Wegberg Zwänge und Leiden meisterhaft inszeniert

Wegberg · Friedrich Schiller beschäftigte sich in dem bedeutenden Bühnenwerk "Don Carlos" mit mehreren großen Themen. Musik und Inszenierung bildeten während des Theaterabends im Wegberger Forum eine Brücke in die heutige Zeit.

Wegberg: Zwänge und Leiden meisterhaft inszeniert
Foto: Achim Zeppenfeld/Theatergastspiele Kempf

Fünf Jahre lang hat sich Friedrich Schiller mit gelegentlichen Unterbrechungen mit dem Geschichtsdrama "Don Karlos" befasst. Uraufgeführt wurde es am 29. August 1787 in Hamburg. Aufgrund seines Gedankenreichtums, seiner plastisch gearbeiteten Gestalten und Leidenschaftlichkeit gilt es als eines der bedeutendsten Werke der deutschen Bühnenliteratur. Im Wegberger Forum präsentierten die Theatergastspiele Kempf "Don Karlos", das Schauspiel von Friedrich Schiller, das vor vier Jahren in Waldkraiburg Premiere feierte.

Musik und Inszenierung stellten dabei die Verbindung zur Moderne her. "Don Karlos" handelt vom Infant Don Karlos (Manuel Klein), Sohn von Philipp II., König von Spanien (Wolfgang Grindemann), der unglücklich in seine Stiefmutter Elisabeth (Sarah-Jane Janson), die ihm einst als Braut versprochen war, verliebt ist. Sein Freund, der Malteserritter Marquis von Posa (Julian Weigend), macht den Kronprinz auf die Grausamkeit aufmerksam, mit der dessen Vater die spanischen Truppen in den niederländischen Provinzen wüten lässt. Von Posa setzt sich für die Vision eines gerechten Staates ein, die aber am Widerstand des Königs zu zerbrechen droht. Die Dame der Königin, Prinzessin von Eboli (Christa Pasch), wird aufgrund ihrer unerwiderten Liebe zu Don Karlos zur Rächerin und schmiedet Pläne gegen ihn.

Recht düster begann die Vorstellung im Forum. Vor schwarzen Stellwänden mit zwei Standelementen redeten schwarz gekleidete Personen auf den am Boden liegenden, hell angezogenen Don Karlos ein. "Er liebt ohne Hoffnung" riefen sie - Don Karlos' unglückliche Liebesbeziehung war Thema.

Im Folgenden sorgten scheinbar kunstvolle Türbauten oder ein Kreuz für passende Kulissen in der Stadt Madrid oder für die Betstunde der Königin. Einige Gittermatten symbolisierten den Ort, in dem der Prinz später gefangen gehalten wurde und schließlich zusammen mit seiner Stiefmutter Opfer der Inquisition wurde. Kostüme und Sprache versetzten dabei die rund 330 Zuschauer ganz in die Zeit vor mehr als 200 Jahren. Einzelne lautstarke, teils rockige Musikeinlagen sowie recht modern inszenierte Szenen mit König und betriebsamem Leben am Hofe stellten wirkungsvoll die Verbindung zur Gegenwart her.

Friedrich Schiller hatte in "Don Karlos" Leitmotive vorangegangener Dramen aufgegriffen: Die Vater-Sohn-Beziehung aus den "Räubern" und "Kabale und Liebe" und den Kampf gegen Tyrannei für die Freiheit aus "Fiesco". Neu ist hier das Motiv der Freundschaft, die auch eine politische Bedeutung erhält.

In spannungsvoller, mitreißender Spielart ließ das Schauspiel-Ensemble innere Zwänge, Leiden und Idealismus auf der Bühne lebendig werden. Vor allem Königssohn und Freund von Posa durchlebten stark konfliktbeladene Situationen, die die Schauspieler meisterhaft darstellten. Das Publikum ließ sich ganz von der Wortgewalt und Theatralik gefangen nehmen.

(cole)
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