Wegberg Brillen-Gangster ab Januar vor Gericht

Wegberg · Die Kripo erwischte ein Trio, das für 18 Banküberfälle verantwortlich sein soll. Ein Angeklagter wohnte in Dalheim.

 Kriminalkommissar Ulrich Jacobs leitete die Neusser Sonderkommission "Brille". Bei einem Zugriff am 8. Mai 2015 vor einem Haus in der Nähe des Dalheimer Bahnhofs fasste die Polizei einen von drei Verdächtigen.

Kriminalkommissar Ulrich Jacobs leitete die Neusser Sonderkommission "Brille". Bei einem Zugriff am 8. Mai 2015 vor einem Haus in der Nähe des Dalheimer Bahnhofs fasste die Polizei einen von drei Verdächtigen.

Foto: Andreas Woitschützke

Den "Brillen-Gangstern" wird der Prozess gemacht. Vom 12. Januar 2016 an verhandelt die Große Strafkammer des Düsseldorfer Landgerichtes gegen drei Serienbankräuber, die von einer fünfköpfigen Sonderkommission der Neusser Polizei gejagt und schließlich auch dingfest gemacht wurden. 27 Verhandlungstage hat die Kammer angesetzt und eine Vielzahl von Zeugen vorgeladen, um den Bandenmitgliedern 18 bewaffnete Banküberfälle nachzuweisen, unter anderem einen im März in Kleingladbach. Insgesamt soll das Trio etwa 100.000 Euro erbeutet haben. Ein Urteil wird nicht vor Ende April zu erwarten sein.

Angeklagt sind drei Männer, die eines eint: Drogen. Der 43-jährige mutmaßliche Haupttäter, der mit letztem Wohnsitz in Mönchengladbach gemeldet war, hatte an einem Methadon-Programm in Grevenbroich teilgenommen. Er lebt seit 1995 in Deutschland und ist mehrfach wegen räuberischer Erpressung vorbestraft. 2003 wurde der gebürtige Ukrainer für mehrere Raubüberfälle zu neun Jahren Gefängnis verurteilt, deren Verbüßung aber zugunsten einer Therapie zurückgestellt wurde. Er soll der Kopf der Bande sein, die Überfälle geplant, seine Komplizen mit Maskierungen und Waffen versorgt haben. Die Faustfeuerwaffe war ebenso wenig funktionsfähig wie die Handgranate, mit der die Angestellten einer Sparkasse in Viersen bedroht worden waren. Zudem soll er immer im Fluchtauto auf seine wechselnden Komplizen gewartet haben.

Das soll in 14 Fällen ein 33-jähriger Mönchengladbacher gewesen sein, der eine längere Drogenkarriere aufzuweisen hat. In seiner Polizeiakte sammelte er seit 1999 insgesamt 19 Einträge, meist ging es dabei um Diebstahlsdelikte. Er war gemeinsam mit dem 43-Jährigen Ende April an einem polizeibekannten Drogenumschlagplatz in Mönchengladbach festgenommen worden.

Einige Tage später, am 8. Mai 2015, ging der Polizei ein 39-Jähriger mit Wohnsitz im Wegberger Ortsteil Dalheim ins Netz. Er soll an vier Überfällen beteiligt gewesen sein. Der gebürtige Lette hatte in seiner Heimat zwei Jahre Gefängnis wegen schwerer Körperverletzung und sieben für ein Tötungsdelikt verbüßt. Noch Anfang April war die Polizei davon ausgegangen, es mit einem Einzeltäter zu tun zu haben.

Unter Führung des Landeskriminalamtes war im März bei der Kriminalpolizei in Neuss die Sonderkommission "Brille" gebildet worden. Sie bezeichnete sich nach dem auffälligsten Requisit des Räubers, der ansonsten zur Verkleidung nur Kappen benutzte. Eine davon stellte die Polizei auf dem Fluchtweg des Räubers nach einem Überfall auf eine Sparkasse in Mönchengladbach-Odenkirchen sicher. Es war die Schlüsselspur für das Team um Kriminalkommissar Ulrich Jacobs. Denn in ihr fand sich DNA des 43-Jährigen. Weil sein Aussehen nicht mit dem Bild der Überwachungskamera zusammenpasste, wusste die "Soko" von diesem Moment an: Der "Brillen-Gangster" ist eine Bande.

(-nau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort