Wegberg Schülertheater mit Witz und Niveau

Wegberg · Mit "Die Physiker" präsentierte die maxxBühne des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums bei ihrem fünften Stück einen Theaterklassiker. Die Vorstellung überzeugte durch ihre explosive Mischung aus Humor und Gesellschaftskritik.

 In dem Theaterstück "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt, das Oberstufenschüler des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums in Wegberg auf die Bühne brachten, verschwimmen die Grenzen von Wirklichkeit und Irrsinn.

In dem Theaterstück "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt, das Oberstufenschüler des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums in Wegberg auf die Bühne brachten, verschwimmen die Grenzen von Wirklichkeit und Irrsinn.

Foto: Jürgen Laaser

Ein Dialog, Gepolter, ein Schrei - und schon ist der erste Mord geschehen. Die größte Überraschung erwartete den Zuschauer gleich zu Beginn: Anstatt, wie üblich, den Vorhang zu öffnen, spielte sich die erste Szene des Stücks "Die Physiker" der maxxBühne im MKG Wegberg hinter den Kulissen ab. Die Erdrosselung einer Krankenpflegerin in der Irrenanstalt durch "Einstein" stellt sich schnell als der bereits zweite Mord in der Psychiatrie heraus. Ein weiterer folgt auf dem Fuße.

In dem Stück verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Irrsinn. Schon bald ist der Zuschauer gefangen in einer Welt aus gespieltem und echtem Wahnsinn, die auch der ermittelnde Inspektor Voss (Jonas Kirch) nicht zu durchschauen vermag. Sind die drei "Irren" in der Psychiatrie, die sich für Einstein, Newton und einen Propheten des König Salomo halten, tatsächlich Physiker? Wer ist hier wahnsinnig, und wer gibt es nur vor?

"Auf den Geschmack für einen Klassiker bin ich durch die überarbeitete Version von Schillers 'Die Räuber' gekommen, die wir im letzten Jahr aufgeführt haben", erzählt Lehrer Robert Pauck. Ihm zufolge faszinierte die Schüler vor allem die Gratwanderung zwischen Komödie und Problemspiel: "Die Schüler fanden die Mischung aus Witz und Kritik toll."

Bei der Inszenierung wurde mehr Gewicht auf die komödiantische und weniger auf die sozialkritische Seite gelegt. So entwickelt sich beispielsweise die enorme Zigarre des Inspektors, die dieser jedoch nie in aller Ruhe zu rauchen vermag, zum Dauer-Gag. Als Cordon bleu gibt es zum exquisiten Dinner Billig-Burger in Pappschachteln.

Die männlichen Protagonisten Möbius, Einstein und Newton wurden mit den Schauspielerinnen Kathi Groß, Juliane Berger und Jacky Vogels hervorragend besetzt. Vor allem Kathi Groß als Möbius erntete mit ihrem (irr-)witzigen Minenspiel immer wieder schallendes Gelächter, ebenso wie die drei Physiker, die mit Besteck bewaffnet auf die Doktorin Mathilde von Zahnd (Maya Braun) losgingen. Doch auch ernste und kritische Klänge schwingen mit: Einstein und Newton entpuppen sich als Spione von gegnerischen Geheimdiensten, die an die von Möbius entwickelte "Weltenformel" gelangen wollen. Auf diese Weise stellt Dürrenmatt in dem Stück die Frage nach der ethischen Verantwortung von Wissenschaft und deren Folgen für die Menschheit. Möbius beispielsweise kommt zu dem Schluss: "Unsere Wissenschaft ist schrecklich geworden, unsere Forschung gefährlich, unsere Erkenntnisse tödlich".

Schulleiterin Dr. Barbara Tillmanns lobte am Ende der Darbietung das "unterhaltsame und gleichzeitig ernsthafte Stück" und die "tolle schauspielerische Leistung" der Schüler, die vom Publikum mit Applaus und Jubel gewürdigt wurde.

(juri)
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