Wermelskirchen 100 Notfälle hinter verschlossenen Türen

Wermelskirchen · Die Feuerwehr rückt durchschnittlich zweimal in der Woche aus, um Türen zu öffnen und verunglückte Personen zu helfen. Dies immer in Absprache mit der Polizei. Modernste Sicherungssysteme bereiten aber mittlerweile Probleme.

Wermelskirchen: 100 Notfälle hinter verschlossenen Türen
Foto: Hertgen Nico

Es sind Einsätze, die recht häufig sind, aber weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ablaufen: Etwa 100-mal im Jahr öffnen Feuerwehrleute der Feuer- und Rettungswache Vorm Eickerberg verschlossene Türen. In den meisten Fällen liegt dahinter ein hilfloser Mensch, dessen Leben oder Gesundheit in Gefahr ist. Oder ein Brandmelder ist angesprungen.

Für die meisten Einsätze dieser Art, die statisch bei der Feuerwehr unter "Technische Hilfeleistung" fallen, sorgen aufmerksame Nachbarn. Da quillt über mehrere Tage der Briefkasten über, oder die Rollläden werden nicht bewegt. Für Holger Stubenrauch, Leiter der Feuerwehr, und seine Mitarbeiter ist dies Tagesgeschäft. "Wir rücken aus, und während wir auf der Anfahrt sind, muss die Leitstelle schon mal checken, ob vielleicht die in der Wohnung oder im Haus lebende Person nicht unbemerkt von den Nachbarn in den Tagen vorher ins Krankenhaus eingeliefert wurde." So etwas könne natürlich in der Anonymität auch in einer Kleinstadt mal passieren. "Deshalb ist es immer gut, wenn die Nachbarschaft funktioniert."

Die Gründe, warum die Feuerwehr zu solchen Einsätzen gerufen wird, sind vielfältig: Zum Beispiel bekommen die Zentralen der Hausnotruf-Einrichtungen keine Rückmeldung von den Personen, die vielleicht hilflos in der Wohnung liegen, aber noch einmal den Hausnotruf betätigt haben. Oder eine gestürzte Person hat bei Bewusstsein noch den Notruf 112 gewählt, kann aber nicht mehr aufstehen. Oder das Essen steht auf dem Herd, und die dort lebende Person hat sich ausgesperrt; oder einer Mutter ist die Tür zugefallen, in der Wohnung ist aber ein Kleinkind. Und natürlich sind da auch Rauchmelder, die aktiviert wurden.

 Ein- bis zweimal in der Woche rückt die Feuerwehr aus, um hilflosen Personen in ihrer Wohnung zu retten.

Ein- bis zweimal in der Woche rückt die Feuerwehr aus, um hilflosen Personen in ihrer Wohnung zu retten.

Foto: Werner Krueper

"Wir rücken immer mit zwei Fahrzeugen und sechs Mann aus - dazu, je nach Einsatzart, auch ein Rettungswagen und ein Notarztwagen. Letzteres entscheidet dann der Disponent auf der Leitstelle. Er hat die Gespräche geführt und weiß besser die Lage einzuschätzen", berichtet Stubenrauch.

Und dann müssen die Feuerwehrleute schnellstens in die Wohnungen. Stubenrauch erinnert sich an einen Einsatz, an dem er selbst die Kettensäge benutzte. "Hinter der Tür lag eine ältere Frau. Sie stöhnte, hatte einen offenen Bruch. Die Tür zur Wohnung war dreifach mit Sperrbalken gesichert. Da gab es kein Auftreten oder andere Mittel. Da musste die Kettensäge ran."

Je nach Lage erkunden die Feuerwehrmänner Möglichkeiten, ohne großen Schaden in die Wohnung zu gelangen. "Auf Kipp gestellte Fenster sind für uns kein Problem", sagt Stubenrauch. "Zwei, drei Minuten, und wir sind drin." Auch das Ziehen von Zylindern in den Türschlössern geht eigentlich schnell - wenn's dagegen modernste Schlösser sind, wird's schwieriger. "Aufbohren geht kaum noch, da das Material der Spezialschlösser sehr hart ist. Es schützt vor Einbrechern, wir kommen aber nicht so schnell rein." Auch das Überwinden von Sperrbalken an Eingangstüren ist mit immer größeren Schwierigkeiten verbunden.

Im Grundsatz gilt: So wenig Schaden wie möglich anrichten. Und: Eine Tür einzutreten, was in einem Notfall auch passiert, ist teurer als eine Fensterscheibe, die eingeschlagen wird. "Wenn Gefahr in Vollzug ist, zum Beispiel wir von einem Herzinfarkt ausgeben müssen, geht's schnell rein. Wie hoch der Schaden dann ist, darüber denken wir nicht nach."

Die Feuerwehrmänner sind auf speziellen Lehrgängen geschult, im Fahrzeug für technische Hilfeleistungen gibt es einen Türöffner-Rucksack mit dem nötigen Zubehör, angefangen von einer Spezialscheckkarte bis zur Bohrmaschine. Werden die Schlösser geöffnet, schließt die Feuerwehr die Türe wieder mit einem Ersatzzylinder. "Davon haben wir immer welche dabei." Die Schlüssel bekommt dann die Polizei.

(RP)
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