Wegberg Aus Angst vor Brandstifter: Landwirte bewachten Höfe in Klinkum

Unheimliche Brandserien gab es in Wegberg schon häufiger. Im Frühjahr 1974 wurde in Klinkum ein junger Feuerteufel überführt.

Die aktuelle Brandserie in Rickelrath erinnert an ähnliche Vorfälle aus der Vergangenheit. So setzte eine Reihe von Bränden im Frühjahr 1974 die Klinkumer in Angst und Schrecken. Acht Brandstiftungen registrierte die Feuerwehr damals zwischen Mitte April und Ende Mai. Davon wurden fünf in einem Umkreis von weniger als 100 Metern kurz vor dem Ortsausgang in Richtung Arsbeck gelegt, dokumentiert der frühere Erkelenzer RP-Redaktionsleiter Folkmar Pietsch in dem Buch "Freiwillige Feuerwehr Löschzug Wegberg - Impressionen einer 100-jährigen Feuerwehrgeschichte 1887 bis 1987".

Die Brandserie in Klinkum begann demnach am Dienstag, 16. April 1974, um 23.30 Uhr mit einem Scheunenbrand in Bischofshütte. Kurze Zeit später brannte es nur 200 Meter entfernt in einem Kaninchenstall. Das Feuer konnte jedoch im Keim erstickt werden. Auf einem Hof zwischen Klinkum und Arsbeck brannte am 18. April 1974 ein abgestellter Imbisswagen. In der Nacht zum 19. April 1974 loderten die Flammen in der Scheune von Willy Philippen mitten in Klinkum.

Nach dieser auffälligen Häufung war für die Klinkumer klar, dass ein Feuerteufel in ihrem Dorf sein Unwesen treiben musste. Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun. Ein Wegberger Feuerwehrmann wurde damals mit den Worten "Am besten gehen wir gar nicht mehr ins Bett" zitiert. Bis Mitte Mai 1974 brannten fünf Scheunen ab. Dann griffen die ortsansässigen Landwirte zur Selbsthilfe und bewachten ihre Anwesen. Die Feuer waren stets gegen Mitternacht gelegt worden. Nachdem eine Woche zuvor bei seinem Berufskollegen schräg gegenüber ein nächtlicher Brand ausgebrochen war, legte sich Heinz Beckers in der Nacht zu Sonntag, 12. Mai, auf die Lauer. Der Landwirt hielt mit seiner Frau Maria Wache, zwischen 23 und 1.30 Uhr gingen sie abwechselnd um das Gehöft. Dann legten sie sich schlafen. Nur eine halbe Stunde später schlugen plötzlich Flammen aus Scheune und Stallungen. Danach waren, so berichtet Folkmar Pietsch im Feuerwehrbuch von 1987, Schutz- und Kripobeamte ständig, auch nachts, in Klinkum im Einsatz, um den Brandstifter zu ermitteln. Der damalige Stadtwehrführer Josef Sallads wies am 14. Mai 1974 während einer Pressekonferenz darauf hin, dass die Bürger in höchstem Maße beunruhigt seien: "Es kann ja sein, dass der Unbekannte eines Tages auch noch Wohnungen anzündet", sagte Sallads.

Zwei Wochen später war es tatsächlich soweit. Am Donnerstag, 30. Mai 1974, schlugen vormittags die Flammen aus dem Schlafzimmerfenster des Wohnhauses von Felix Louis. Der Vorsitzende der Garten- und Blumenfreunde war zu diesem Zeitpunkt mit seiner Familie im Urlaub in Österreich. Der Brand war schnell gelöscht. Die Feuerwehrleute stellten fest, dass in der Nacht in das Haus eingebrochen worden war: Alle Räume waren durchsucht, Türe und Schränke aufgebrochen worden. Der Inhalt der Schränke war auf dem Boden verstreut. Gestohlen wurde aber nichts.

Dieser Brand wurde dem Feuerteufel zum Verhängnis. Die Kriminalpolizei fand so viele Spuren, dass sie noch am gleichen Tag einen jungen Mann festnahm, der schon vorher verdächtigt worden war. Nach stundenlangen Vernehmungen gestand er seine Taten. Ihre Erleichterung drückten die Klinkumer damals in Zeitungsanzeigen aus: "Feuerwehr - wir danken dir. Nun können ruhig schlafen wir. Ihr könnt nun trinken, frohe Pfingsten, die Klinkumer", hieß es.

1978 folgte eine weitere unheimliche Brandserie im Stadtgebiet. Es begann in der Nacht zu Montag, 10. April 1978, als kurz vor Mitternacht die Feldscheune von Landwirt Bartel Heinrichs im Ortsteil Berg in Flammen aufging. In Schönhausen stand später eine Feldscheune in Flammen, in der Nacht zum 20. April 1978 brannte eine Scheune an der Putenfarm in Rickelrath. Als die Bewohner das Feuer bemerkten, wurde beobachtet, dass ein Auto ohne Licht über einen Feldweg in unmittelbarer Nähe des Brandortes in Richtung Wegberg davonfuhr. Das nährte damals den Verdacht auf Brandstiftung. Im Mai und Juni brannten weitere Scheunen in Gripekoven und Beeck. Nach fünf Scheunenbränden zwischen April und Juni 1978 endete die Brandserie abrupt. Der mutmaßliche Brandstifter schlug nicht mehr zu, wurde aber auch nie gefasst, heißt es in der Feuerwehr-Chronik.

(hec)
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