Wegberg Einsatz gegen Schädlingsraupe ohne chemische Keule

Wegberg · Die Stadt hat ein Unternehmen beauftragt, das voraussichtlich vom 27. bis 30. Mai gegen den Eichenprozessionsspinner vorgeht.

Die Stadt Wegberg hat ein Unternehmen beauftragt, das den Eichenprozessionsspinner im Stadtgebiet bekämpfen soll. Das teilt die Stadtverwaltung mit. Die Schädlingsraupe wird vor allem an Orten bekämpft, wo sich regelmäßig viele Menschen aufhalten. Der genaue Zeitpunkt hängt von der Witterung ab. Geplant ist der Zeitraum 27. bis 30. Mai.

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Schädling, der vorrangig Eichen befällt. Die Raupen schlüpfen zwischen Ende April und Anfang Mai. Sie sind 2,5 bis vier Zentimeter groß und leben in geselligen Verbänden. Mitte Juni ziehen sich ältere Raupen tagsüber und zur Häutung in typische, mit Kot und alten Larvenhäuten gefüllte Gespinstnester am Stamm oder in Astgabeln zurück. Von dort aus begeben sich die Raupen in langen Ketten auf Nahrungssuche, wobei 20 bis 30 Tiere nebeneinander wandern können, diese "Prozession" erreicht eine Länge von bis zu zehn Metern.

Die Verpuppung erfolgt Ende Juni/Anfang Juli im Gespinstnest. Nach drei bis fünf Wochen schlüpft der unscheinbare graue Nachtfalter. Die Raupen ernähren sich von den Blättern der Bäume. Je nach Befallsdruck, können von den Raupen des Schmetterlings im späten Frühjahr nahezu alle Blätter eines Baumes abgefressen werden. Der Baum kann den Verlust der Blätter durch den zweiten Austrieb zu großen Teilen kompensieren. Schlimmere Folgen kann der Eichenprozessionsspinner beim Menschen hervorrufen. Erreichen die Raupen ein gewisses Alter, bilden sie giftige Brennhaare aus, welche leicht abbrechen und damit in der Umgebung der Bäume vorkommen. Zudem können sie aufgrund des geringen Gewichts bis zu 200 Meter vom Wind transportiert werden.

Beim Menschen ruft der Kontakt mit diesen Brennhaaren allergische Reaktionen hervor. Die hohlen Haare enthalten ein stabiles Eiweiß, das auf der Haut oder Schleimhaut des Menschen sowohl allergische als auch toxische Reaktionen hervorruft. Nach dem Hautkontakt entwickelt sich ein fast unerträglicher Juckreiz, dem ein Hautausschlag folgt. Die Raupendermatitis kann sich in drei verschiedenen klinischen Erscheinungsbildern zeigen (Quaddeln, Hautentzündungen und Knötchen). Auch Schwindelgefühl und Fieber sind nicht selten. Augen und Atemtrakt können ebenfalls betroffen sein. Es kann zu allergischen Reaktionen mit Asthma-Anfällen kommen, eine Schock-Reaktion ist eher selten.

Bei der vorbeugenden Bekämpfung kommt entgegen der Meinung, dass eine "chemische Keule" eingesetzt wird, ein biologisches Mittel, ein so genanntes Biozid zur Anwendung. Wirkstoff von diesem Biozid ist das Bakterium "Bacillus thuringiensis", welches ganz natürlich im Boden vorkommt. Für den Menschen ist das Mittel vollkommen ungefährlich und unbedenklich. Trotzdem weisen die Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofes Wegberg ausdrücklich darauf hin, dass Fenster und Türen während der Anwendung im eigenen Interesse geschlossen bleiben sollten, da das Mittel einen sehr unangenehmen, beißenden Geruch hat. Über die genauen Anwendungszeitpunkte wird auf der städtischen Homepage unter www.wegberg.de tagesaktuell berichtet.

Der Einsatz des Mittels schränkt bei den Raupen die Fähigkeit der Häutung ein, wodurch sie schließlich absterben. Der Zeitpunkt der Bekämpfung muss daher relativ genau getaktet sein. Die Bekämpfung erfolgt im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit im Verbund mit weiteren Kommunen des Kreises Heinsberg, dem Kreis Heinsberg selber, sowie einzelnen Städten und Gemeinden aus angrenzenden Landkreisen. Gemeinsam wird ein externer Dienstleister beauftragt, der mit einem Traktor und einem speziell für die Anwendung entwickelten Spezialgerät das Mittel ausbringt. Eine Turbine schleudert dabei das mit Wasser verdünnte Mittel in die Kronen der Bäume, so dass der entstehende Sprühnebel nahezu alle oberirdischen Stellen des Baumes erreicht. Der Unternehmer wird im Stadtgebiet Wegberg ständig von Mitarbeitern des Baubetriebshofes begleitet, die Fragen vor Ort beantworten und Auskünfte zum Verfahren geben können. Weitere Fragen können unter Telefon 02434-83 811 auch an Ingmar Pape, den technischen Leiter des Baubetriebshofes, gerichtet werden. Hier werden auch Hinweise zu befallen Bäumen entgegengenommen.

(RP)
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