Wegberg Posieren für die große Spielfilm-Welt

Wegberg · Die Agentur Eick suchte beim Casting in der Burg Wegberg mehr als 200 Komparsen für den ZDF-Fernsehfilm "Aufbruch in die Freiheit". Der Andrang war groß. Einige Interessenten erhielten schon einen Termin zur Kostümanprobe.

 450 Menschen kamen nach Wegberg, um sich für eine Komparsenrolle zu bewerben. Einige Interessenten füllten den Fragebogen der Casting-Agentur schon aus, als sie noch in der Warteschlange standen.

450 Menschen kamen nach Wegberg, um sich für eine Komparsenrolle zu bewerben. Einige Interessenten füllten den Fragebogen der Casting-Agentur schon aus, als sie noch in der Warteschlange standen.

Foto: J. Laaser

Mit seiner Haarlänge hätte Laurin Hemme in den 1970er Jahren sowohl auf dem Dorf leben können als auch in der Stadt. Findet zumindest Maskenbildnerin Sonja Fischer. "Auf dem Dorf haben die Männer damals Kurzhaarschnitte getragen. In der Stadt waren es eher lange Haare", sagt sie. Hemme, mit seinen etwas längeren, dunklen Haaren kommt für beides in Frage.

Sonja Fischer gehört zum zwölfköpfigen Team von Gregor Weber. Der wiederum ist Chef der Casting-Agentur Eick, die in der Wegberger Burg über 200 Komparsen für den ZDF-Fernsehfilm "Aufbruch in die Freiheit" sucht. Der Andrang ist groß: Etwa 450 Menschen sind gekommen. Die Film-Welt lockte und macht diesmal Station in Wegberg. Denn der Fernsehfilm, der die Frauenbewegung in den 70er Jahren thematisiert, wird neben Köln und Wuppertal auch in Wegberg gedreht. Mit dabei sein werden die bekannten Schauspielerinnen Anna Schudt (Tatort Dortmund) und Alwara Höfels (Fack ju Göhte). Und eben viele Komparsen, die als Dorf- und Stadtbewohner oder Demonstranten Leben in die Drehorte bringen sollen.

Laurin Temme wird bald als Stadtbewohner im Fernsehen zu sehen sein. Er spielt einen Teilnehmer einer Demonstration in Köln. Er ist einer von rund 100, die bereits am Drehtag eine Rolle bekommen haben. "Das wird bestimmt spannend", sagt er, während seine sechs Freunde schon draußen warten. Sie bekommen später Bescheid, ob sie dabei sind oder nicht.

Sonja Fischer ist derweilen weiter beschäftigt. Es ist ein bisschen wuselig. In den ersten eineinhalb Stunden gibt es keine Pause: Neue Casting-Teilnehmer betreten den Raum, geben ihre Einverständniserklärung ab, lassen sich fotografieren. Einmal von vorne und von hinten. Und dann geht es vorbei an Sonja Fischer. Die kleine Frau mit rot-gelockten Haaren hält die ganze Zeit Ausschau nach passenden Menschen. Frauen können lange und kurze Haare haben. Am liebsten einen Pony. Bei Männern gilt: Lang passt in die Stadt, kurz aufs Dorf. Zu kurz dürfen die aber auch nicht sein.

"Ihr geht beide", sagt Sonja Fischer zu Melanie Hinz (17) und Sarah Linden (18). "Wäre schon cool, mal zu sehen, wie das ist", hatten die beiden gesagt, als sie in der Schlange vor Burg Wegberg standen. Wie so viele waren sie gekommen, einfach mal das Film-Geschäft zu erleben. Jetzt haben sie es geschafft. Wie schon Laurin Hemme werden sie bei einer Demonstration mitspielen. Die Wegberger Burg verlassen die beiden mit einem Termin zur Kostümanprobe.

Die Demonstrations-Szene ist scheinbar die, für die an diesem Tag die meisten Rollen gesucht und vergeben werden. Eine größere Rolle werden da vielleicht Irena Derichs (58) und Ulli Florack (60) spielen. Zur Freude der beiden Mönchengladbacherinnen, die schon seit fünf Jahren regelmäßig an Castings teilnehmen und schon die ein oder andere Komparsen-Rolle hatten. "Wir haben jetzt das Glück, dass wir eine Sprecherrolle bekommen, das macht besonders viel Spaß", sagt Irena Derichs. Ihr schauspielerisches Talent mussten die beiden dann auch gleich zeigen. Vor einer Kamera mussten sie sich für Frauenrechte stark machen. Den Text hatten sie bekommen. Jetzt muss die Regie entscheiden.

(anek)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort