Wegberg Baltes mit Babeda Vize-Europameister

Wegberg · Bernd Baltes und seine Mitspieler vom Skatclub 1979 Myhl kehren als Vize-Europameister von der 20. ISPA-Skat-EM im polnischen Wisla zurück. Dem Team Babeda gelingt während der letzten Spielrunden der Sprung aufs Treppchen.

 Die beiden Vize-Europameister im Skat, Bernd Baltes (Mitte) und Johannes Gavriilidis (rechts), saßen am Wochenende bei der Stadtmeisterschaft in Wassenberg mit Martina London am Tisch.

Die beiden Vize-Europameister im Skat, Bernd Baltes (Mitte) und Johannes Gavriilidis (rechts), saßen am Wochenende bei der Stadtmeisterschaft in Wassenberg mit Martina London am Tisch.

Foto: R. Klapproth

Zwischen Lieferscheinen und Quartalsberichten liegt die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift "Der Skatfreund" auf dem Schreibtisch im Chefbüro des Dachdeckerbetriebs von Bernd Baltes (67) in Wildenrath. Grand-Hand, Null-Ouvert und Schieberamsch - das Skatspiel ist Baltes' große Leidenschaft. Seit frühester Jugend spielt der Unternehmer Skat. Mit Erfolg: Jetzt ist sein Team Babeda (Baltes Bedachungen) als Vize-Europameister von der 20. offenen Ispa-Skat-Europameisterschaft aus dem polnischen Wisla zurückgekehrt. Zur Belohnung gab es eine Geldprämie und einen Pokal.

Teamchef Bernd Baltes hatte für die EM in Polen eine starke Truppe zusammengestellt, die eine Podiumsplatzierung zum Ziel hatte. Mit Jürgen Steiner, Johannes Gavriilidis, Georg Wüllenweber und Bernd Baltes waren vier Spieler des Skatclubs 1979 Myhl dabei, dazu Ex-Einzel-Europameister Eddy Seferovic aus Berlin und Dominik Deurer, Spitzenspieler der Skatwelt aus Stuttgart, der auch Vize-Europameister geworden ist. Nach einem durchwachsenen Auftakt spielte sich das Team Babeda am letzten Spieltag von Platz vier auf den zweiten Rang vor - mit hauchdünnem Vorsprung auf Platz drei. Teamkapitän Baltes, zum ersten Mal bei einer Skat-EM dabei, freut sich nicht nur über den sportlichen Erfolg. "Die Atmosphäre während des Turniers und besonders während des Fahneneinzugs der Nationen war sehr beeindruckend", berichtet er.

Gesunder Ehrgeiz und sportlicher Erfolg sind für Baltes die Antriebsfedern beim Skatspiel. 2008 kam der in Arsbeck wohnende Unternehmer zum Skatclub 1979 Myhl. Von da an ging es mit dem SC bergauf. Führte 2006 und 2007 am Kreispokalsieger und Kreismeister SC Erkelenz noch kein Weg vorbei, sicherte sich der SC 1979 Myhl von 2008 bis 2011 viermal in Folge den Titel des Kreispokalsiegers. 2010 und 2011 wurden die Myhler zudem Kreismeister. Nach zwei Jahren ohne Titelerfolg errang der SC 2014 und 2015 den Kreismeistertitel und holte 2016 auch den Kreispokal. 2017 ist die Kreismeisterschaft schon mit hohem Vorsprung gesichert, ein Doppelerfolg im Pokal ist noch möglich.

Baltes weiß, dass ein Mensch beim Skatspielen viel von sich preisgibt. "Es gibt ganz unterschiedliche Typen, den Sicherheitsspieler, den Risikobereiten oder den großen Strategen." Weil Skat auf viele Menschen eine enorme Faszination ausübt, überrascht es ihn nicht, dass das Spiel in Deutschland heutzutage, 200 Jahre nach seiner ersten urkundlichen Erwähnung, 15 bis 20 Millionen Anhänger hat. Dabei gilt der Kreis Heinsberg mit seinen vielen Skatclubs und erfolgreichen Mannschaften, darunter einige, die es bis in die Bundesliga geschafft haben, als eine von mehreren Hochburgen des Skatspiels in Deutschland.

"Skatspielen lebt davon, dass man sich verbessert. Dazu ist es wichtig, regelmäßig mit guten Leuten am Tisch zu sitzen", sagt Bernd Baltes. Wer gewinnen möchte, muss gedanklich die gespielten Karten nachhalten, die Punkte mitzählen und jederzeit wissen, wie viele Trümpfe noch drin sind. "Heutzutage schaffen es manche Menschen nicht mehr, das alles im Kopf zu speichern, weil sie es verlernt haben. Was wir früher mit dem Kopf gemacht haben, wird uns heute von Computern und Smartphones abgenommen." Baltes ist überzeugt: Skat ist Leistungssport für den Kopf und ein wirkungsvolles Mittel gegen die drohende digitale Demenz - und damit eine ideale Freizeitbeschäftigung für Jung und Alt. "Zum erfolgreichen Skatspiel gehört aber auch eine Portion Schlitzohrigkeit und Unbekümmertheit", sagt Baltes.

Den Anteil des Kartenglücks beziffert Baltes beim Skatspiel auf 60 bis 70 Prozent. "Ein Drittel ist Können", sagt er. Die Mischung aus Kompetenz und Unberechenbarkeit mache den Reiz am Skatspiel aus. "Skat ist und bleibt ein faszinierendes Mysterium. Es ist das Schöne am Spiel, dass jemand auch dann Erfolg haben kann, wenn er nicht der Beste bist."

Bei der EM in Polen hat sich der Arsbecker parallel zur Mannschaftswertung an einem Einzelturnier beteiligt, dem Großen Preis von Wisla. Von über 400 Teilnehmern belegte Baltes am Ende hinter Reinhold Wynands (4881 Punkte) und Wolfgang Riegler (4753) mit 4574 Punkten den herausragenden dritten Platz. "Hätte ich in der Mannschaftswertung so erfolgreich gespielt wie im Einzel, wäre Babeda wohl Europameister geworden", sagt der Teamchef grübelnd. Doch in den ersten Runden bekam er durchweg schlechte Karten, es wollte einfach nicht laufen. "So ist das manchmal", weiß Baltes, "im Skat ist nichts normal."

(RP)
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