Mönchengladbach Bahnsteige sind zu tief für die neuen Züge

Mönchengladbach · 57 Zentimeter sollen Reisende beim Ein- und Aussteigen auf der Strecke von Gladbach nach Dalheim überwinden. Es hagelt Kritik.

Es mutet an wie ein Schildbürgerstreich: Die neuen Züge des Typs Lint 41 der Firma Alstom, die ab Dezember 2017 auf der Bahnlinie zwischen Wegberg-Dalheim und Mönchengladbach verkehren, passen an mehreren Haltepunkten nicht zur vorhandenen Bahnsteighöhe. Weil die neuen Züge höher gebaut sind als die alten, ergibt sich eine Höhendifferenz von 57 Zentimetern, die Reisende beim Ein- und Aussteigen überwinden müssen.

Zum Vergleich: Eine RP-Zeitungsseite ist 51 Zentimeter hoch. Verkehrsexperten sind entsetzt: Wie sollen Kinder, Senioren oder Menschen mit Behinderung, die auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen sind, diese Hürde bewältigen? Außerdem nutzen viele Radtouristen aus Mönchengladbach, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet die Bahn, um in der Nationalparkregion De Meinweg ihre Freizeit zu verbringen. Aber ein 25 Kilogramm schweres E-Bike über eine Lücke von 57 Zentimeter zu wuchten, ist nur schwer möglich.

Ab Dezember 2017 bedient die Vias Rail GmbH die Strecke der Schwalm-Nette-Bahn zwischen Mönchengladbach und Dalheim. Dann sollen moderne Züge mit barrierefreiem Zugang eingesetzt werden, kündigt das Unternehmen an. Doch die Bahnhaltepunkte in Wegberg, Arsbeck und Dalheim verfügen nicht über die passenden Bahnsteige: Sie weisen eine Bahnsteighöhe von lediglich 24 Zentimetern oberhalb der Schienenoberkante auf. Notwendig für die neuen Züge wäre eine Bahnsteigkante mit einer Höhe von 81 Zentimetern.

Die Vias Rail GmbH habe sich "durchaus ausschreibungskonform" verhalten, hieß es, in größeren Bahnhöfen sei ein Bahnsteigniveau von 76 Zentimetern Standard. Die neuen Züge verfügen zwar über eine ausfahrbare Rampe, aber auch darüber ist ein barrierefreier Zustieg auf der Linie RB 34 nicht möglich. Zum einen, weil die Höhendifferenz von 57 Zentimetern zu groß ist. Zum anderen, weil das Ein- und Ausfahren der Rampe Zeit kostet. Verspätungen und Zugausfälle wären die Folge.

Die Stadt Wegberg informierte die Vias Rail GmbH über die Problematik an den Haltepunkten. Außerdem ließ die Stadt Mönchengladbach dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eine ähnliche Stellungnahme für die ebenfalls betroffenen Haltepunkte Genhausen und Rheindahlen zukommen. Eine Lösung aber ist nicht in Sicht. Denn nach Kenntnisstand der Vias Rail GmbH ist ein Umbau oder eine Bahnsteiganhebung, wie sie beispielsweise an einigen Haltepunkten der Strecke zwischen Aachen und Köln vorgenommen werden musste, durch die zuständige DB Station und Service nicht geplant, "wobei dies selbstverständlich im Interesse der Fahrgäste wünschenswert wäre", hieß es gestern.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort