Wegberg Kunst - originell präsentiert

Wegberg · In der Galerie Wortmann in Dalheim werden Kunstwerke dort ausgestellt, wo sie oftmals ihren Bestimmungsort finden, nämlich in häuslicher Umgebung. Zwischen Küche und Wohnzimmer ist die Werkschau von Wolfgang Freitag zu sehen.

 Galerist Michael Andre Diehl am Bild "Blue Helmet" des Künstlers Wolfgang Freitag. Zwischen Wohnküche und Wohnzimmer sowie im Kellergeschoss hat Diehl über 50 Exponate wirkungsvoll in Szene gesetzt.

Galerist Michael Andre Diehl am Bild "Blue Helmet" des Künstlers Wolfgang Freitag. Zwischen Wohnküche und Wohnzimmer sowie im Kellergeschoss hat Diehl über 50 Exponate wirkungsvoll in Szene gesetzt.

Foto: Jürgen Laaser

Den Kontakt zu Künstlern pflegt Galerist Michael Diehl bereits seit 30 Jahren. Während seines Philosophie-Studiums in Düsseldorf ist er oft zur Kunstakademie gegangen und hat dort viele von ihnen kennengelernt. Somit waren es auch die Kunstschaffenden Freunde, die den Impuls zur Einrichtung seines Wohnhauses als Präsentationsraum gaben.

"Die Idee ist, die Kunst dort zu zeigen, wo die privaten Käufer sie später selber haben, nämlich nicht in einem neutralen, künstlichen Raum, sondern in einer Wohnumgebung", erläuterte Diehl bei der Ausstellungseröffnung der Werkschau "Im Lauf der Jahre" von Wolfgang Freitag das originelle Konzept. Seit seinem Herzug vor anderthalb Jahren ist es der dritte Künstler, den der Galerist vorstellt. Zwei pro Jahr sollen es auch zukünftig sein. Viel Platz steht für die umfangreiche Schau zur Verfügung. Zwischen Wohnküche und Wohnzimmer sowie im Kellergeschoss hat er über 50 Exponate wirkungsvoll in Szene gesetzt: klein- und großformatige Bilder, Triptychen und Werkmappen. Redegewandt und gut informiert führte er Besucher durch die Räume - der Künstler selbst war aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig verhindert. Vor allem die vergangenen 25 Jahre im Schaffen Freitags spielen in der Schau eine Rolle. Wiederholt in Zyklen oder kleinen Serien spürt er dabei aktuellen politischen Ereignissen nach. So thematisiert er mit mehreren Bildern die Auswirkungen des serbischen Belagerungskrieges auf die Zivilbevölkerung Sarajewos. In "Blind windows" dagegen beschäftigt er sich mit Beobachtungen in Marokko: Frauen in Häusern dürfen nicht hinaus und Vorübergehende nicht zu ihnen hineinschauen. "Fukushima" titelt eine weitere Reihe, in der er vor allem mit dem Wort oder den Bestandteilen der japanischen Flagge seiner Bestürzung über die die Grundfeste erschütternde Katastrophe Ausdruck verleiht: Der Wortzug ist zerrissen, die Buchstaben aus der Reihenfolge genommen. Das Können des 80-jährigen studierten Grafikers, Inhalte mit grafischen Mitteln eindrücklich und versiert umzusetzen, wird dabei ein weiteres Mal deutlich. Auch vielfältige, an marokkanische Kacheln angelehnte Motive, ornamentale Darstellungen sowie einzelne Buchstaben aus dem Schiffsalphabet zeugen von seiner Vorliebe für symbolische Formensprache. Ebenso spiegeln sich darin teils Erfahrungen wider, die er während mehrmonatiger Aufenthalte in der Hafenstadt Essouira in Marokko machte. Malereien für ein Theaterprojekt erinnern an seine künstlerischen Anfänge mit gegenständlichen Darstellungen.

Seit 1974 arbeitet Wolfgang Freitag im einst als "Ruinenatelier" bezeichneten Atelierhaus auf der Gladbacher Straße 69 in Düsseldorf-Unterbilk, wo ab 1957 Mitglieder der Gruppe "Zero" um Otto Piene und Heinz Mack ihre berüchtigten "Abendausstellungen" abhielten.

(cole)
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