Wegberg Dicke Luft im Himmel

Wegberg · Die Kempf Theatergastspiele präsentierten im Rahmen der Gastspielreihe der Stadt Wegberg ihre Produktion "Krach im Hause Gott" im Forum. Die Komödie zeigte eine moralische Grundsatzdiskussion an Gottes Tisch.

 Das himmlische und höllische Personal zeigt sich in der Inszenierung in zeitgenössischem Gewand. Als Luzifer ist der aus TV-Serien ("In aller Freundschaft") bekannte Bernhard Bettermann (vorn) zu erleben.

Das himmlische und höllische Personal zeigt sich in der Inszenierung in zeitgenössischem Gewand. Als Luzifer ist der aus TV-Serien ("In aller Freundschaft") bekannte Bernhard Bettermann (vorn) zu erleben.

Foto: Christa Pasch/Kempf Theatergastspiele

Erhitzte Gemüter, laute Anschuldigungen, und sobald sich die Teilnehmer erst einmal in Rage geredet haben, fallen Beleidigungen und Sätze, die mit kühlem Kopf niemals verbalisiert worden wären. Streit in der Familie ist schlimm genug - doch was, wenn im Himmelreich einmal so richtig die Fetzen fliegen?

Das Schauspiel "Krach im Hause Gott", mit dem die Truppe der Kempf Theatergastspiele in Zusammenarbeit mit der Stadt Wegberg im Wegberger Forum gastierte, beschäftigt sich mit genau dieser Situation. Vor über 350 Zuschauern entfaltete sich ein sprachliches Gemetzel zwischen den himmlisch-höllischen Eltern, Kindern und Brüdern, das mit Sarkasmus, eindringlichen Fragen und versteckter Philosophie die Zuschauer zum Nachdenken anregte.

Gott (Jörg Reimers) ist nach langer Überlegung zu einem harschen Schluss gekommen: Seine Schöpfung, die Menschheit, ist seinen Erwartungen nicht gerecht geworden und soll, wie schon einmal geschehen, vom Angesicht der Erde getilgt werden - dieses Mal allerdings endgültig. Aus diesem Anlass ruft er seinen Sohn Jesus Christus (Tim Bettermann), den Heiligen Geist (Sebastian Sash) und seinen gefallenen Lieblingsengel Luzifer (Bernhard Bettermann), alias Satan, zu einem letzten Gericht zusammen. Gemeinsam wollen sie über das Schicksal der Menschheit entscheiden. Anstatt sich jedoch geflissentlich dem eigentlichen Sinn und Zweck ihrer Versammlung zu widmen, bei der ohnehin eine angespannte Stimmung herrscht, verstricken sich die Figuren schnell in eine unschöne Auseinandersetzung.

Satan, den der Heilige Geist am liebsten direkt wieder zurück in die Hölle schicken würde, ist wie sein "Bruder" Jesus gekommen, um als Verteidiger der Menschen Argumente für ihr Fortbestehen vorzubringen. Einen Großteil seiner Zeit am himmlischen Konferenztisch verbringt er jedoch damit, seinen Gesprächsgegnern ihre Fehler und Unzulänglichkeiten unter die Nase zu reiben. Jesus, der sich durch seine Erfahrungen als den Einzigen sieht, der die Menschen und ihre Emotionen wirklich versteht, ist der Meinung, dass nur der Mensch den Menschen erlösen kann. Satan erwidert: "Du bist lächerlich! Was hat dein Opfer gebracht? Nichts!". Gott wirft er vor, er trage selbst Schuld an dem zerstörerischen Weg, den der Mensch eingeschlagen habe. "Das Problem, Gott, bist du: Macht euch die Erde untertan, das waren deine Worte, und nun vernichten sich die Menschen nach deinem Schöpfungsauftrag selbst", beharrt Satan. Er ist es auch, der einige unangenehme Fragen stellt: "Tausende Christen gibt es auf der Welt, aber sind sie besser als die Nichtchristen? Ist nicht alles Gute, jeder Fortschritt den Nichtgläubigen, den Ketzern, den Zweiflern zu verdanken?". Kurz bevor die Lage vollends eskaliert, erscheint die Muttergottes (Christa Pasch, nach einer kurzfristigen Umbesetzung). Sie erzählt die Dinge aus ihrer Sicht, wodurch sich eine Diskussion über die Rollen von Mann und Frau entflammt. Gott, müde und entnervt, vertagt daraufhin die Entscheidung über die Zukunft der Menschheit.

Das Team der Theatergastspiele Kempf hat eine himmlische Komödie auf die Bühne gebracht, die die Zuschauer wieder und wieder zum Lachen brachte und mit ihrem tieferen Sinn doch einen bitter-süßen Nachgeschmack hinterließ. Das begeisterte Publikum belohnte die Schauspieler mit lautem und langem Schlussapplaus.

(kasc)
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