Seit Freitag halten sich die Landfahrer im Mönchengladbacher Stadtgebiet auf. Zunächst hatten die Familien den Borussia-Parkplatz P 8, auf dem das Oktoberfestzelt stand, in Beschlag genommen. Doch die Entwicklungsgesellschaft Mönchengladbach machte Druck und schaltete sofort einen Anwalt ein. Jetzt stehen die Wohnwagen in den Einfahrten und auf den Grundstücken in der früheren britischen Militärsiedlung an der Lilienthalstraße und an der Hugo-Eckener-Straße. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) ist informiert. Sie ist Besitzerin der Gebäude und schickte gestern ihren Sicherheitsdienst heraus. Auch die Polizei hat einen Blick auf die Landfahrer.

Vor rund drei Wochen ließen sich die 50 bis 60 Tinker mit 29 Wohnwagengespannen auf dem abgesperrten Gelände der früheren Ziegelei Wienerberger in Uevekoven nieder - ohne Einverständnis des Eigentümers. Die irischen Landfahrer hatten den Bauzaun, der die alte Ziegelei umgibt, aufgeschnitten und das Gelände besetzt. Mitarbeiter des Wegberger Ordnungsamtes schritten ein. Doch die Landfahrer ignorierten die Androhung von Zwangsgeldern und die Einforderung von Sicherheitsleistungen.

Aus der Bürgerschaft häuften sich schließlich die Beschwerden über das Verhalten der Tinker. Und bei der Polizei stapelten sich die Strafanzeigen. Autofahrer beschrieben, dass ihre Fahrzeuge beworfen wurden, als sie auf der Erkelenzer Straße an dem alten Ziegelei-Gelände in Uevekoven vorbeifuhren. "Auch in der Gastronomie wurden die Tinker auffällig", sagt Wegbergs Ordnungsamtsleiter Ulrich Schulz. Besitzer von Imbissstuben in Wegberg sprachen Hausverbote aus. Auch mit Tankstellenbesitzern sollen sich die Traveller gestritten haben.

Einige Bürger unterstellten der Polizei und den Ordnungsamtsmitarbeitern Tatenlosigkeit. Diesen Vorwurf weist Ulrich Schulz zurück: "Manche haben nicht verstanden, dass wir auf privatem Gelände agieren und selbstverständlich jederzeit das Ordnungsrecht berücksichtigen mussten." So sei während des behördlichen Vorgehens eine enge Absprache mit dem Besitzer der Fläche notwendig gewesen.

Erst ein Eigentümerwechsel brachte Bewegung in die Sache: Für rund 800 000 Euro kaufte Geert Bloem am vergangenen Donnerstag bei einer Zwangsversteigerung am Erkelenzer Amtsgericht das Gelände der alten Ziegelei in Uevekoven. Der Niederländer führt eines der größten Abriss- und Recyclingunternehmen in den Niederlanden. Gleich nach der Auktion fuhr der neue Besitzer auf das Areal der Industriebrache in Uevekoven und setzte den irischen Landfahrern eine 24-stündige Frist zum Verlassen des Geländes. Die Gruppe verließ das Gelände daraufhin.

Die Polizei in Heinsberg untersucht derzeit die Strafanzeigen aus dem Umfeld der Landfahrer in Wegberg. "Ein konkreter Tatverdacht hat sich bisher nicht ergeben", sagte Polizeisprecherin Angela Jansen gestern auf Anfrage. Einsätze habe es im Zusammenhang mit den Tinkern in Wegberg nicht gegeben. Jansen trat auch dem Gerücht entgegen, das Gelände in Uevekoven sei von der Polizei geräumt worden.

Die irischen Landfahrer haben an der alten Ziegelei eine Menge Müll hinterlassen und an anderer Stelle im Stadtgebiet einen alten Wohnwagen, um den sich gestern Mitarbeiter des Ordnungsamtes kümmerten. Der neue Besitzer des Areals in der Nähe des Uevekovener Wasserturms ließ die Lücken im Bauzaun schließen und die Zufahrt mit schweren Betonblöcken blockieren. Was er mit dem Gelände vorhat, darüber gibt es bei der Stadt Wegberg noch keine Erkenntnisse.