Wegberg Lisa feiert zwei Geburtstage im Jahr

Wegberg · Es geht ihr wieder gut. Das Horror-Jahr 2005, die schwere Zeit der schlimmen Erkrankung, spielt schon lange keine Rolle mehr im Leben von Lisa Kaminski aus Arsbeck. Lisa litt unter lebensbedrohlichem Knochenmarksversagen.

 Leseratte Lisa Kaminski genießt heute das Leben in vollen Zügen, sie macht eine Lehre zur Bankkauffrau.

Leseratte Lisa Kaminski genießt heute das Leben in vollen Zügen, sie macht eine Lehre zur Bankkauffrau.

Foto: Laaser

Vor zwölf Jahren war Lisa Kaminski neun. Lebensbedrohliches Knochenmarksversagen als Vorstufe unheilbarer Leukämie - was die Ärzte mit sorgenvollen Mienen ihren Eltern Susanne (heute 50) und Bernd Kaminski (heute 49) mitteilten, klang schrecklich. War es auch. Doch Lisa kämpfte. Eher zufällig wurde damals bei einer Typisierungsaktion für einen ebenfalls erkrankten Feuerwehrmann der richtige Spender für die junge Arsbeckerin gefunden.

Inzwischen ist aus dem schwerkranken Mädchen eine kerngesunde, hübsche junge Frau geworden. Lisa Kaminski lässt sich bei der Sparkasse in Neuss zur Bankkauffrau ausbilden, befindet sich zurzeit im dritten Lehrjahr. "Der Kundenkontakt macht mir großen Spaß", erzählt sie begeistert, als wir sie zu Hause in ihrem Elternhaus in Arsbeck besuchen. "Vorne sein bei den Kunden, das ist genau mein Ding."

Ihren ursprünglichen Plan, sich zur Köchin ausbilden zu lassen, hat sie damals schnell verworfen. Zu familienunfreundliche Arbeitszeiten. Ein Knochenjob. Lisa Kaminski bewohnt ihr gemütliches Mädchenzimmer bei den Eltern. Sie genießt das Familienleben mit Vater und Mutter, ihrem Bruder Tim, 17, und Familienhund "Dondo". Sie freut sich auf Feste wie Weihnachten oder Ostern. An den Feiertagen besucht sie ihre Großeltern in Mönchengladbach, besorgt vorher noch Blumen für die Oma. Einmal im Jahr überprüft der Hausarzt Lisas Blutwerte. "Da mache ich mir aber gar keine Sorgen", sagt Lisa und lacht ihr unbeschwertes Lachen. Sie muss keine Medikamente mehr nehmen, nicht mehr zur Krankengymnastik.

Zu Norbert, dem Knochenmarkspender, hat sie immer noch engen Kontakt. Über den Nachrichtendienst WhatsApp. Zum Geburtstag gratuliert oder besucht man sich. Den feiert Lisa Kaminski nach wie vor zweimal im Jahr. Am 5. Januar, dem Tag der erfolgreichen OP im Essener Universitätsklinikum, und am 14. Oktober, dem Tag, an dem sie geboren wurde. "Norbert ist nett. Er hat auch Hunde", berichtet die mittlerweile 21-Jährige über diese ganz besondere Freundschaft. Zwei Jahre hielt die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) die persönlichen Daten unter Verschluss. Dann lernten sich Lisa und Norbert, der in Meerbusch wohnt, endlich persönlich kennen.

Die Zeit der ernsten Erkrankung, als ihre Familie sie nur in OP-Kleidung, mit Haube und Mundschutz im Krankenhaus besuchen durfte und Körperkontakt streng verboten war - sie hat sie längst hinter sich gelassen. Aber die leidenschaftliche Hobbyköchin und -bäckerin hat auch Positives in Erinnerung: die große Anteilnahme der Bevölkerung, die sich typisieren ließ bei den Aktionstagen in der Arsbecker Grundschule sowie bei Camping Krings in Mönchengladbach, dem Unternehmen, das Lisas Großeltern gehört.

(cb)
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