Wegberg Diebe bringen Wegberger Supermarkt in Not

Wegberg · Weil es viele Ladendiebstähle gibt, schreibt ein Supermarkt in Arsbeck schlechte Zahlen. Das Problem ist brisant: Die Täter sollen aus der ZUE Petersholz stammen. Jetzt gab es eine Bürgerversammlung.

Der Mitarbeiter des Supermarktes sitzt in seinem Büro und blickt auf den Computerbildschirm. "Schauen Sie sich das mal an, das kann man hier regelmäßig beobachten", sagt er. Das Video, das von der Überwachungskamera aufgenommen wurde, zeigt einige Menschen, die sich in einem der Gänge des Supermarktes aufhalten. Plötzlich formieren sich drei junge Männer an einem Regal, stellen sich eng zusammen und stecken Pflegeprodukte und Lebensmittel in ihre Taschen. Alles geht blitzschnell. Dann verschwindet die Gruppe.

Das Video dokumentiert einen von etlichen Ladendiebstählen, die zuletzt in dem Arsbecker Supermarkt beobachtet wurden, und die den Supermarkt nun offenbar in seiner Existenz bedrohen. Seit zwei Jahren ist die Bilanz verheerend: Die Verantwortlichen berichteten am Montag in einer Bürgerversammlung, die auf Einladung einer Nachbarschaft in der früheren Gaststätte Feuser in Arsbeck stattfand, von einem Schaden im mittleren fünfstelligen Euro-Bereich durch Ladendiebstähle - alleine im Jahr 2017. Die Verantwortlichen des Supermarktes vermuten aufgrund ihrer Beobachtungen und Videoaufnahmen, dass diese Diebstähle im Wesentlichen auf das Konto von Personen gehen, die in der zwei Kilometer entfernten Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Flüchtlinge des Landes NRW in Wegberg-Petersholz leben. Die Verantwortlichen des Supermarktes wissen, dass das Thema höchst sensibel ist. Sie möchten auf keinen Fall, dass in diesem Zusammenhang rechtspopulistische Kräfte auf den Plan gerufen werden. Darum haben sie sich an die lokale Politik gewandt, die wiederum mehrere Behördenvertreter, allen voran Landrat Stephan Pusch und Wegbergs Bürgermeister Michael Stock unterrichteten.

Während der Bürgerversammlung standen am Montag Vertreter der Kreispolizeibehörde Heinsberg Rede und Antwort. Ihre Botschaft: "Wir nehmen die Sorgen der Bürger sehr ernst", sagte Andreas Bollenbach, Leiter der Abteilung Polizei der Kreispolizeibehörde. Der Polizeidirektor erklärte, dass die kriminalstatistischen Zahlen für den Bereich Arsbeck völlig unauffällig seien. Er und seine Kollegen Stefan von den Driesch und Bernd Wiefels wiesen allerdings darauf hin, dass nur die Taten in die Statistik einfließen, die der Polizei bekannt seien. Darum sei es unbedingt notwendig, beispielsweise bei Bedrohungsszenarien sofort die 110 zu wählen oder bei Diebstählen und Sachbeschädigungen Anzeige zu erstatten.

Einige Bürger aus Arsbeck, Wildenrath und Dalheim erklärten daraufhin, dass sie ihr gestiegenes Unsicherheitsempfinden nicht in Einklang mit der unauffälligen Polizeistatistik bringen könnten und berichteten von eigenen Erlebnissen. Die Verantwortlichen des Supermarktes betonten, dass es nur einige wenige Personen aus der ZUE seien, die für die Ladendiebstähle verantwortlich sein sollen, und die durch ihr Handeln billigend in Kauf nähmen, dass die gesamte ZUE in ein schlechtes Licht geraten könnte.

Willibert Jansen aus Arsbeck, der sich für die Initiative "Sankt Martin HILFT" engagiert, bedauerte, dass in der Bürgerversammlung keine Vertreter der Stadt Wegberg und der Bezirksregierung Köln als Ansprechpartner zur Verfügung standen. Die ZUE sei eine Landeseinrichtung und eine Lösung des Problems nur in Kooperation mit dem Land und der Bezirksregierung möglich, meinte FDP-Kreisvorsitzender Klaus Wagner. Ähnlich argumentierten Rudi Hachen von der Dorfgemeinschaft Arsbeck und Willy Ellerkamp. Sie forderten dazu auf, zügig Kontakt mit der Bezirksregierung aufzunehmen und Lösungen zu erarbeiten, "damit die Stimmung hier nicht kippt", wie es hieß. Moderator Thomas Nelsbach (Freie Wähler Wegberg) sieht nach eigenem Bekunden auch die örtlichen Behörden stärker in der Pflicht.

Die Verantwortlichen des betroffenen Supermarktes in Arsbeck erklärten, dass sie auf zügige Hilfe angewiesen seien. In dem 20 Jahre alten Marktgebäude seien Investitionen in Höhe von mehr als 1,5 Millionen Euro geplant gewesen. Die unerwartet schlechten Inventurergebnisse der vergangenen beiden Jahre hätten ihnen die Bilanz verhagelt und vorerst einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Damit seien nicht nur 25 (Teilzeit-)Arbeitsplätze in Gefahr geraten, sondern auch die Zukunft der Nahversorgung in Arsbeck, Wildenrath und Dalheim. Dass sie weitermachen wollen, daran ließen sie während der Bürgerversammlung keine Zweifel.

(hec)
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