Wermelskirchen 125 Jahre Christen in Dhünn

Wermelskirchen · Gestern feierten die Gemeindemitglieder das Jubiläum der Evangelischen Freikirche (EFG). Wir blicken auf die bewegte Geschichte der Gemeinde zurück.

 Blicken auf 125 Jahre EFG Dhünn zurück (v.l.): Detlef Frank (Gemeindeleiter), Olaf Helmer (Leiter Arbeitskreis) und Peter Becker (Gemeindeleiter).

Blicken auf 125 Jahre EFG Dhünn zurück (v.l.): Detlef Frank (Gemeindeleiter), Olaf Helmer (Leiter Arbeitskreis) und Peter Becker (Gemeindeleiter).

Foto: moll

Plakate mit schwarz-weißen und bunten Fotos an den Wänden, ein Jubiläums-Gottesdienst, historische Filme und natürlich Musik - so feierten die Gemeindemitglieder der EFG Dhünn gestern das 125-jährige Bestehen der Freikirche im Dorf. Ein Jahr lang verbrachte ein Arbeitskreis seine Zeit damit, die Geschichte aufzuarbeiten. "Das war ganz schön viel Arbeit, aber es hat sich wirklich gelohnt. Jetzt können wir den Menschen zeigen, wie es in Dhünn und unserer Gemeinde früher ausgesehen hat", sagt Olaf Helmer, Leiter des AK "Jubiläum".

Den Ort, an dem die EFG ihren Ursprung hat, gibt es heute gar nicht mehr. "Geboren" wurde sie im sogenannten Mühlenteich bei Pilghausen - dort fand am 9. Februar 1892 die erste Taufe in der noch jungen Gemeinde statt. Wilhelm und Klara Paffrath, zwei der knapp zehn Gründungsmitglieder, entschieden sich im erwachsenen Alter für diesen Schritt. Heute gibt es sowohl die Pilghausener Mühle als auch den zugehörigen Teich nicht mehr. "Er diente der Gemeinde lange als Taufstelle, fiel aber dem Bau der Talsperre zum Opfer. Heute befindet sich dort der Wanderparkplatz", sagt Helmer.

Eine Woche nach der Taufe im Mühlenteich, trafen sich die Gemeindegründer zum ersten gemeinsamen Gottesdienst im Obergeschoss der Paffraths - auch der Ur-Ur-Großvater von Helmer war dabei. Am Ort der sonntäglichen Treffen hat sich bis heute kaum etwas geändert: Die neue Kapelle steht genau dort - an der Schulstraße 2 mitten in Dhünn. Im Zweiten Weltkrieg fiel die Scheune der Paffraths einem Fliegerangriff zum Opfer. "Dieses eigentlich schlimme Ereignis sorgte dafür, dass die Gemeinde aus den überfüllten Räumen ausziehen und 1949 eine erste eigene Kapelle daneben errichten konnte", sagt Helmer. Zu diesem Zeitpunkt hatte die EFG etwa 50 bis 60 Mitglieder. In den kommenden Jahrzehnten erlebte die Gemeinde einen regen Zulauf. Immer mehr Menschen interessierten sich für die Glaubenslehren und die Gemeinschaft der EFG. In dieser Zeit wurde Helmer geboren. "Es gab eine große Anziehungskraft. Ich erinnere mich noch genau daran, wie voll es immer in der Kapelle war", sagt der 1967 geborene Helmer.

Zur 90-Jahr-Feier 1982 zählte die Gemeinde 225 Mitglieder und war aus der kleinen Kapelle endgültig hinausgewachsen. "Es war dort meist so schlechte Luft, dass einmal sogar jemand von der Kanzel gefallen ist", erinnert sich Helmer mit einem Schmunzeln.

Deshalb entschloss sich die Gemeinde für den Bau einer neuen Kapelle, die auch heute noch das Herz der Gemeinde bildet. Diese steht natürlich immer noch an dem Ort, an dem alles begann - auf dem ehemaligen Grundstück der Paffraths.

Das stetige Wachstum der Gemeinde nahm 1992 bei einem Stand von 290 Mitgliedern ein jähes Ende. "Das war eine sehr unangenehme Zeit, die einen Schnitt durch Familien und Generationen gemacht hat", berichtet Helmer. Damals spaltete sich die Gemeinde nämlich wegen unüberbrückbarer Differenzen auf. "Dabei ging es beispielsweise um unterschiedliche Auslegungen der Bibel und andere Ansichten bei der richtigen Gestaltung von Gottesdienst und Gemeindeleben", sagt Helmer. Als Ergebnis dieser Trennung zog etwa die Hälfte der Gemeindemitglieder nach Dabringhausen und gründete dort eine neue freikirchliche Gemeinde - das Gemeindezentrum Dabringhausen (GZD). Die EFG Dhünn hat heute noch 150 Mitglieder.

"Inzwischen hat aber ein Versöhnungsprozess stattgefunden, so dass die beiden Gemeinden heute herzlich miteinander verbunden sind", sagt Helmer. Denn bei der Jubiläumsfeier gestern sprach auch Willi Abels, Pastor des GZD, einige Grußworte. Auch andere christliche Gemeinden waren vor Ort und feierten gemeinsam das Jubiläum - frei nach dem Motto "Wir Christen in Dhünn".

(RP)
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