Wegberg Bürger beraten Flüchtlingsheim-Pläne

Wegberg · In viereinhalb Wochen sollen die ersten Flüchtlinge in die ehemalige Britenwohnsiedlung kommen. Vier Millionen Euro investiert NRW in die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE). Bis zu 800 Flüchtlinge könnten dort ab 2016 leben.

Der stellvertretende Regierungspräsident Wilhelm Steitz (vorne) diskutierte im Forum der Grundschule Arsbeck mit rund 200 Bürgern über die geplante Flüchtlingsunterkunft in der früheren Britenwohnsiedlung bei Petersholz.

Der stellvertretende Regierungspräsident Wilhelm Steitz (vorne) diskutierte im Forum der Grundschule Arsbeck mit rund 200 Bürgern über die geplante Flüchtlingsunterkunft in der früheren Britenwohnsiedlung bei Petersholz.

Foto: JÖRG Knappe

Wilhelm Steitz hat am Dienstag sein Versprechen zur geplanten Flüchtlingseinrichtung in der früheren Britenwohnsiedlung bei Petersholz erneuert: "Die ZUE Wegberg wird am 1. September den Betrieb aufnehmen. Wir müssen das irgendwie hinkriegen", sagte der stellvertretende Regierungspräsident vor mehr als 200 Bürgern im Forum der Katholischen Grundschule Arsbeck. Weil die Bauarbeiten bis September nicht abgeschlossen sein werden, wird die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) zunächst als Notunterkunft für 50 bis 100 Flüchtlinge zur Verfügung stehen. Betreiber ist die Johanniter-Unfall-Hilfe. Es wurde ein Vertrag für die Zeit des Vorlaufbetriebes (1. September 2015 bis 31. Mai 2016) abgeschlossen.

Das Land NRW als künftiger Nutzer eines Teils der ehemaligen Britenwohnsiedlung hat einen Mietvertrag über zehn Jahre mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Eigentümer unterzeichnet. Das Land übernimmt sämtliche Kosten für die ZUE Wegberg. Den regulären Betrieb soll die Unterkunft im Frühjahr 2016 aufnehmen. 500 bis maximal 800 Flüchtlinge sollen dann zwischen sechs und zwölf Wochen auf einem Teil der früheren Britenwohnsiedlung leben, bevor sie in die Kommunen verteilt werden.

Von Beginn an soll in der ZUE Wegberg eine umfangreiche Betreuung für die Flüchtlinge mit Freizeit- und Spielangeboten gewährleistet sein. Auch eine Sanitätsstation wird auf dem Gelände eingerichtet. Nach Angaben von Magnus Memmeler und Ralf Marquardt von der Johanniter-Unfall-Hilfe übernehmen insgesamt elf Mitarbeiter die Betreuung im Vorlaufbetrieb, darunter ein Rettungssanitäter, eine Hauswirtschafterin, Sozialpädagogen und Betreuer. Memmeler nannte interessante Erfahrungswerte: "Der Altersschnitt der Flüchtlinge liegt bei knapp unter 40 Jahren", sagte er, "es werden Menschen aus 16 oder 17 unterschiedlichen Nationen kommen." Probleme mit Gewalt seien nicht zu erwarten. "Im Gegenteil, dies Menschen sind vor Gewalt geflohen", sagte er. Die psychologische Erstbetreuung der traumatisiert ankommenden Flüchtlinge sei ab dem 1. September ebenso sichergestellt wie die ärztliche Betreuung.

Wilhelm Steitz räumte Befürchtungen vor gesundheitlichen Risiken durch Flüchtlinge aus: "Das Risiko einer Ansteckung ist in jeder Bahn größer." Während die Reihenhäuser in Petersholz "quasi bezugsfertig" seien, müssten noch Strom-, Heizung- und Wasserleitungen repariert werden. Steitz gab die Investitionskosten hochgerechnet auf die zehnjährige Vertragslaufzeit mit rund vier Millionen Euro an. Ein Sicherheitsdienst wird das Gelände bewachen.

Noch offen ist die Frage, über welche Straße die ZUE Wegberg erschlossen wird. Neben dem Haupteingang in der Nähe der Ortschaft Petersholz kommen Ein- und Ausgänge an der Friedrich-List-Allee und an der Bundesstraße 221 zwischen Arsbeck und Wildenrath in Frage. Bei der Verpflegung arbeitet der Betreiber mit lokalen Caterern zusammen. Die weiteren Details zur Planung werden in den nächsten Tagen in der Baukonferenz besprochen. Daran nehmen neben Vertretern der Bezirksregierung und der Stadt Wegberg unter anderem auch Mitarbeiter des Kreises Heinsberg, des Gesundheitsamtes, der Polizei und der Feuerwehr teil.

Während der Informationsveranstaltung in Arsbeck wurde deutlich, dass viele es für sinnvoll halten, eine Bushaltestelle vor der ZUE Wegberg einzurichten. Auf dem riesigen Gelände soll es auch einen Pendelbusverkehr geben. Steitz nahm die Anregungen der Bürger auf und bedankte sich für die Mitarbeit. "Ich fand das heute sehr konstruktiv, herzlichen Dank dafür", sagte der stellvertretende Regierungspräsident. Wegbergs Bürgermeister Michael Stock lud die Bürger dazu ein, sich ehrenamtlich für die Flüchtlingshilfe zu engagieren, zum Beispiel im Verein "Asyl in Wegberg".

Nicht nur die Bürger pflegen die Willkommenskultur in Wegberg, auch Unternehmer ziehen mit. "Die Firma Baltes Bedachungen beispielsweise stellt uns kostenlos eine Halle zur Verfügung", berichtete Gabi Peterek von "Asyl in Wegberg". Darin werden nun Sachspenden für Flüchtlinge gesammelt.

(RP)
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