Wegberg Petersholz macht gegen Asyl-Pläne mobil

Wegberg · 68 Bürger leben im Wegberger Ortsteil Petersholz. In ihrer Nachbarschaft sollen bald 500 Flüchtlinge untergebracht werden. Die Bürger stellen die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Und sprechen von mangelnder Informationspolitik.

 Die ehemalige Briten-Siedlung Petersholz - im Bild Mehrfamilienhäuser an der Robertson Drive - gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Das Areal soll zum 1. Januar 2015 an das Land NRW vermietet werden.

Die ehemalige Briten-Siedlung Petersholz - im Bild Mehrfamilienhäuser an der Robertson Drive - gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Das Areal soll zum 1. Januar 2015 an das Land NRW vermietet werden.

Foto: Uwe Heldens

Wolfgang Gott lebt seit vielen Jahren in Petersholz. 68 Menschen wohnen dort, einige von ihnen besitzen noch eine dieser alten, dreistelligen Telefonnummern. Man kennt sich und man grüßt sich in Petersholz. Doch seitdem die Bürger von den Plänen des Landes wissen, in der nahegelegenen, ehemaligen Briten-Siedlung eine zentrale Unterbringungseinrichtung für mindestens 500 Flüchtlinge einzurichten, ist es vorbei mit der beschaulichen Ruhe im Dorf.

 Bürger aus Petersholz sind sauer: Sie fühlen sich über die Pläne, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft eine zentrale Unterbringungseinrichtung für mindestens 500 Flüchtlinge einzurichten, nicht ausreichend informiert.

Bürger aus Petersholz sind sauer: Sie fühlen sich über die Pläne, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft eine zentrale Unterbringungseinrichtung für mindestens 500 Flüchtlinge einzurichten, nicht ausreichend informiert.

Foto: Uwe Heldens

Die Bürger aus Petersholz beklagen, dass weder die Stadt Wegberg noch das Land NRW sie darüber informiert habe, was in den nächsten Monaten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft entstehen soll. Stattdessen nur Gerüchte. Erst während der Sondersitzung des Stadtrates hören die Bürger aus Petersholz am vergangenen Dienstag, dass bis Ende März 2015 eine Erstaufnahmeeinrichtung für mindestens 500 Flüchtlinge in Betrieb genommen werden soll. Und die Bürger aus Petersholz erfahren in der Sitzung auch, dass nicht die Stadt Wegberg, sondern das Land NRW Herr des Verfahrens und damit ihr erster Ansprechpartner ist. Vom Land ist an diesem Abend im Wegberger Rathaus aber niemand anwesend.

"Für mich stellt sich vor allem die Frage der Verhältnismäßigkeit", sagt Wolfgang Gott. Sollte der Bedarf da sein, könnten in Petersholz bis zu 2000 Flüchtlinge untergebracht werden, hat er gehört. Diese Zahl sei für eine kleine Stadt wie Wegberg mit seiner zergliederten Ortsstruktur und 40 Dörfern viel zu hoch. Wolfgang Gott und seine Mitstreiter beklagen, dass auch noch niemand aus dem Umfeld zu den Plänen des Landes befragt worden sei: "Was sagen eigentlich Siemens und die Unternehmer aus dem Wildenrather Gewerbegebiet dazu, welche Meinung haben die Verantwortlichen des Golfplatzes?", sagt Wolfgang Gott. Er und seine Mitstreiter wollen nicht falsch verstanden werden: Natürlich sollten Stadt und Land in der aktuellen Flüchtlingsproblematik ihrer Verantwortung gerecht werden. Aber Wegberg hätte besser auf eigene Kosten Räume für 30 weitere Flüchtlinge geschaffen, heißt es in Petersholz. Weil das Land im Zusammenhang mit der geplanten Unterbringungseinrichtung wohl alles bezahlt, könne Wegberg zwar auf eigene Investitionen in die stadteigenen Unterkünfte verzichten. Allerdings werde der örtlichen Gemeinschaft - besonders in Petersholz, Wildenrath, Klinkum, Dalheim und Arsbeck - zugleich eine gewaltige gesellschaftliche Herausforderung aufgebürdet. Die Bürger in ihrem überschaubaren Lebensraum mit kleinen Versorgungsstrukturen, so heißt es, könnten demnächst auf besondere Probleme mit einer großen Zahl von Menschen aus vielen Krisengebieten treffen. Dabei könnte es auch zu unerfreulichen Begleiterscheinungen kommen, befürchtet man in Petersholz.

Von der Ankündigung der Bezirksregierung Köln, dass mindestens 500 Flüchtlinge nach Petersholz kommen sollen, zeigten sich auch die Ratsvertreter überrascht. Georg Gellissen (CDU) forderte, dass die Bürger möglichst zeitnah informiert werden sollten, "damit sie ihre Ängste - seien diese nun begründet oder unbegründet - formulieren können." Ralf Wolters (SPD) und Nicole von den Driesch (AfW) sagten, dass ein kompetenter Ansprechpartner vom Land zur Verfügung stehen müsse. Die Verwaltung sagte zu, eine Infoveranstaltung anzubieten, sobald die Entscheidung für Petersholz endgültig gefallen sei.

Wolfgang Gott und seine Mitstreiter aus dem beschaulichen Petersholz werden darauf nicht warten. Am Sonntag wollen sie eine Bürgerinitiative gründen. Und sich dann gemeinsam für ihre Interessen einsetzen.

(RP)
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