Wegberg Vom Fell-Beinkleid zur veredelten Jeans

Wegberg · Im Museum für Europäische Volkstrachten steht die Hose mit ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen im Laufe der Jahrhunderte im Mittelpunkt einer Ausstellung. Sie ist eng mit dem jeweils vorherrschenden Zeitgeist verbunden.

 Die Geschichte der Hose wird in Beeck präsentiert. Die Besucher können die Objekte die Wanderausstellung anschauen, anfassen macht aber ebensolche Freude, wie sich bei der Ausstellungseröffnung zeigte.

Die Geschichte der Hose wird in Beeck präsentiert. Die Besucher können die Objekte die Wanderausstellung anschauen, anfassen macht aber ebensolche Freude, wie sich bei der Ausstellungseröffnung zeigte.

Foto: Jürgen Laaser

Belastbar und robust: So mussten die Hosen für die Goldgräber in Amerika beschaffen sein. Der deutsch-amerikanische Industrielle und spätere Jeans-Miterfinder Levi Strauss wanderte im Jahr 1847 nach San Francisco aus und vertrieb zunächst Segeltuch für Zelte und Planen. Die zusammen mit Schneider Jacob Davis entwickelte Latzhose mit Trägern, aufgesetzten Taschen und doppelten Nähten stellte die erste Form der Jeans, auf die sie 1873 ein Patent erhielten, dar. So zu erfahren und zu sehen in der Ausstellung "Die Hose bewegt" im Museum für Europäische Volkstrachten, die diesem weltweit beliebten Kleidungsstück einen ganzen Raum widmet.

Ebenfalls äußerst interessant und aufschlussreich: Die in einem anderen Raum gezeigten Hosen. Darunter befindet sich etwa ein Exemplar, das einem "Brog" - das erste gefundene Beinkleid aus dem 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus - mit von Hand erstellten Nähten und zeitweiliger Lagerung im Boden nachempfunden ist. Aus Wolle, Leinen oder Tierfellen stellten die Menschen sie in der Eisenzeit her. "Beinlinge" aus dem 11. Jahrhundert und eine "Strumpfhose" aus dem 15. Jahrhundert präsentieren Mode aus dem Mittelalter, die in der Renaissance mit farbenfrohen Gewändern aus Brokat, Damast und Samt aufwartet. Die langen Beinkleider "Pantalons" aus der Biedermeierzeit (19. Jahrhundert) und bestickte Schlaghosen der 1960er und 1970er Jahre geben ebenso Aufschluss über gesellschaftliche Normen und dem Streben nach individuellem Ausdruck.

Die Hintergründe zur Entstehung der Wanderschau, deren Exponate die Studentinnen Magdalena Richter, Marlene Nordhausen (beide Design) und Barbara Rieger (Produktentwicklung) von der Hochschule Niederrhein, Fachbereich Textil, in Kooperation mit der Bekleidungsfirma Gardeur und dem Theater Krefeld-Mönchengladbach zusammengestellt wurden, erläuterten Gregor Laufenberg (Mitarbeiter bei Gardeur und Vereinshelfer) und Projektbetreuerin Hildegard Schiffmann-Bürschgens (Hochschule Niederrhein) bei der Ausstellungseröffnung in Beeck. Die Schau sollte an verschiedenen Orten zeigbar sein und die Entwicklung der Hose zeitlich möglichst weit zurückverfolgen. Die Studentinnen hätten das Kleidungsstück mit originellen Präsentationsformen gut in Szene gesetzt, lobten beide. Anfassen und fühlen sei ausdrücklich erlaubt.

Heimatvereins-Geschäftsführer Dieter Göris bedankte sich für die Hilfe vieler Ehrenamtlicher bei der Sanierung im Erdgeschoss. Allen voran hatten sich Heinz Schlömer, Jürgen Kraemer und Werner Reiners seit Ende vergangenen Jahres eingebracht. Von Firmen erhielt der Verein Sachspenden. Die Hoffnung, dass viele Schulklassen die bis in die moderne Zeit reichende Schau besuchen, äußerte Stellvertretende Bürgermeisterin Dr. Monika Broy.

(cole)
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