Kreis Heinsberg In einer Tour die Vielfalt der Kunst entdecken

Kreis Heinsberg · Viele Kunstinteressierte machten sich mit Fahrrad, Auto oder Bus auf den Weg, Kunst und Künstler näher kennenzulernen.

 Zwei vielseitige Künstler stehen beispielhaft für die Vielfalt, die es am Wochenende bei der "Kunsttour" in der Region zu sehen gab. Christian Walter (links) zeigte in seinem Atelier in Wegberg großformatige Malereien. Im Bild rechts ist Peter Röttges aus Wassenberg mit einigen Besuchern zu sehen. Er fertigt Holzskulpturen.

Zwei vielseitige Künstler stehen beispielhaft für die Vielfalt, die es am Wochenende bei der "Kunsttour" in der Region zu sehen gab. Christian Walter (links) zeigte in seinem Atelier in Wegberg großformatige Malereien. Im Bild rechts ist Peter Röttges aus Wassenberg mit einigen Besuchern zu sehen. Er fertigt Holzskulpturen.

Foto: Jürgen Laaser

Orange gestaltete Plakate vor den Häusern wiesen darauf hin, dass es im Innern Kunst zu sehen gab. Ein paar Schritte weiter befanden sich die Besucher in Ausstellungsräumen, Ateliers oder Gärten, in denen sie Zeichnungen, Malerei, Collage, Skulptur sowie Textil- und Glaskunst anschauen konnten. Mit Neugier und Interesse an künstlerischen Arbeiten und deren Hersteller kamen viele Menschen der Einladung von 43 Teilnehmern der "Kunsttour" nach, sich näher kennenzulernen.

Kreis Heinsberg: In einer Tour die Vielfalt der Kunst entdecken
Foto: Laaser Jürgen

Um bei Christian Walter in Wegberg die Werke des vergangenen Jahres entdecken zu können, galt es, einige Stufe hoch zum Atelier zu erklimmen. Großformatig zogen die Arbeiten direkt die Aufmerksamkeit der Betrachter auf sich. Auf den ersten Blick waren es realistische malerische Darstellungen von Kattar, Löwe oder Meerestieren, die der Künstler mit klarer Formensprache und Farbigkeit porträtiert hatte. Bei näherer Betrachtung erzeugte ein von Menschenhand konstruierter Raum mit Türmen beim Halbaffen oder eine überzeichnete Krümmung der Erdachse mit verschwindenden Wolken und das Tier einschränkenden Blumen beim Löwen für Kontraste und Spannungen. Einen Gegensatz durch weiches Fell und starre Architektur, durch Kraft oder Schönheit und Begrenzung oder zeitlichen Verfall.

Ebenso kapselte sich das ästhetisch gestaltete Meerestier inmitten unendlicher Wasserlandschaft ab sowie war der behände Fisch zwischen statisch wirkenden Wassertropfen gefangen. "Ich male Befindlichkeiten des Menschen", beschrieb Walter, der an der Kunstakademie Münster studierte und als Seiteneinsteiger Realschullehrer wurde, seine Intention. Mit Tieren als Synonyme für Seelenverwandtschaft Gefühlszustände wie Angst oder Mühen, Vergeblichkeit und Beschränkungen darstellend. Aktuell wende er sich beispielsweise mit dem Bild "Wasser des Lebens" ("Aqua vitalis") mehr der abstrakteren Ebene zu - wie "ein Blick durch das Mikroskop" stelle es sich dar, sagte er, die Figuren ständen für ein Absinken, Aufsteigen und Getrieben sein.

Besucher hatte er am Samstag und Sonntag viele. Der Künstler zog ein außerordentlich positives erstes Resümee: Einige, die bereits im vergangenen Jahr da waren sowie Sammler, Fahrradfahrer, Bekannte und Kollegen. So etwa Hanna Schulte, die sich mit Carina Kemper verabredet hatte, um einmal mehr Werke des Kollegen anzuschauen.

Peter Röttges in Wassenberg bezeichnete die bisherige Resonanz auf offenen Skulpturen-Garten mit Arbeitsraum und Garage zum Malen als "hervorragend". Neben einzelnen Besuchergrüppchen hatte bereits der Verein "Lebenshilfe" Heinsberg mit 40 Personen auf seiner Bustour bei ihm Station gemacht, um sich seine Holzarbeiten anzusehen. "Mein Schwerpunkt liegt auf Holzskulpturen, die ich ausschließlich mit der Kettensäge herstelle", erzählte er. Mädchenhafte große Figuren, deren feine Gesichtsformen und strukturierten Haare Staunen angesichts des Werkzeugs hervorriefen. Eines der größeren Exemplare stattete er mit einem Kleid aus Stahlfiltermaterial aus - anderen malte er die Garderobe auf. "Bei der Herstellung lasse ich nicht das Holz sprechen, sondern weiß genau, welche Figur ich daraus mache", betonte Röttges. Dafür lege er den Holzkern der ursprünglichen Stämme frei und fertige nach dem Durchmesser die Skizze an. Die Arbeitsschritte waren für die Besucher gut in seinem Arbeitsraum nachzuvollziehen. In erster Linie verwende er Eichen- und Akazienholz.

Seine Faszination für die Bildhauerei war auch in weiteren Skulpturen aus Ahornholz sowie in Holz-, Beton- oder Bronzeobjekten gut zu erkennen. Zudem hat er - den traditionellen Blütenbildern zu Fronleichnam nachempfunden - starke farbige Bilder mit eingefärbten Sägespänen angefertigt. Seit 2015 beschäftigt er sich mit diesen Arbeiten. Zwei vielseitige Künstler beispielhaft für die künstlerische Vielfalt, die es bei der "Kunsttour" zu sehen gab.

(cole)
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