Wegberg Flüchtlingszustrom zwingt zum Handeln

Wegberg · Die Stadt muss weitere Räume für Flüchtlinge schaffen. Zur Diskussion stehen das Jugendheim in Wildenrath, die alte Schule Klinkum und Haus Janske in Tüschenbroich. Bürger wünschen sich, dass die Stadt leerstehende Objekte mietet.

 150 Flüchtlinge leben zurzeit im Asylbewerberheim an der Nordstraße in Arsbeck (im Bild), 25 weitere in der Unterkunft am Philosophenweg in Dalheim, vier weitere in Gerichhausen.

150 Flüchtlinge leben zurzeit im Asylbewerberheim an der Nordstraße in Arsbeck (im Bild), 25 weitere in der Unterkunft am Philosophenweg in Dalheim, vier weitere in Gerichhausen.

Foto: Jürgen Laaser

Der Flüchtlingszustrom reißt nicht ab: Weil weiterhin viele asylbegehrende Menschen aus unterschiedlichen Ländern ins Stadtgebiet kommen, sieht sich die Stadt Wegberg gezwungen, trotz angespannter Haushaltslage weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Das teilte Erste Beigeordnete Christine Karneth am Dienstagabend während der Ratssitzung mit. Zurzeit leben 179 Flüchtlinge aus 30 unterschiedlichen Nationen in den städtischen Unterkünften an der Nordstraße in Arsbeck, am Philosophenweg in Dalheim und in Gerichhausen. Insgesamt gibt es nach Angaben der Verwaltung nur noch 19 freie Plätze.

Weil abzusehen ist, dass die Kapazitäten in wenigen Wochen erschöpft sind, hat die Verwaltung bereits die ehemalige Hausmeisterwohnung im Gebäude der Grundschule Klinkum herrichten lassen. Dort können sechs bis maximal acht Flüchtlinge leben. Außerdem wurde die zum 1. Juni 2015 frei werdende Wohnung im Gebäudekomplex des Feuerwehrgerätehauses in Arsbeck für die Unterbringung von Flüchtlingen vorgemerkt. "Angesichts der Zahlen müssen aber kurzfristig weitere Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dazu bietet sich das im Erdgeschossbereich so gut wie nicht genutzte Jugendheim in Wildenrath an - nicht zuletzt weil es mit einem relativ geringen finanziellen Aufwand für eine Unterbringung von zwölf Personen hergerichtet werden kann", sagte Karneth. Die Erste Beigeordnete hat nach eigenen Angaben bereits mit dem Vorsitzenden des einzigen regelmäßigen Dauernutzers des Jugendheims, dem Trommler- und Pfeiferkorps Wildenrath, über die Situation und die Absichten der Stadt gesprochen. Christine Karneth: "Er zeigte Verständnis und sagte zu, die Vereinsmitglieder entsprechend zu informieren und für die Entscheidung der Verwaltung zu werben." Ansonsten wurde das Vereinsheim nach Verwaltungsangaben in den vergangenen Jahren von der St. Johannes-Baptist-Schützenbruderschaft 1715 Wildenrath genutzt, und zwar für eine Tanzveranstaltung im November während der Spätkirmes. Die bauliche Herrichtung - dazu zählt der Einbau einer Dusche - wird nach Angaben von Christine Karneth im Laufe des Monats April erfolgen. Der Bauantrag wurde auf zwei Jahre befristet.

"Viele Bürger in Wildenrath halten das Jugendheim für keine gute Lösung", berichtet CDU-Ratsherr Wolfgang Bennewirtz. Er und SPD-Ratsherr Joachim Uckermark, ebenfalls aus Wildenrath, legten der Verwaltung eine Liste mit 20 leerstehenden Wohnungen und ehemaligen Briten-Häusern in Wildenrath vor. Bennewirtz schlägt vor, dass die Stadt - ähnlich wie dies in Erkelenz und Hückelhoven praktiziert wird -leerstehende Wohnungen anmietet und diese zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellt. Das Jugendheim in Wildenrath werde für zahlreiche Schul- und Vereinsveranstaltungen regelmäßig genutzt.

Auch diese zusätzlichen Kapazitäten werden aber nicht ausreichen. Christine Karneth: "Wir denken zurzeit daran, größere Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen herzurichten. Das ehemalige Grundschulgebäude in Klinkum bleibt eine Option, auch das frühere Seniorenheim Haus Janske in Tüschenbroich kommt dafür grundsätzlich in Frage." In beiden Gebäuden könnte Platz für jeweils bis zu 50 Flüchtlinge geschaffen werden. Doch das kostet Geld. Bei der Stadt hoffen die Verantwortlichen deshalb darauf, dass die geplante Unterbringungseinrichtung in der früheren Briten-Siedlung Petersholz so schnell wie möglich in Betrieb geht. Die Kosten für Petersholz, wo bis zu 800 Flüchtlinge vorübergehend leben könnten, werden komplett vom Land übernommen. Und sobald die Einrichtung in Betrieb geht, werden keine Zuweisungen mehr in die städtischen Einrichtungen vorgenommen. "Die angekündigte Unterbringungseinrichtung in Petersholz einerseits und die Zwänge der vorläufigen Haushaltsführung andererseits erfordern ein ständiges Austarieren und Abwägen sowohl was die finanziellen Auswirkungen als auch was die Standortwahl anbelangt", sagt Karneth.

Petersholz soll im Herbst in Betrieb gehen. Allerdings hat das Land den über fünf Jahre laufenden Vertrag mit der BImA als Eigentümerin noch nicht abgeschlossen. Man hofft auf eine Vertragsunterzeichnung im März. Anschließend muss per Ausschreibung noch ein Betreiber gefunden werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort