Doppel-Interview Eric Weik Und Rainer Bleek Ab Mittwoch hat der SPD-Mann das Sagen

Wermelskirchen · Am Dienstag hat Eric Weik seinen letzten Arbeitstag als Bürgermeister. Ein Treffen mit seinem Nachfolger Rainer Bleek.

Doppel-Interview Eric Weik Und Rainer Bleek: Ab Mittwoch hat der SPD-Mann das Sagen
Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Herr Weik, am kommenden Dienstag ist Ihr letzter Arbeitstag als Bürgermeister - wie ist die Gemütslage?

Weik Es kommt hier bereits mehr Post für Rainer Bleek an als für mich, da wird einem klar, dass die Zeit bald vorbei ist. Es fällt schon schwer, jetzt loszulassen. Es gibt aber noch einiges zu erledigen. Ich habe mich zum Beispiel noch gar nicht damit beschäftigt, mein Büro leerzuräumen - merke aber, dass es langsam Zeit wird (lacht).

Sind Sie noch voll auf das Bürgermeisteramt oder bereits auf die neue Herausforderung bei der IHK in Bochum fokussiert?

Weik Ich arbeite schon seit Monaten für den neuen Job nebenher. Ich habe gedacht, dass es als Bürgermeister weniger stressig wird, wenn feststeht, dass ich nicht mehr kandidiere. Ich bin froh, wenn die Doppelbelastung vorbei ist.

Es gibt noch einige "Baustellen", die Sie Rainer Bleek überlassen.

Weik Das stimmt. Wir müssen noch viele Dinge besprechen. Ein Hauptthema ist die Flüchtlingssituation. Dieses Thema kostet Energie, weil es so wichtig ist und weil es um Menschen geht. In den vergangenen Wochen habe ich den Druck des Bürgermeisteramtes enorm gespürt. Bei der Flüchtlingsaufgabe habe ich fast ein schlechtes Gewissen, dass ich nächste Woche weg bin. Es gibt aber keinen idealen Zeitpunkt für einen Abschied.

Herr Bleek, Sie haben sich den Start als Bürgermeister mit Blick auf die Flüchtlingssituation sicherlich auch anders vorgestellt, oder? Ab Mittwoch stehen Sie in der Verantwortung...

Bleek Das ist richtig. Ich fange nicht auf der grünen Wiese an, sondern in einer Position, in der bereits viele Prozesse in Gang gebracht worden sind und ich mich nun einfügen muss. Die Unterbringung, Versorgung und Integration der Flüchtlinge wird uns in den nächsten Jahren beschäftigen. Es wird eine gewaltige Aufgabe für uns alle. Die Bundespolitik ist diese Thematik blauäugig angegangen - und wir müssen nun sehen, wie wir damit umgehen. Eric Weik hat das Thema Flüchtlinge sehr gut koordiniert.

Herr Bleek, wie schwer fällt Ihnen der Abschied von ihrem bisherigen Job?

Bleek Ich war fast 30 Jahre bei der IKK classic beschäftigt, habe dort als Sachbearbeiter nach dem Studium angefangen und war zuletzt Fachbereichsleiter. Viele Kollegen sind traurig, dass ich gehe. Es gibt bei mir ein lachendes und ein weinendes Auge. Ich plane auf jeden Fall noch eine kleine Abschiedsfeier zu einem späteren Zeitpunkt. Ich muss aber auch zugeben: Die Aufgabe als Bürgermeister ist spannender. Ich freue mich auf die neue Herausforderung, die am Mittwoch beginnen wird.

Wie sehr waren Sie seit dem Wahlsieg in die Themen einbezogen? Wie schwierig wird der Übergang?

Bleek Herr Weik hat mich zu all seinen Veranstaltungen und Terminen seit der Wahl eingeladen. Das hat mir den Zugang deutlich erleichtert, so konnte ich mir in vielen Bereichen schon einmal einen Überblick verschaffen.

Weik Das war bei meinem Amtsantritt 2004 anders. Mein Vorgänger hat mir damals nichts erklärt. Es dauerte Tage, bis ich das Büro nutzen konnte, hier stand kein Computer. Es gab keine Übergabe, lediglich einen riesigen Ordner mit offenen Vorgängen. Ich finde es wichtig, dass Herr Bleek die Chance hat, sich Dinge im Vorfeld anzusehen und Fragen zu stellen. Er muss gut in den Job reinkommen, das ist wichtig für die Stadt.

Herr Weik, brauchen Sie Abstand zu Wermelskirchen?

Weik Auf keinen Fall. Ich will schon wissen, was in der Stadt passiert. Und ich werde in Zukunft oft auch privat hier sein, will aber zurzeit noch keine genauen Termine festmachen. In den vergangenen elf Jahren habe ich viele Freundschaften geschlossen und zu vielen Menschen und Ereignissen eine enge Bindung aufgebaut. Es war eine intensive Zeit. In meinem neuen Job werde ich aber auch genug zu tun haben.

Herr Bleek, wie werden Ihre ersten Tage als Bürgermeister ablaufen?

Bleek Es stehen bereits einige Termine im Kalender. Mein erster öffentlicher Auftritt wird beim Querbacher Treffen am nächsten Samstag sein, dort werde ich ein Grußwort halten. Es ist aber kein Auswärtsspiel für mich, denn ich habe Querbacher Wurzeln. Ansonsten werde ich viele Gespräche mit Mitarbeitern führen, um ihre Sichtweisen kennenzulernen und mich in den Themen zurechtzufinden. Auch zu den Fraktionen werde ich den Kontakt suchen.

Sind Sie nervös, wenn Sie bei Veranstaltungen nun als Bürgermeister zu Gast sein und Reden halten werden?

Bleek Es ist auf jeden Fall etwas Neues, es gibt so viele verschiedene Themen. Ich denke, man wächst mit der Zeit hinein. Mein Vorteil ist, dass ich in Wermelskirchen aufgewachsen bin und schon viele Menschen und Veranstaltungen hier kenne.

Weik Ich musste mich am Anfang auf fast jeden Termin vorbereiten. Am Anfang steht man noch mehr im Fokus: Alle Menschen sind interessiert, was der neue Bürgermeister sagt, wie er sich verhält. Ich war damals aufgeregt. Aber auch nach Jahren ist eine leichte Nervosität gut.

Wann werden Sie im Stadtrat offiziell in Ihr Amt eingeführt?

Bleek Dieser formale Vorgang wird in der nächsten Sitzung am Montag, 26. Oktober, erfolgen.

Weik Zu dieser Sitzung musste ich übrigens noch offiziell einladen, obwohl ich dann nicht mehr hier bin. An dem Abend wird ausgerechnet der erste stellvertretende Bürgermeister Stefan Leßenich Herrn Bleek die Ernennungsurkunde überreichen, bevor dieser die Leitung der Sitzung übernehmen wird.

Herr Bleek, wann war der Zeitpunkt, als Sie den Wahlsieg über Stefan Leßenich tatsächlich realisiert hatten?

Bleek Das habe ich bis heute noch nicht ganz realisiert. Vor der Stichwahl hatte ich das Gespür, dass die Stimmung gut war. Viele CDU-Wähler hatten mir signalisiert, dass sie mich wählen. Aber eine Garantie für einen Wahlsieg ist das eben nicht.

Weik Es dauert lange, bis man so einen Wahlsieg realisiert. Das war bei mir nicht anders. Und bei Herrn Bleek ist es ja jetzt noch eine besondere Situation, da er der erste SPD-Bürgermeister seit 54 Jahren in Wermelskirchen ist.

Bleek Ich bin froh, dass die stressige Zeit mit doppelter Belastung nun vorbei ist. Ich musste den gesamten Wahlkampf mit meinem Beruf vereinbaren. Diese Monate waren eine hohe Belastung.

Wie werden Sie am kommenden Dienstag den Abend verbringen?

Weik Ich hoffe, dass ich nicht zu spät mein Büro hier verlasse. Wenn es gut läuft, rufe ich Herrn Bleek an und frage, ob ich ihm den Schlüssel vorbeibringen kann. (lacht) Am nächsten Tag geht es direkt bei der IHK weiter.

Bleek Ich habe abends noch eine Fraktionssitzung. Vielleicht setze ich mich dann noch einmal mit meinen Söhnen zusammen, und wir probieren gemeinsam den Raki, den ich aus dem Türkei-Urlaub mitgebracht habe. (lacht) Am Mittwochabend sehe ich mir Volker Pispers in der Katt an - das ist ein guter Ausklang des ersten Arbeitstages als Bürgermeister.

Sebastian Radermacher und M. Eickhorn führten das Gespräch.

(RP)
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