Erkelenz RWE will Strukturbruch nicht zulassen

Erkelenz · Einen energieeffizienten und innovativen Umsiedlungsort in Erkelenz kann sich der RWE-Power-Vorsitzende Matthias Hartung vorstellen, wenn die Bürger das wünschen. RWE wolle den Klima- und Strukturwandel im Revier mitgestalten.

Erkelenz RWE Power kämpft gegen den Strukturbruch im Rheinischen Revier - in diesem Satz sind zwei wichtige Aussagen zusammengefasst, die gestern bei der jährlichen Pressekonferenz des Energiekonzerns in Bergheim-Paffendorf zur Lage rund um die Braunkohlentagebaue Garzweiler, Hambach und Inden gemacht wurden. Zum einen kämpft RWE Power wirtschaftlich, zum anderen will es den Strukturbruch verhindern, stattdessen den Strukturwandel mitgestalten - beides ist eng mit Erkelenz verknüpft, das durch den Tagebau und danach einen Restsee über Jahrzehnte mit RWE Power verbunden ist.

Die Wirtschaftslage ist rasch beschrieben: Das betriebliche Ergebnis der RWE Generation hatte laut Vorstandsvorsitzendem Matthias Hartung im ersten Quartal 2013 bei 745 Millionen Euro gelegen, im Jahr danach bei 559 Millionen und dieses Jahr bei noch 428 Millionen. Vor allem gesunkene Marktpreise für Strom seien schuld und könnten zur weiteren Verschlechterung führen, lautet Hartungs Prognose. Hätte sich der Konzern darauf nicht früh mit einem Effizienzprogramm eingestellt, "wären wir heute in den roten Zahlen". Vor diesem Hintergrund werde von jedem im Unternehmen gekämpft: "Bei uns hat auch der letzte begriffen - unabhängig von Länder- und Spartengrenzen: Es geht bei der jetzigen Marktsituation ums Überleben."

Umso mehr begrüßten Hartung wie Personalvorstand Erwin Winkel: dass sich die G 7-Staaten langfristige und damit planbare Klimaschutzziele setzten; dass der Bund auf die diskutierte Klimaschutzabgabe zugunsten eines Maßnahmenpakets mit unter anderem Kapazitätsreserven bei den Braunkohlenkraftwerken verzichten will; dass dem nächsten Umsiedlungsabschnitt auf Erkelenzer Stadtgebiet kürzlich zugestimmt wurde; dass mit der Bezirksregierung Köln die "Revierweiten Regelungen für die Umsiedlung" unterzeichnet wurden; und dass sich das Land NRW mit der Entwurfserarbeitung der Leitentscheidung zur Braunkohle nach dem Jahr 2030 auf der Zielgeraden befindet. In allen Punkten sei RWE Power dabei, Sicherheiten für die eigene Planung zurückzugewinnen, dabei jedoch wissend, dass der bundespolitische Plan für den Klimaschutz dennoch eine Reduzierung der Arbeitsplätze von rund 10 000 im Rheinischen Revier um 900 bis 1000 im Jahr 2024 bedeuten könnte, wie Erwin Winkel sagte.

Auf der Suche nach Sicherheiten fordert RWE Power wie Erkelenz für die Leitentscheidung des Landes, dass sie "möglichst schnell Klarheit schafft", sagte Hartung auf Nachfrage. Angesprochen auf Forderungen seines Unternehmens an die Leitentscheidung, zum Beispiel die Lage des Bandsammelpunktes oder den Tagebaurand betreffend, erklärte Hartung zur Abbaugrenze, ohne Meterzahlen zu nennen: "Wir leiten unsere klare Haltung aus den Erfahrungen der Vergangenheit ab. Es wird aber einen Ausgleich der Interessen geben" - sprich: RWE Power scheint einen Kompromiss zwischen seinen Forderungen und denen der Einwohner zu erwarten, die mindestens 800 Meter haben wollen. RWE Power will im Revier langfristig Partner des Strukturwandels sein, um den Bruch zu vermeiden. Die Braunkohle bleibe während des Klimawandels eine Energieressource von Bedeutung, jedoch werde die Verstromung zurückgehen. Hartung betonte aber: "Ein Weg, der zu Strukturbrüchen mit Kraftwerks- und Tagebauschließungen führt, ist nicht akzeptabel und daher mit uns nicht zu machen." Lieber will sich das Unternehmen in vielen Feldern als Partner des Wandels engagieren. So in Kooperationen bei der Windkraft, der Geothermienutzung, der Entwicklung von Gewerbegebieten oder der Wohnbauflächenentwicklung mit ressourcenoptimiertem Bauen, energieautarken Siedlungen und innovativen Gebäudetechniken. Von solchen Angeboten könnte Erkelenz profitieren. Hartung sagte auf Nachfrage zum Umsiedlungsort für Keyenberg und die Nachbardörfer, den RWE vollständig erschließt: Wenn gewünscht, "können wir die gesamte Palette der RWE-Erfahrung einbringen. Wir sind da offen. Aber am Ende ist das nie eine Entscheidung von uns allein, sondern mit den Bürgern und dem Bürgerbeirat."

(RP)
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