Wegberg Sorgfältig verstaute historische Schätze

Wegberg · Vor 30 Jahren gegründet, ist das Stadtarchiv heute moderner Dienstleister. Thomas Düren ist der Hüter der Wegberger Stadtgeschichte.

 Stadtarchivar Thomas Düren mit dem wahrscheinlich ältesten Dokument im Wegberger Stadtarchiv, eine Klageschrift aus dem Jahr 1492.

Stadtarchivar Thomas Düren mit dem wahrscheinlich ältesten Dokument im Wegberger Stadtarchiv, eine Klageschrift aus dem Jahr 1492.

Foto: Jürgen Laaser

Zu historischen Ereignissen und Jahrestagen trägt Stadtarchivar Thomas Düren oftmals Schriftsätze und Fotografien bei oder stellt zu den Themen Nachforschungen an. So konzipierte er zusammen mit dem Historischen Verein im vergangenen Jahr eine Ausstellung zu 70 Jahre Kriegsende in Wegberg. Oder er recherchierte anlässlich der 1050-Jahr-Feier der Stadt zur Kaiserurkunde von Otto I. aus dem Jahr 966.

Das 1986 gegründete Stadtarchiv verfügt über einen umfangreichen Bestand an Dokumenten. Entsprechend dem Ziel, das gesamtgesellschaftliche Leben in der Stadt möglichst umfangreich abzubilden. An Ortsgeschichte interessierte Bürger, Wissenschaftler oder Schüler und Lehrer haben im Archiv die Möglichkeit zu forschen und zu lesen. Ansprechpartner ist Diplom-Archivar Thomas Düren.

Dabei entspricht der städtische Mitarbeiter gar nicht mehr der Vorstellung eines in Materialien vertieften Experten, der vor allem im Keller inmitten von Regalen zu finden ist. Stattdessen ist er viel eher in seinem hellen modernen Büro im Rathaus anzutreffen. Den Gang in den Keller tritt er trotzdem regelmäßig an, genauso, wie er durch Ortstermine den Kontakt zur Bevölkerung sucht. "Das Archiv ist heute ein moderner Dienstleister", erzählt er, "und ich suche als Archivar den Kontakt zur Öffentlichkeit." Die Materialien stehen für jedermann zur Verfügung: Durchschnittlich 200 Menschen im Jahr finden den Weg zu ihm. Darüber hinaus laufen die meisten Kontakte über elektronischen Schriftverkehr.

Auf die Frage danach, welches das älteste Schriftstück im Bestand ist, zieht Düren eine Beecker Original-Klageschrift aus dem Jahr 1492 aus einem Fach der Rollregalanlage. Auf äußerst haltbarem, aus Alttextilien bestehendem Hadernpapier geschrieben handelt es sich um eine Schadensersatzklage. Weit über 30 Archivkartons gibt es allein zu Beeck bis zum Jahr 1935 - ab diesem Jahr ist es der eigenständigen Gemeinde Wegberg zugeordnet worden. Äußerst umfangreich stellt sich zudem das Adels-Archiv der Freiherrn von Spiering dar, die Anfang des 17. Jahrhunderts die Unterherrschaft Tüschenbroich übernahmen. "Schwerpunktmäßig greifen die Bürger etwa auf Bauzeichnungen zu einzelnen Gebäuden zurück", zählt Düren die meist genutzten Bereiche auf, "zudem wird Ahnenforschung stark betrieben, für die das Personenstandsregister hilfreich ist."

Die Zahlen zum Fundus sind beeindruckend: rund zwei Kilometer Strecke machen die Rückwände der Aktenordner im Zwischenarchiv aus. 400 laufende Meter gibt es im Endarchiv. Da außer Schriften zu Aufgaben der Kommune Dokumente zum gesamtgesellschaftlichen Leben in der Stadt interessant sind, sind ebenfalls Filme, Karten, Pläne, Fotografien, Postkarten oder Zeitungsausschnitte einzusehen. Oder Literatur zur Ortsgeschichte. Eine gute Zusammenarbeit besteht hierbei mit dem Historischen Verein. Zur 1050-Jahr-Feier hat Düren festgestellt, dass es nur rechtswirksame Abschriften des verlorenen Originals der Kaiserurkunde Otto I. aus dem Jahr 966 in verschiedenen Formen gibt. Sein Bestreben ist es, die zeitlich möglichst weit zurückreichende ausfindig zu machen.

(cole)
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