Wegberg NRW-Minister Jäger: Mehr Polizisten für die Straße

Wegberg · NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) stellte sich beim Bürgerdialog der Wegberger Sozialdemokraten im Flachsmuseum Beeck kritischen Fragen.

 NRW-Innenminister Ralf Jäger bezeichnete im Beecker Flachsmuseum das Ehrenamt als den "Klebstoff unserer Gesellschaft."

NRW-Innenminister Ralf Jäger bezeichnete im Beecker Flachsmuseum das Ehrenamt als den "Klebstoff unserer Gesellschaft."

Foto: Jürgen Laaser

Ausgerechnet mit einem außenpolitischen Thema sammelte NRW-Innenminister Ralf Jäger beim Bürgerdialog im Beecker Flachsmuseum die meisten Punkte: Flüchtlinge sollen in NRW ein Stück Heimat finden, Deutschland mit der viertstärksten Volkswirtschaft der Welt könne es sich leisten, 120.000 Flüchtlinge in diesem Jahr aufzunehmen, und sollte dies vor allem aus einer humanitären Grundhaltung heraus tun. Diese Worte des 56-Jährigen kamen bestens an. Die Bürger applaudierten lautstark.

"Aber ich bin ja kein Außenminister, sondern Innenminister", sagte Jäger, und es wurde wieder ein bisschen leiser im Flachsmuseum. Jäger widmete sich bei der Wahlkampfveranstaltung, zu der die SPD Wegberg in die gute Stube des Flachsdorfes eingeladen hatte, der Frage, wie es um die Sicherheit in NRW bestellt ist. Dabei wurde deutlich, dass ausgerechnet der Innenminister, der von Amts wegen für Ruhe und Ordnung sorgen sollte, zurzeit die eigenen Wähler verunsichert. So erklärte ein Zuhörer im Flachsmuseum nach der rund 20-minütigen Rede des Ministers, dass er mehr als 40 Jahre lang SPD gewählt habe, dies aber bei der Landtagswahl am 14. Mai nicht mehr tun werde. Begründung: Die mangelhafte Innenpolitik in Nordrhein-Westfalen. Der Bürger erinnerte daran, dass sich in der knapp siebenjährigen Amtszeit von Minister Jäger eine Reihe von Skandalen und Affären ereignet haben, beispielsweise die Übergriffe auf Frauen in der Kölner Silvesternacht 2015, der Fall Anis Amri, die Diskussion über No-go-Areas in Großstädten. "Und gleichzeitig schiebt die Polizei in NRW fünf Millionen Überstunden vor sich her", hieß es.

Ralf Jäger hielt dagegen, dass Deutschland eines der sichersten Länder der Welt sei. Was die Menschen heutzutage überfordere, seien die mediale Vielfalt und die sozialen Netzwerke. "Wir haben das Gefühl, in der Welt schlägt man sich nur noch tot." Doch die Statistiken sprechen laut Jäger eine andere Sprache. Ziel der SPD sei es, mehr Polizisten auf die Straße zu bringen. Die Polizei soll mit Tablets ausgestattet werden, um die Schreibtischarbeit zu reduzieren. Außerdem plane die SPD, im nächsten Jahr 2300 Polizisten einzustellen, "so viele wie keine andere Partei." Das sei die effektivste Art, um Überstunden abbauen zu können. Politischen Mitbewerbern warf der gelernte Kaufmann und Erfinder des Blitzermarathons vor, Sicherheit nach Kassenlage machen zu wollen.

Ralf Jäger würdigte das Ehrenamt als "Klebstoff der Gesellschaft" und lobte NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans für seinen entschiedenen Kampf gegen Steuerhinterziehung. Der Innenminister gab sich in Beeck betont bodenständig, berichtete von der Arbeit seiner Frau als Pädagogin in Marxloh. Begrüßt worden war Jäger in Beeck von Georg Wimmers, Vorsitzender des Heimatvereins, Bürgermeister Michael Stock, dem SPD-Bundestagsabgeordneten Norbert Spinrath sowie von den SPD-Landtagskandidaten Ralf Derichs aus Erkelenz und Christoph Grundmann aus Geilenkirchen. Zur Verabschiedung bekam Jäger vom SPD-Vorsitzenden Rüdiger Birmann einen Schwarzwälder Schinken überreicht.

Die SPD-Basis schwor der Minister auf den Wahltag ein. Er forderte dazu auf, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, sich nicht wegzuducken und Konflikte auszuhalten. Genau das machte Jäger seinen Genossen beim Bürgerdialog in Beeck vor. Sie erlebten, warum der frühere Jugendspieler des MSV Duisburg in Sachen Verteidigung als hervorragend geschult gilt. Jäger: "Die Kollegen von CDU und FDP drehen ja schon fast durch, wenn sie nicht schon vor dem Frühstück meinen Rücktritt fordern können."

(RP)
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