Wegberg Lisa soll bleiben

Wegberg · Seit knapp zwei Jahren ist die ehemalige Lebenshilfe-Mitarbeiterin Lisa Vollbrecht im Beecker Kindergarten beschäftigt. Gelebte Inklusion, die neben anderen Zusatzleistungen aufgrund fehlender Gelder nun aber akut gefährdet ist.

 Lisa Vollbrecht (22) bereitet im Beecker Kindergarten das Frühstück für die Kleinen vor. Aufgrund fehlender Gelder ist ihre Stelle gefährdet. Das Kiga-Team sucht deshalb Unterstützer für eine Patenschaftsaktion.

Lisa Vollbrecht (22) bereitet im Beecker Kindergarten das Frühstück für die Kleinen vor. Aufgrund fehlender Gelder ist ihre Stelle gefährdet. Das Kiga-Team sucht deshalb Unterstützer für eine Patenschaftsaktion.

Foto: Jürgen Laaser

Wie jeden Morgen hält sich Lisa Vollbrecht (22) im Esszimmer des katholischen Kindergartens St. Vincentius Beeck auf. Sobald eines der 66 Kinder aus der gelben, roten oder blauen Gruppe dazukommt, begrüßt sie es sehr freundlich mit Namen. Auf einen Tisch hat sie die zuvor von ihr zubereiteten Zutaten für das Frühstück gestellt. Seit fast genau zwei Jahren hat sie im Kindergarten einen Arbeitsplatz: Frühstück anbieten, Wäsche waschen, fegen oder Wickelraum sauber halten gehören zu ihren Aufgaben.

Die ehemalige "Lebenshilfe"-Mitarbeiterin mit Down-Syndrom ist voll ins Team integriert. Aufgrund fehlender Gelder ist jetzt die Stelle neben anderen Zusatzleistungen gefährdet. "Der LVR hat sich im Zuge der landesweiten Initiative 'Teilhabe an Arbeit - Chance zur Inklusion auf dem Arbeitsmarkt' im Jahr 2014 an uns gewandt", sagt Leiterin Klaudia Ohlenforst, die an diesem Morgen Lisa Hilfestellung gibt. "Nach Gesprächen mit Trägerbeauftragten der Pfarrei St. Martin haben wir den Kontakt zum Verein 'Lebenshilfe' und danach mit Lisa aufgenommen." Für Lisa war nach dreimonatigem Praktikum klar, dass sie im Kindergarten arbeiten wollte. Mit der Arbeit hat sie am 1. Januar 2015 begonnen.

Ein ausgearbeiteter Plan mit 16 Stationen erinnert sie an jede einzelne Aufgabe. Der sehr fröhlichen Lisa die Stelle zu erhalten, nimmt für das Kiga-Team den größten Stellenwert ein. "Es ist wichtig, dass man nicht immer nur von Inklusion redet, sondern sie auch umsetzt", bekräftigt Ohlenforst, "sie ist für uns eine liebgewonnene Mitarbeiterin und Eltern, Mitarbeiter und Kinder gehen unbefangen mit ihr um." Beim Frühstück fragt Lisa immer wieder bei den Kindern nach, ob sie gerne etwas trinken möchten, hilft manchen beim Brote schmieren oder sie füllt die Glasschüsseln auf dem Tisch mit Trauben, Apfelspalten, ganzen Bananen und Möhrenstiften auf. Brot schneidet sie ebenfalls und reicht es den Kleinen. Finley (4) füllt sie Joghurt in sein Schüsselchen oder sie hilft Julian (2) bei der Auswahl von Obst und Gemüse. Weitere Tätigkeiten, an die Klaudia Ohlenforst teils mitdenkt: Spülwasser in den zwei Becken erneuern. Tische abwischen. Milch einschütten. Auf die Frage, was sie als nächstes machen wird, zeigt die junge Frau auf einen Wäschekorb mit Handtüchern. "Das ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen", strahlt sie, "die Abtrockentücher bügel ich und die anderen lege ich zusammen."

Von 7.30 bis 15.15 Uhr am Nachmittag, inklusive Pausen, ist sie im Kindergarten tätig. "Das Schönste ist, dass ich mit in das Team gehöre", betont sie, "dass ich eine Kollegin bin." Auch gefalle ihr die Arbeit mit den Kindern sehr gut. Und Klaudia Ohlenforst ergänzt: "Wenn Lisa einmal nicht da ist, merken wir, dass sie fehlt." Ihre Arbeitsstelle war in den ersten fünf Monaten zur Hälfte gefördert worden. In den letzten Jahren stark gestiegene Kosten ohne gleichzeitige Erhöhungen der KIBIZ-Pauschalen (Kinderbildungsgesetz) machen es dem Kindergarten immer schwerer, außergewöhnliche Angebote wie dieses, die den Betrieb auszeichnen, aufrecht zu erhalten. Rund 50 Euro an 200 Arbeitstagen im Jahr fehlen etwa. Davon betroffen könnten auch das frisch gekochte Mittagessen, Musikalische Früherziehung oder Musikunterricht der Vorschulkinder in Kooperation mit der Grundschule am Beeckbach sein. Die Idee: Patenschaften für einen Kindergartentag für 50 Euro zu vergeben oder Spenden einzunehmen. "Patenschaftskalender, in denen eingetragen wird, für welchen Tag gespendet wurde, werden spätestens ab Januar in unserer Einrichtung und in der Kirche St. Vincentius aufgehängt", kündigt die Leiterin an.

(cole)
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