Wegberg Schmuck erzählt von alten Zeiten

Wegberg · Die neue Ausstellung "Schmuckkulturen Europas" im Museum für Europäische Volkstrachten am Kirchplatz in Wegberg-Beeck zeigt noch bis November traditionellen Schmuck vergangener Jahrhunderte.

 Irene Steiner erstellte das Konzept und verwirklichte die Ausstellung im Beecker Volkstrachtenmuseum. Unterstützt wurde sie von Gregor Laufenberg vom Beecker Heimatverein.

Irene Steiner erstellte das Konzept und verwirklichte die Ausstellung im Beecker Volkstrachtenmuseum. Unterstützt wurde sie von Gregor Laufenberg vom Beecker Heimatverein.

Foto: Nicole Peters

Es ist ein spannender Moment: Georg Wimmers, Vorsitzender des Heimatvereins Beeck, erklärt die neue Ausstellung im Beisein einiger Ehrengäste offiziell für eröffnet und lässt die Tücher von den Vitrinen heben - das Publikum hat nun freien Blick auf unzählige Kostbarkeiten aus weiten Teilen der Welt. Filigrane Schmuckstücke aus Silber und Gold, prachtvolle Festtagskronen und Brauthauben, Gürtel und Fibeln erzählen Geschichten aus längst vergessenen Zeiten und versetzen so manchen Besucher ins Staunen.

"Schmuckkulturen Europas" - der Titel der Ausstellung, die ab sofort im Beecker Trachtenmuseum zu sehen ist, verrät den regionalen Fokus, der auf die dauerhaft ausgestellten Trachten abgestimmt ist. Nichtsdestotrotz finden sich unter den Schmuckstücken auch außereuropäische Schätze, Münzschmuck aus Marokko beispielsweise, oder eine Bräutigamkrone aus Indien, die hinduistische Gottheiten zeigt.

Die große Mehrheit der über 1200 Exponate stammt aus der privaten Sammlung der Ärztin und Ethnologin Irene Steiner, ergänzt durch Stücke befreundeter Sammler. Ihre Leidenschaft für das Sammeln ethnologischen Schmucks begann im Alter von zwölf Jahren mit einem Silberreif aus Tunesien. Zunächst sammelte sie ausschließlich außereuropäische Stücke, lernte andere Sammler kennen und knüpfte Kontakte.

"Später entdeckte ich den europäischen Schmuck für mich, erkannte Ähnlichkeiten in der Symbolik und den Funktionen", erläutert Steiner. Besonders wichtig sei für sie, das Objekt als Sachzeuge wahrzunehmen und sich dem Erbe vergangener Generationen zu widmen. "Hätten wir die Möglichkeit, die ehemaligen Trägerinnen des Schmucks hier zu begrüßen, würden wir über 1000 Frauen begegnen, die uns von Hunderten von Festen in über 30 Ländern berichten würden".

Steiners Bruder Ludwig Ring-Eifel, Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur, machte eine wichtige und bildliche Feststellung: "Um die hier gezeigten Stücke vollständig erfassen zu können, müssen wir unseren Begriff von Schmuck erweitern, damit wir ihn nicht nur sehen, sondern auch verstehen". Für den modernen Menschen sei Schmuck oft nur ein temporäres Accessoire, vergleichbar mit einer Schnittblume, an der man sich kurze Zeit erfreue, welche man aber nach kurzer Zeit entsorge.

Im Vergleich dazu seien die älteren Schmuckstücke wie Bäume, die Jahre überdauern - Schmuck hatte damals einen viel höheren Wert und diente zur kulturellen, ständischen und regionalen Identitätsstiftung. "Diese Schmuckstücke sind Träger einer Botschaft, und um diese zu entschlüsseln, braucht es Ethnologen wie meine Schwester".

Ein Besuch der Ausstellung ist wertvoll und interessant, nicht zuletzt aufgrund der auf den ersten Blick ungewöhnlichen Einteilung: Statt nach Regionen sind die Schmuckstücke nach Themenschwerpunkten geordnet. Bilder zeigen, wie und wo am Körper außergewöhnliche Stücke getragen wurden - Steiners Töchter hatten sich bereiterklärt, für diese Bilder Modell zu stehen.

"Viel Wissen ist verloren gegangen. Ich halte es für wichtig, Ehrfurcht vor dem zu haben, was uns anvertraut wurde, und die eigenen Wurzeln in der Globalisierung nicht zu verlieren", führte Steiner aus. Es habe sich sehr viel verändert, und ihr Ziel sei es, systematisch zu sammeln, den Kontext der Stücke zu bewahren und nachvollziehbar zu machen.

Vor allem aber zeigte sich Irene Steiner froh und dankbar gegenüber dem Team des Beecker Heimatmuseums, das ihr die Möglichkeit bot, sich den Traum eines jeden Sammlers zu erfüllen, und das sie bei der Organisation ihrer allerersten Ausstellung tatkräftig unterstützte. "Eigentlich war eine solche Ausstellung längst fällig, als Forscherin ist es meine Aufgabe, die Objekte zum Sprechen bringen", sagte sie.

(kasc)
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