Wegberg Geistig und körperlich vital im Alter

Wegberg · 120 Besucher kommen beim Gesundheits-Forum im Activ Centrum Wegberg in den Genuss einer Vorlesung der besonderen Art. Unter dem Titel "Jung altern" erklärt Professor Hollmann seinen Hörern, wie sie im Alter vital bleiben.

 Gastgeber Josef Stepprath (von links) vom Activ Centrum begrüßte die Podiumsteilnehmer Jochen Neßler, Professor Wildor Hollmann (92) und Christian Härtel zum 9. Gesundheits-Forum Wegberg.

Gastgeber Josef Stepprath (von links) vom Activ Centrum begrüßte die Podiumsteilnehmer Jochen Neßler, Professor Wildor Hollmann (92) und Christian Härtel zum 9. Gesundheits-Forum Wegberg.

Foto: Jürgen Laaser

In knapp zwei Monaten feiert Professor Wildor Hollmann, der in Brüggen lebt, seinen 93. Geburtstag. Seinen typischen Humor hat der renommierte Sportwissenschaftler, der bei seinen Studenten der Sporthochschule Köln als "der Prototyp des Professors" gilt, auch im Alter nicht verloren: "Die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter deutlich. Es war also eine sehr gute Idee von Ihnen, mich noch rechtzeitig als Referenten für diesen Vortrag einzuladen", sagte er.

Beim ältesten noch dozierenden Professor der Sporthochschule Köln sucht man Alterungserscheinungen vergeblich. Hollmann ist ein brillanter Redner und dafür bekannt, dass er lebt, was er lehrt: Mit seinen fast 93 Lebensjahren trainiert er zweimal pro Woche ein Fitnessstudio, zusätzlich hält sich die weltweit bekannte Koryphäe der Sportmedizin mit Tanzen und Treppensteigen fit. Hollmann sagte, dass er seit 1970 - damals war er 45 Jahre alt - nach seinen eigenen Forschungsergebnissen lebt. "Nicht sklavisch, aber zumindest als Leitbild." Die zentrale Botschaft des Professors lautet: Der Mensch bleibt zeitlebens trainierbar, selbst im hohen Alter. Hollmann berichtete im Activ Centrum von den Ergebnissen seiner zahlreichen experimentellen Untersuchungen über Gehirn und Geist in Verbindung mit körperlicher Aktivität, die zum großen Teil bahnbrechend waren. Dabei wies er auf die besonders in den vergangenen zwei Jahrhunderten signifikant gestiegene Lebenserwartung des Menschen hin. Das zweite X-Chromosom, das Frauen im Gegensatz zu Männern besitzen, sorge im Alter für Reparaturarbeiten im Körper und sei dafür verantwortlich, dass "Männer überall auf der Welt früher ins Gras beißen müssen als Frauen." Hollmann geht fest davon aus, dass die Menschheit in puncto Lebenserwartung "noch viel Spielraum nach oben" hat. Bald werde die mittlere Lebenserwartung bei 130 Jahren liegen. Heutzutage liegt sie bei 78 (Männer) und 83 (Frauen) Jahren.

Gebannt folgten die Zuhörer Hollmanns Erinnerungen an seine wegweisenden Forschungsprozesse der vergangenen Jahrzehnte. So berichtete er von der "Treppenuntersuchung" im Jahr 1977 im Kölner Dom, an der sich sogar der Kardinal persönlich beteiligt habe. Auf die verheerenden Folgen von Bewegungsmangel auch für gesunde Menschen hatte Hollmann schon Ende der 1940er Jahre hingewiesen, nachdem er Studenten eine acht- bis 14-tägige Bettruhe verordnet hatte. Sogar die Weltgesundheitsorganisation hat auf Hollmanns Forschungsergebnisse zurückgegriffen und ihre Empfehlungen angepasst.

Neben Professor Hollmann referierte beim 9. Gesundheits-Forum der Wegberger Internist Christian Härtel über die Risikofaktoren für das Herz-Kreislaufsystem. Dabei kennzeichnete er den Bluthochdruck, das Rauchen, Übergewicht, Stoffwechselstörungen und Bewegungsmangel als die "üblichen Verdächtigen", gab entsprechende Verhaltenstipps und riet: "Fangen Sie noch heute damit an." Härtel wies auf die hohe Bedeutung der Vorsorgeuntersuchung hin, die besonders von Männern zu selten in Anspruch genommen werde. Orthopäde Jochen Neßler, stellvertretender Leiter der LVR-Klinik für Orthopädie Viersen, erläuterte, welche Möglichkeiten es gibt, die Gelenke im Alter fit zu halten.

Gastgeber Josef Stepprath vom Activ Centrum bedankte sich ausdrücklich bei allen Referenten, seinen Mitarbeitern und seiner Frau Lisa für die Organisation des neunten Gesundheits-Forums. Für die zehnte Auflage, die am 11. November 2018 stattfinden wird, kündigte er einen hochrangigen Wissenschaftsjournalisten aus Berlin an.

(RP)
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