Wegberg Heimat verlassen und neu finden

Wegberg · Der Heimatverein Beeck eröffnete eine Ausstellung, in der das Aus- und Zuwandern im Mittelpunkt stehen. Texte, Festkleidung und Alltagsgegenstände geben einen schönen Einblick in weltweite und Wegberger Geschichte.

 Tamilische Gäste erläuterten bei der Ausstellungseröffnung Georg Wimmers ihre Trachten.

Tamilische Gäste erläuterten bei der Ausstellungseröffnung Georg Wimmers ihre Trachten.

Foto: Jürgen Laaser

Die Beecker Museen nehmen in diesem Jahr zum zweiten Mal an einem gemeinsamen Jahresthema von mehr als 40 Museen am Niederrhein teil: Nach "himmelwärts" mit textilen Schätzen aus Wegbergs Kirchen heißt es jetzt "Unterwegs". Daraus hat der Verein den Themenbereich "Die Heimat verlassen - eine neue Heimat finden", Geschichte(n) von Menschen in Wegberg gewählt.

Im Museum für Europäische Volkstrachten hat der Verein in zwei Räumen Texte, Festkleidung, Alltagsgegenstände und vieles mehr nach unterschiedlichen thematischen Aspekten zusammengestellt und ermöglicht damit einen informativen Einblick in weltweite und Wegberger Geschichte. Groß war das Interesse zur Eröffnung: Rats- und Kreistagsmitglieder, Mitglieder benachbarter Museen und Heimatvereine sowie Dr. Rita Mielke - verantwortlich für das Projekt "Unterwegs" - begrüßte Vorsitzender Georg Wimmers ebenso wie Kirchenvertreter und Zeitzeugen. Eine initiierende Kraft sei Klara Schlömer gewesen. Wimmers selbst bezeichnete die Schau als "hochinteressant und hochemotional" und sagte, "man findet sich selber, in Geschichte eingebettet, wieder". Ein räumlicher Wechsel bedeute, den alten Ort zu verlassen und einen neuen aufzufinden, formulierte Bürgermeister Michael Stock seine Gedanken, Gründe könnten Liebe, Beruf aber auch Angst, Krieg und Terror sein. Vereinsmitglied Klara Schlömer stellte heraus, dass sie für die Ausstellung vielfältige Hilfe erhalten hatte. Sie stellte zunächst Überlegungen mit Inge Theissen an, trug selbst Dokumente und Fotos zusammen und Bruder Heinz war rund vier Monate mit der grafischen Umsetzung beschäftigt. Zu einzelnen Themen sprachen teils Beteiligte, die ihr Wissen und Objekte beigetragen hatten. Heiner J. Coenen beschäftigte sich ausführlich mit "Auswanderern nach Amerika". Die Ausreise einer Mennonitengruppe aus Krefeld, die 1684 Webstuhl und Flachssamen mitnahmen, erregte besonderes Interesse des Vereins. Ein Wegberger Beispiel stellt Aloys Bertrams dar, der vor etwa 100 Jahren nach Übersee auswanderte. Vetter Karl war anwesend. Von der Auswandererhalle in Dalheim handelt ein Plakat, das sich mit den Reisenden beschäftigt, die vor mehr als 100 Jahren auf eine Überfahrt von Antwerpen aus warteten. Das Thema "Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg", zu dem Hans Joachim Haude Einzelheiten vortrug, ist ebenso vertreten wie "Die evangelische Kirchengemeinde" mit dem oft steinigen Weg der ersten Protestanten im "rein katholischen Wegberg" bis hin zur Gründung der eigenen Kirchengemeinde. Im zweiten Raum geht es mit der Darstellung der Situation von "Gastarbeitern", Flüchtlingen aus Sri Lanka und deutschstämmigen Aussiedlern aus Russland, die seit den 1960er Jahren nach Deutschland und Wegberg kamen, bunt und kulturell vielfältig zu. Das Eiscafé "Giovanni" in der Hauptstraße, dessen jetziger Betreiber Felice mit Tochter gekommen war, hat darin ebenso seinen Platz wie die Tamilische Schule in Erkelenz oder russische Kultur, die unter anderem vom Chor "Rjabinuschka" zur Akkordeonbegleitung musikalisch präsentiert wurde. Einblicke in die Kultur Südkoreas ermöglicht Sun-Na Buschmeyer, die 1976 nach Deutschland und 1989 nach Wegberg kam und in Festtracht zu den Besuchern sprach sowie in die Kultur von Vietnam in einer Textcollage Pfarrer Trans.

(cole)
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