frau Martina Zilles.

Foto: Kurt Lehmkuhl

Offensichtlich hat Detlef Tanz einen guten Job gemacht: Die Beleuchtung im Konzertsaal der Elbphilharmonie in Hamburg findet große Beachtung. Über zehn Jahre, seit 2006, hat der Glasgestalter und Glaskünstler aus Tüschenbroich daran getüftelt, verworfen, experimentiert, bis er das optimale Glasobjekt für dieses einmalige Bauwerk gefunden hat: eine auf den ersten Blick einfache Kugel, die allerdings in der Herstellung kompliziert und in ihrer Technik und Funktionsweise weltweit seinesgleichen sucht.

"Geht nicht, gibt's nicht!", das ist die Maxime für den 1951 geborenen Tanz, der in Erkelenz aufwuchs, lange in Hückelhoven beheimatet war und der jetzt mit seiner Frau Martina Zilles in der Ölmühle in Tüschenbroich lebt und arbeitet. Viele Skeptiker haben gesagt, dass seine Beleuchtungsidee nicht umsetzbar ist, doch Tanz hat sie alle widerlegt; nicht zum ersten Mal. "Wir nehmen Aufträge an, von denen die meisten glauben, dass sie nicht umgesetzt werden können, und bei denen wir manchmal selbst noch nicht wissen, wie die Lösung tatsächlich aussehen wird", sagt Tanz über sich und einige wenige Kollegen, die wie er das Glas als Werkstoff und Kunstobjekt zugleich betrachten.

Seit 1990 ist Tanz bemüht, immer neue Objekte und Projekte aus Glas zu erschaffen. Begonnen hat es mit der Gestaltung von Fenstern für eine Friedhofskapelle in Gronau, nachdem der Erkelenzer Bildhauer Michael Franke bei einer Ausstellung in Wegberg auf ein Glaskunstobjekt von Tanz aufmerksam geworden war. Es folgten viele weitere Arbeiten, wie etwa Pflanzgefäße für die Bundespressekonferenz in Berlin, die Wandgestaltung eines Museums in Tokio, die Glasdecke des Parlaments in Barcelona, Arbeiten am Festivalcenter in Edinburg, am Matrimandir in Auroville in Indien, das größte vergoldete Gebäude der Welt, oder am Standesamt im norwegischen Tromsö, in London, in Sheffield und so weiter und so fort. Der kreative Kopf hat seine Arbeiten nicht registriert oder katalogisiert. Tanz kommt mit seiner Glaskunst in der Welt herum, nicht nur als Gestalter, Entwickler oder Künstler, sondern auch als Referent, Seminarleiter oder Ratgeber für Architekten und Unternehmen.

 Bild oben: 2,4 Millionen solcher Fassadenteile formen den Matrimandir in Indien, das größte vergoldete Gebäude der Welt. Bild links: Lichtdecke im Parlament in Barcelona, gestaltet von Detlef Tanz.

Bild oben: 2,4 Millionen solcher Fassadenteile formen den Matrimandir in Indien, das größte vergoldete Gebäude der Welt. Bild links: Lichtdecke im Parlament in Barcelona, gestaltet von Detlef Tanz.

Foto: glas-gestaltung-technik.de

Für Tanz ist das Glas ein faszinierender Werkstoff, weil dieser über eine Dimension verfügt, die fast allen anderen Stoffen abgeht: die Dimension der Transparenz. Das Glas zu beherrschen, Ideen und Gefühle umzusetzen, das ist seine Passion, seine Kunst. "Wir wissen gar nicht, was mit Glas alles möglich ist. Es gibt noch viel Spielraum nach oben", sagt der Mann, der nicht nur künstlerisch in der obersten Liga spielt. Seine Glasobjekte sind in vielen Museum zu besichtigen und werden in Ausstellungen gezeigt. Er beherrscht neben der Kunst auch das Wissen um die technischen Möglichkeiten des Glases. Dies hat er jetzt wieder einmal bewiesen, als er im Auftrag der norwegischen Erdölindustrie ein Sicherheitsglas entwickelt, das selbst stärksten Druck in 1500 Metern Tiefe aushält. Die technische Prüfung durch Experten hat dies bestätigt.

Der Künstler Tanz ist keineswegs ein Einzelkämpfer, eher ein Teamplayer, der auch gerne versucht, Ideen anderer Künstler umzusetzen, und der auch im gemeinsamen Atelier Objekte zusammen mit seiner Frau Martina Zilles gestaltet. Ihre ausdrucksstarken Gemälde kombiniert mit der Glaskunst von Tanz zeigen verblüffende Ergebnisse, ein Wechselspiel von Farbe und Licht, das mit jeder Veränderung des Blickwinkels auch eine Veränderung des Motivs bringt. Und wenn Tanz wirklich einmal genug hat von Glas und den vermeintlichen Problemen damit, dann wird er zum Musiker. Die Musik entspannt; ob mit Saxofon oder Mundharmonika, auch hier bringt es Tanz zur Meisterschaft, wenngleich er in aller Bescheidenheit über sich und seine Freunde aus der Jazzband behauptet, sie seien reine Hobbymusikanten. Wer Tanz gehört hat, ob bei eigenen Blueskonzerten in der Ölmühle oder bei einem spontanen Auftritt in einem Blueslokal oder Jazzkeller, kann anderes berichten.

Tanz ist immer im Einsatz: Der Auftrag in Hamburg ist nach zehn Jahren abgewickelt, der in Norwegen beinahe, die nächsten Projekte stehen bevor. Aber darüber redet Tanz nicht, er liefert lieber Ergebnisse, so wie jetzt in Hamburg. Übrigens Ergebnisse, die zur Folge haben, dass noch mehr Menschen und Interessenten auf seine Glaskunst aufmerksam werden.

(kule)
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