Wegberg Immer schön sportlich bleiben

Wegberg · Mit den Chips auf der Couch und dem Auto zum Bäcker: 5,3 Millionen Menschen weltweit sterben an Bewegungsmangel. Beim Gesundheits-Forum im Activ Centrum Wegberg wurde deutlich, wie wichtig Sport ist - auch für chronisch Kranke.

 Josef Stepprath (stehend) vom Activ Centrum Wegberg stellte zu Beginn des 8. Gesundheits-Forums die Referenten vor: Physiotherapeut Frank Allwicher (von links) , Orthopäde Dr. Jochen Neßler und Internist Dr. Christian Härtel.

Josef Stepprath (stehend) vom Activ Centrum Wegberg stellte zu Beginn des 8. Gesundheits-Forums die Referenten vor: Physiotherapeut Frank Allwicher (von links) , Orthopäde Dr. Jochen Neßler und Internist Dr. Christian Härtel.

Foto: Jürgen Laaser

Um die hohe Bedeutung von sportlicher Aktivität auch bei chronischen Erkrankungen oder Verletzungen ging es beim 8. Wegberger Gesundheits-Forum im Activ Centrum Wegberg. Gastgeber Josef Stepprath begrüßte mehr als 60 interessierte Besucher sowie die Referenten Dr. Christian Härtel, Dr. Jochen Neßler sowie Physiotherapeut Frank Allwicher. Letztere erläuterten den Gästen die neusten Erkenntnisse aus internistischer, orthopädischer und physiotherapeutischer Sicht.

Zum Auftakt erklärte Internist Dr. Christian Härtel, wie effektiv Bewegung bei Herz- und Lungenerkrankungen sowie Diabetes helfen kann. Sport verbessere in vielen Fällen den Heilungsprozess. Das gelte auch für herzkranke Patienten. Dabei erziele zurzeit vor allem das sogenannte HIIT-Training vielversprechende Erfolge. "HIIT steht für High Intensity Interval Training", erklärte Christian Härtel, "diese Form des Trainings war bislang bei Herzpatienten undenkbar, doch es zeigt sich, dass sie viele Vorteile hat." Typisch für das HIIT-Training ist der schnelle Wechsel von Belastungs- und Erholungsphasen. Dabei steigt der Puls kurzzeitig auf bis zu 90 Prozent der maximalen Herzfrequenz. "Daraus entsteht ein sehr starker Trainingsreiz. Das bringt Würze in den Trainingsplan. Sie werden noch viel von dieser Methode hören", kündigte Christian Härtel an.

Dr. Jochen Neßler von der LVR Klinik für Orthopädie in Viersen gab Antworten auf die Frage, was man bei chronischen Schulterbeschwerden tun kann. Bei Schultergelenkschmerzen gehe es zunächst darum, die Ursache herauszufinden. So verursachen häufig Probleme an der Halswirbelsäule oder Bandscheibe Schulterschmerzen. Bei Frauen im Alter zwischen 35 und 55 Jahren sei häufig die sogenannte Kalkschulter Ursache von zum Teil unerträglichen Schmerzen, die auch Schlaflosigkeit zur Folge haben können. Häufig befinden sich die Kalkdepots in der Rotatorenmanschette der Schulter. Die Kalkeinlagerungen reizen und verdicken die Sehnen, so dass es in dem begrenzten Raum zwischen dem Schulterdach und dem Oberarmkopf noch enger wird. Wenn der Kalk dann aus der Sehne herausbricht und in den angrenzenden Schleimbeutel eindringt, ist eine Schleimbeutelentzündung die schmerzhafte Folge. Diese wird üblicherweise mit entzündungshemmenden Medikamenten wie Ibuprofen oder Diclofenac behandelt. Häufig heile die sogenannte Kalkschulter auch von allein wieder aus. Jochen Neßler erläuterte auch minimalinvasive Operationsmethoden (Eingriff durchs Schlüsselloch) und moderne Schulterprothesen.

Erfolgreiche Therapien und Übungen gegen die häufigsten Rückenbeschwerden stellte Frank Allwicher vor. Der Physiotherapeut erklärte, dass 62 Prozent aller Deutschen schon mal unter Rückenbeschwerden gelitten haben. Meistens sei Bewegungsmangel die Ursache für Rückenbeschwerden. "Jeder neunte Mensch sitzt täglich mehr als neun Stunden. Das kann auf Dauer gar nicht gut gehen", sagte Allwicher. 5,3 Millionen Menschen weltweit sterben nach Angaben des Physiotherapeuten jedes Jahr, weil sie körperlich zu wenig aktiv sind.

Gastgeber Josef Stepprath bedankte sich bei Referenten und Zuhörern. Der Inhaber des Activ Centrums betonte, dass Sport und Bewegung auch bei chronischen Erkrankungen in fast allen Fällen nicht nur möglich, sondern dringend geraten sei. "Wer umgeknickt ist, sollte seinen Knöchel schonen. Das ist richtig. Trotzdem kann man beispielsweise den Oberkörper trainieren. Das verbessert den Heilprozess und stärkt das Herz-Kreislauf-System." Wer statt dessen - wie auch manche Ärzte raten - sechs Wochen komplett auf Sport verzichte, tue seinem Körper und Wohlbefinden keinen Gefallen.

(RP)
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