Wegberg "Sollten die Finger von der Biotonne lassen"

Wegberg · Weil die Müllgebühren steigen würden, sprechen sich alle Fraktionen gegen die Einführung der Biotonne in Wegberg aus.

Seit dem 1. Januar 2015 gilt eine bundesweite Pflicht zum getrennten Entsorgen von Bioabfällen. In vielen Kommunen in Nordrhein-Westfalen gibt es deshalb die Biotonne. Ob die braune Tonne auch in Wegberg eingeführt werden soll, darüber diskutierten am Dienstagabend die Mitglieder des Ausschusses für Bauen, Umwelt und Vergaben. Am Ende sprachen sich Wegbergs Politiker einstimmig gegen die Einführung einer Biotonne aus. Die Stadtverwaltung soll prüfen, ob eine Sammelstelle für Küchenabfälle im Stadtgebiet eingerichtet werden kann.

Die Verwaltung wies zu Beginn der Diskussion darauf hin, dass die Stadt Wegberg mit ihrem jetzigen Erfassungssystem überdurchschnittlich hohe Mengen an pflanzlichen Gartenabfällen erzielt, welche die im kürzlich beschlossenen Abfallwirtschaftplan NRW angegebenen Zielwerte regelmäßig erreichen und sogar übertreffen. "Auf Grundlage dieser hohen Erfassungsmenge attestierte der Kreis Heinsberg als Aufsichtsbehörde auf Nachfrage der Verwaltung die Getrennterfassungspflicht von Bioabfällen als erfüllt an und sieht das derzeit praktizierte Erfassungssystem von biologisch abbaubaren Abfällen in der Stadt Wegberg momentan als nicht zu beanstanden an", sagte Technischer Beigeordneter Rudolf Fabry. Ein Handlungszwang besteht demnach in Wegberg nicht. Allerdings müsse die Stadt wegen gesetzlicher Vorgaben demnächst eine Möglichkeit für die Bürger schaffen, irgendwo ihre Küchenabfälle entsorgen zu können. Für die Bürger würde eine behältergebundene Bioabfallerfasssung eine hygienischere und komfortablere Abfallentsorgung bedeuten.

Die Stadt hatte das Beratungsbüro A+U GmbH aus Düsseldorf beauftragt, eine Studie zur Einführung einer behältergebundenen Bioabfallerfassung in der Stadt Wegberg zu erstellen. Prof. Dr. Karlheinz Scheffold, der den Ausschussmitgliedern am Dienstagabend im Wegberger Rathaus die Ergebnisse präsentierte, kam zu dem Ergebnis, dass die Bürger durch die Einführung einer Biotonne voraussichtlich mit einer zusätzlichen Gebühr von 12,02 Euro pro Einwohner und Jahr belastet würden. "Für einen Dreipersonenhaushalt bedeutet das eine Mehrbelastung von drei Euro im Monat, um im Gegenzug komfortabel seinen Biomüll abgeholt zu bekommen", sagte Karlheinz Scheffold.

Die höheren Gebühren sorgten bei den Politikern aller Fraktionen für eine ablehnende Haltung. "Wir müssen nächstes Jahr mit der Grundsteuer B die sogenannten ,zweite Miete' schon erheblich erhöhen. Steigende Gebühren machen Wegberg nicht gerade attraktiv. Wenn es keinen Zwang gibt, jetzt was zu machen, sollten wir unbedingt die Finger davon lassen", sagte Heinz Nießen von der FDP. Georg Gellissen brachte die ebenfalls ablehnende Haltung der CDU zum Ausdruck: "Weil es noch Fragen gibt, haben wir uns noch nicht endgültig entschieden, aber es gibt die klare Tendenz, dass wir dem vorgeschlagenen Modell nicht folgen wollen", sagte er. Er erinnerte daran, dass erst kürzlich die in Wegberg extrem hohen Abwassergebühren Thema im Stadtrat gewesen seien. Auch Stefan Klein (SPD) und Thomas Nelsbach (Freie Wähler) äußerten sich ablehnend.

(RP)
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