Wegberg Jugendamt in Schulräumen - Grüne üben Kritik

Wegberg · Die Stadt Wegberg muss sparen. Darum sollen die Mitarbeiterinnen des Jugendamtes ab 2018 Räume der Erich Kästner Schule nutzen.

 Zwei Klassenräume in der Erich Kästner Schule Wegberg sollen für das Jugendamt des Kreises Heinsberg zur Verfügung gestellt werden. Weil die Verknüpfung von Jugendamt und Schule zu groß sei, sehen die Grünen darin einen Interessenskonflikt. Die übrigen Fraktionen finden den Vorschlag gut.

Zwei Klassenräume in der Erich Kästner Schule Wegberg sollen für das Jugendamt des Kreises Heinsberg zur Verfügung gestellt werden. Weil die Verknüpfung von Jugendamt und Schule zu groß sei, sehen die Grünen darin einen Interessenskonflikt. Die übrigen Fraktionen finden den Vorschlag gut.

Foto: hec

Die Stadt Wegberg prüft zurzeit, wie leerstehende Schulräume anders genutzt werden können. Dabei trifft der Vorschlag, Räume in der Erich Kästner Grundschule für das Jugendamt des Kreises Heinsberg und den Streetworker der Stadt Wegberg bereitzustellen, grundsätzlich auf das Einverständnis der Politik. Mit großer Mehrheit rät der Bauausschuss dem Stadtrat, eine außerplanmäßige Ausgabe in Höhe von 49.000 Euro zu beschließen, um damit den Umbau und die Umnutzung von zwei Klassenräumen der Erich Kästner Schule zu Räumen für das Jugendamt zu verwirklichen. Weil die Stadt dann künftig keine Miete, Neben- und Bewirtschaftungskosten mehr für die bisherigen Jugendamtsräume an der Hauptstraße zahlen müsste, ergibt sich auf der anderen Seite eine Einsparung von 13.500 Euro pro Jahr.

Das Jugendamt ist zurzeit in angemieteten Räumen im Gebäude an der Hauptstraße 25 untergebracht. Die Kosten dafür belaufen sich auf insgesamt 13.500 Euro pro Jahr. Ab 1. Januar 2018 sollen die Räume des Jugendamts in zwei erdgeschossige Klassenräume des Aulatraktes, dem neueren, Richtung Schulzentrum liegenden Gebäudeteil der Erich Kästner Schule verlegt werden. Auch für den Streetworker der Stadt Wegberg soll dort ein Arbeitsplatz eingerichtet werden. Der Gebäudeteil für das Jugendamt soll einen eigenen Zugang bekommen, der in der Verlängerung der Zufahrt von der Markusstraße zur Mensa liegt. Der Eingangsflur soll durch eine Wand vom angrenzenden Flur der Schule abgetrennt werden. "Dadurch ist ein Zugang in das Schulgebäude weder für Mitarbeiter noch für Besucher des Jugendamtes möglich", heißt es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung. Die Klassenräume haben insgesamt eine Nutzfläche von 123 Quadratmetern und sollen in einzelne Büroräume, Wartebereiche und einen Besprechungsraum für die fünf Mitarbeiter des Jugendamtes und für den Streetworker aufgeteilt werden, auch ein Sanitärbereich ist geplant. Die Bauarbeiten könnten nach Darstellung der Verwaltung ohne wesentliche Störung des Schulbetriebs auch während der Schul- und Unterrichtszeiten vorgenommen werden, so dass die Fertigstellung rechtzeitig zum Ende des Jahres erfolgen könnte.

Die Überlegung, Schulräume anderweitig zu nutzen, geht auf eine Einschätzung der Gemeindeprüfungsanstalt im Zusammenhang mit dem Haushaltssicherungskonzept zurück, wonach in den Wegberger Grundschulen - gemessen an der Schülerzahl - zu viel Räume zur Verfügung stehen. Zu der Idee, Räume für das Jugendamt in der Erich Kästner Schule zur Verfügung zu stellen, hat die Schulleitung Bedenken geäußert. Zurzeit würden alle Räume genutzt und kein Raum sei ohne Nutzung oder stehe leer. Einer der beiden jetzt zur Umnutzung vorgesehenen Klassenräume wird zurzeit als Mediathek genutzt, der andere als Mehrzweckraum. Auch die Offene Ganztagsgrundschule benötigt nach Einschätzung von Schulleiterin Helene Neumann weitere Räume.

Die Stadtverwaltung hat nach eigenen Angaben Verständnis für den Wunsch der Schulleitung nach einem möglichst großzügigen Raumangebot in der Schule, bewertet die Situation vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage der Stadt Wegberg aber als durchaus zumutbar und die Gesamtmaßnahme daher auch umsetzbar.

Die Mitglieder des Bauausschusses begrüßten die Beschlussvorlage mit Ausnahme der beiden Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen. "Wir haben grundsätzliche Bedenken und erkennen einen Interessenskonflikt, denn die Verknüpfung von Jugendamt und Schule ist in den geplanten Räumen zu groß", erklärte Tobias Arndt für die Grünen. Außerdem sei die Schließung einer Grundschule im Stadtgebiet angesichts der angespannten Haushaltslage immer noch nicht endgültig vom Tisch, "in Merbeck zum Beispiel liegt die Schülerzahl an der Grenze dessen, was man noch vertreten kann", sagte er. Deshalb werde durch den geplanten Umzug des Jugendamts in die Erich Kästner Schule möglicherweise eine Option für die Zukunft verbaut.

Mark Bonitz von der SPD erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es erklärtes Ziel sei, alle Grundschulstandorte im Stadtgebiet zu erhalten. Die CDU legte noch einige Fragen vor, unter anderem zum Thema Brandschutz, die bis zur Ratssitzung von der Verwaltung beantwortet werden sollen. Lob bekam die Verwaltungsvorlage von den Thomas Nelsbach (Freie Wähler) und Christoph Böhm (FDP). "Wir begrüßen sowohl die Idee als auch die Ausgestaltung. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung", sagte Christoph Böhm mit Blick auf die kalkulierte Einsparung von rund 13.500 Euro pro Jahr.

(RP)
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